Francesco Bagnaia - © Srinivasa Krishnan

© Srinivasa Krishnan – Francesco Bagnaia hat beim GP Malaysia in Sepang „Matchball“ im Titelkampf

(Motorsport-Total.com) – Fällt bereits an diesem Wochenende die Entscheidung darüber, wer MotoGP-Weltmeister 2022 wird? Ducati-Pilot Francesco Bagnaia hat am Sonntag beim Grand Prix von Malaysia in Sepang seinen ersten „Matchball“ im Titelkampf.

Bei aktuell 14 Punkten Vorsprung auf Fabio Quartararo (Yamaha), 27 Punkten Vorsprung auf Aleix Espargaro (Aprilia) und 42 Punkten Vorsprung auf Enea Bastianini (Gresini-Ducati) ist Bagnaia der WM-Titel vorzeitig sicher, wenn er das Rennen am Sonntag gewinnt und Quartararo nicht auf das Podium fährt. Abgesehen davon gibt es noch jede Menge weiterer Szenarien, wie Bagnaia schon in Sepang MotoGP-Weltmeister 2022 werden kann.

Ob er den WM-Titel bereits am Sonntag sicherstellt, oder gegebenenfalls beim Saisonfinale am 6. November in Valencia: Bagnaia wäre im Erfolgsfall erst der zweite Fahrer in der Geschichte der Königsklasse der Motorrad-WM, der den Titel auf einer Ducati erringt. Der bislang einzige, dem das gelungen ist: Casey Stoner in der MotoGP-Saison 2007.

Und dass zuletzt ein Italiener den WM-Titel in der Königsklasse errungen hat, liegt schon ähnlich weit zurück: Valentino Rossi in der MotoGP-Saison 2009. Es war Rossis letzter WM-Titel, sein siebter in der Königsklasse und sein neunter insgesamt.

„So weiterarbeiten wie seit Beginn der zweiten Saisonhälfte“
Drei seiner neun WM-Titel hat Rossi in Sepang sichergestellt. Und eben dort, wo auch an diesem Wochenende wieder gefahren wird, hat auch Bagnaia selber seinen bislang einzigen WM-Titel fixiert. Es war der Titelgewinn in der Moto2-Saison 2018, damals im VR46-Team.

Bei Rossi und dessen VR46-Akademie hat Bagnaia das Handwerkszeug zum Motorradrennfahrer gelernt. Jetzt hat er die große Chance, wie einst sein Mentor nun selber Weltmeister in der Königsklasse MotoGP zu werden. Wie geht der 25-jährige Italiener mit dieser Situation um?

„Natürlich ist der Druck vorhanden. Momentan bin ich aber ziemlich ruhig, denn ich weiß, dass wir gute Chancen haben“, sagt Bagnaia, als er am Donnerstag in Sepang auf mögliche Nervosität angesprochen wird. „Wenn wir so weiterarbeiten wie wir es seit Beginn der zweiten Saisonhälfte getan haben, dann sollten wir gut aussehen.“

Mit Verweis auf seine schier unglaubliche Aufholjagd, die ihn vom elften Saisonrennen (Assen) bis zum 18. Saisonrennen (Phillip Island) sage und schreibe 105 Punkte mehr hat einfahren sehen als es Yamaha-Pilot Quartararo im selben Zeitraum gelungen ist, sagt Bagnaia: „Ich weiß, dass wir in diesem Jahr schon Großes geleistet haben. Jetzt müssen wir es noch zu Ende bringen.“

Wetter in Malaysia „das größte Fragezeichen“ für Bagnaia
„Das größte Fragezeichen wird wohl das Wetter“, spricht der WM-Spitzenreiter auf die wechselhafte Vorhersage für das Malaysia-Wochenende an. Speziell am Samstag und Sonntag könnte es regnen.

„Warten wir einfach mal ab. Eine Prognose zum Wetter abzugeben, das fällt gerade hier immer besonders schwer“, weiß Bagnaia aus den Erfahrungen der Rennwochenenden und auch Testfahrten in Sepang in den vergangenen Jahren.

Auf Nachfrage, welche Bedingungen er am Sonntag bevorzugen würde, antwortet Bagnaia wie aus der Pistole geschossen: „Ganz klar trockene Bedingungen. 20 Rennrunden bei dieser Hitze können sehr gefährlich werden, wenn es nass ist. Ein Fehler ist da ganz schnell passiert. Abgesehen davon glaube ich, dass wir im Trockenen einfach konkurrenzfähiger sind als im Nassen.“

Marc Marquez: Sepang „die letzte Chance“ für Quartararo
Mit dem WM-Kampf in der Moto2-Saison 2018, den er damals gegen Miguel Oliveira austrug, könne man den WM-Kampf in der aktuellen MotoGP-Saison gegen allen voran Fabio Quartararo nicht vergleichen, wie Bagnaia anmerkt: „Die Situation ist komplett anders. Im Vergleich zu 2018 bin ich diesmal viel entspannter.“

Allerdings gibt der Top-Favorit auf den MotoGP-Titel 2022 auch zu: „Morgen, spätestens am Sonntag, könnte sich das ändern. Den Druck spürt man normalerweise erst am Renntag so richtig. Wenn ich jetzt aber anfange, über Druck nachzudenken, dann mache ich mir nur selber Druck.“

Marc Marquez, der das Gefühl des Drucks im WM-Kampf aus vielen Jahren bestens kennt, schätzt ein: „Ich würde sagen, ‚Pecco‘ hat richtig gute Chancen, den Sack schon hier zuzumachen. Gleichzeitig ist es für Fabio die letzte Chance. Er ist jetzt gefordert und muss reagieren.“

„Als ein Champion, der er ist, erwarte ich das von ihm“, so Marquez über Quartararo und weiter: „Wenn er in Valencia noch eine Chance haben will, dann muss er hier noch mehr riskieren als er es auf Phillip Island getan hat. Wir werden sehen, wie es ausgeht.“

Jack Miller: „Wenn ‚Pecco‘ Hilfe braucht, bin ich da“
Und was sagt Bagnaias Ducati-Teamkollege Jack Miller, der selber seit dem unverschuldeten Ausfall beim Heimrennen auf Philip Island nicht mehr zum Kreis der WM-Anwärter 2022 gehört? „In erster Linie fahre ich für mich selbst“, bemerkt der Australier, dem es zwar nicht mehr um den Titel geht, aber um den dritten Platz in der MotoGP-Gesamtwertung 2022. Auf den fehlen ihm derzeit 27 Punkte, wobei noch 50 zu holen sind.

„Ich glaube, der dritte Platz in der WM ist noch erreichbar. Es wird nicht einfach, aber die Jungs da vorne hatten zuletzt nicht gerade einen Lauf“, sagt Miller und meint damit nicht etwa seinen Teamkollegen Bagnaia, sondern Aleix Espargaro und Enea Bastianini, die momentan den dritten und vierten Tabellenrang belegen. „Wenn das so weitergeht, dann habe ich eine gute Chance, weitere Punkte auf sie aufzuholen“, so Miller.

Und wie sieht es mit einer möglichen Unterstützung für Bagnaia im WM-Kampf aus? „Wie schon gesagt fahre ich in erster Linie für mich selbst“, so Miller, der versichert: „Aber wenn ‚Pecco‘ Hilfe braucht, bin ich da. Die Situation ist mittlerweile ein bisschen anders als noch auf Phillip Island. Ich kann mich jetzt mehr auf mein eigenes Rennen konzentrieren.“

„Eines ist aber auch klar“, so Miller weiter. „Egal, ob es um den WM-Titel geht oder um Platz 15 oder Platz 16: Dein eigener Teamkollege ist derjenige, den du auf keinen Fall aus dem Rennen reißen willst. Deshalb fährt man in direkter Nähe mit Vorsicht. Zumindest ich mache das so.“

Text von Mario Fritzsche, Co-Autor: Oriol Puigdemont

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