Alex Lowes - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Alex Lowes kontrollierte seine Reifen deutlich besser als Alvaro Bautista

(Motorsport-Total.com) – Nach dem Verlust von Speerspitze Jonathan Rea und den durchwachsenen Wintertests waren die Erwartungen im Lager von Kawasaki vor dem Saisonauftakt nicht besonders groß.

Doch auf Phillip Island (Australien) überraschten die Ex-Champions die Konkurrenz, holten mit Alex Lowes zwei Laufsiege und übernahmen die WM-Führung.

Der Grundstein für die Erfolge wurde beim Test am Dienstag gelegt. Alex Lowes konzentrierte sich mit seiner Crew auf die Reifenhaltbarkeit. Die harte Arbeit schien durch die Einführung eines Pflicht-Boxenstopps ihre Bedeutung verloren zu haben. Doch am Sonntag kam es anders.

Lowes gewann das zweite Rennen, weil er im finalen Teil des Rennens die besten Reifen hatte. Während der Hinterreifen an Alvaro Bautistas Ducati vollkommen am Ende war, konnte Lowes weiterhin attackieren und stellte den Sieg im zweiten Hauptrennen mit einem spektakulären Manöver sicher.

Warum Alex Lowes die Erfolge anders wahrnimmt als früher
Erstmals seit dem WSBK-Saisonauftakt 2020 konnte Alex Lowes ein Rennen gewinnen. Die Erleichterung war groß. „Mein Leben hat sich seitdem ziemlich stark verändert“, vergleicht Lowes seine Situation mit der vor vier Jahren. Mittlerweile ist der Brite Vater von Zwillingen.

„Ich nehme den Rennsport anders wahr“, erkennt Lowes. „Ich würde nicht behaupten, dass es mir nicht mehr so viel bedeutet. Im Gegenteil: Es ist das Wichtigste für mich. Ich arbeite tagtäglich dafür. Doch ich denke, es fällt mir jetzt leichter, das alles zu genießen.“

„Wenn ich einen so tollen Tag erlebe, dann genieße ich ihn auch. Wenn man nicht so regelmäßig dieses tolle Gefühl von Siegen genießen kann, dann wird es umso intensiver“, erklärt der Kawasaki-Pilot, der in den vergangenen Jahren viele Rückschläge verkraften musste.

„Ich erlebte zusammen mit dem Team einige schwierige Momente“, bestätigt Lowes und bedankt sich bei seiner Mannschaft: „Sie haben mich immer zu 100 Prozent unterstützt. Das weiß ich sehr zu schätzen und freue mich, dass ich etwas zurückgeben kann.“

Alex Lowes warnt: Phillip Island ist kein guter Gradmesser
Gleichzeitig ist sich Lowes bewusst, dass Phillip Island in der Vergangenheit für einige überraschende Ergebnisse sorgte. „Wir dürfen nicht zu viel in dieses Rennen hineininterpretieren“, warnt er.

„Wir wissen, dass dies eine besondere Strecke ist, aber man muss das Rennen trotzdem gut managen und das Motorrad muss den Reifen schonen“, bemerkt der Kawasaki-Pilot und freut sich: „Ich denke, mein Reifen war am Ende des Rennens der beste.“

„Ich weiß, dass noch Strecken kommen, auf denen wir nicht so stark sind. Mein Ziel ist es, die Rennen zu genießen“, nennt der WM-Führende seine Herangehensweise. „Es ist lange her seit unserem letzten Sieg, aber wir haben hart gearbeitet.“

Große Erleichterung: Tränen nach dem Sieg im Superpole-Rennen
Bereits am Sonntagmittag fiel Lowes eine große Last von den Schultern, als er im Sprintrennen als Erster ins Ziel fuhr. „Nach dem Sieg im Superpole-Rennen war ich sehr emotional. Ich glaube, ich habe in der letzten Runde geweint“, gesteht er.

„Im zweiten Rennen hatte ich das Gefühl, dass ich noch größere Chancen habe, wenn das Rennen länger ist“, bemerkt er. Die Nachricht, dass die Fahrer in den beiden Hauptrennen zum Radwechsel an die Box kommen müssen, kam bei Lowes nicht gut an.

„Nach den Tests vor dem Rennen am Dienstag war ich ein wenig enttäuscht, denn meine Reifen sahen gut aus. Wir haben wirklich hart daran gearbeitet, das Motorrad in diesem Jahr geschmeidiger und einfacher zu handhaben zu machen“, verrät er.

Clevere Rennstrategie von Ex-Rea-Crewchief führt zum Erfolg
Nach dem Start hielt sich Lowes aus den Zweikämpfen heraus. „Zu Beginn ging es sehr chaotisch zu. Ich verlor deshalb einige Positionen. Doch dann realisierte ich, dass ich ein sehr gutes Renntempo habe“, schildert er.

„Beim Neustart kam ich gut weg und behauptete mich in den Top 4. Es war ein bisschen entspannter, weil Toprak (Razgatlioglu) nicht mehr dabei war“, scherzt Lowes. „Wenn man gegen ihn fährt, dann muss man immer ein bisschen defensiver verteidigen, weil er es sonst immer probiert.“

Zu den beiden Ducatis an der Spitze klaffte zwischenzeitlich eine Lücke. Es sah so aus, als ob Alvaro Bautista und Michael Rinaldi den Sieg unter sich ausmachen. Doch dann fiel zuerst Rinaldi wegen Reifenproblemen zurück und in der letzten Runde erwischte es auch Bautista.

„Als sich das Rennen etwas beruhigt hatte, fiel es mir schwer, Bautista und Rinaldi zu folgen. Pere (Riba, Crewchief; Anm. d. Red.) meinte vor dem Rennen, dass ich sehr sanft fahren soll. Doch es ist schwierig, 1:28er-Runden auf Phillip Island zu erreichen und dabei sanft zu fahren. Der Reifen fühlte sich gut an. Ich bekam vier Runden vor Rennende mit, dass die anderen Fahrer etwas zu kämpfen haben. Ich war sehr entspannt und wartete auf die letzte Runde“, erklärt Lowes seine Taktik.

Spannende letzte Runde: Alex Lowes überholt außen!
In der letzten Runde ging es wild zu. „Locatelli überholte mich in Kurve 4 und mir war klar, dass er auf das Heck von Bautista zusteuert. Deshalb fuhr er nach außen und ich hielt meine Linie“, kommentiert Lowes die Szene, in der Andrea Locatelli zu Sturz kam. „Ich machte einen Plan für die letzte Runde und dieser ging auf.“

Zwischen Kurve 8 und Kurve 9 setzte sich Lowes neben die Ducati mit der Nummer 1. „Alvaros Motorrad war sehr unruhig und er konnte nicht gut in die Kurven hineinfahren. Ich fuhr dahinter und versuchte, den Reifen so gut wie möglich zu schonen. Ich bin natürlich sehr zufrieden. Es war ein großer, wichtiger Winter, in dem wir viele kleine Details verändert haben. Ich bin jetzt fit und stark, was mein Selbstvertrauen stärkt“, so Lowes.

Neuzugang Axel Bassani verpasst die Top 10
Nicht ganz so erfreulich verlief der Saisonauftakt für Kawasaki-Neuzugang Axel Bassani. Bereits bei den Wintertests deutete sich an, dass der Italiener mit der Umstellung von der Ducati zur Kawasaki zu kämpfen hat. In Australien fuhr Bassani meist nur im Mittelfeld.

Von Startplatz 15 aus war es für Bassani schwierig, gut in die Rennen zu finden. Das erste Rennen beendete er auf P12, im Sprint kam er auf P11 ins Ziel und auch im finalen Rennen kam er nicht über P11 hinaus, obwohl es einige Ausfälle gab.

„Das Superpole-Rennen ist schwierig, wenn man von hinten startet und es nur zehn Runden sind“, so Bassani. „Rennen zwei war etwas besser, aber es war nicht einfach, weil viele Fahrer dicht beieinander fuhren. Es war nicht einfach, sein eigenes Tempo zu fahren, wenn man sich hinter einem anderen Fahrer befindet.“

„Ich habe versucht, mein Rennen zu managen und auf P8 oder P9 zu kommen, aber in der letzten Runde hat mich Aegerter überholt und nach außen gedrückt. Dadurch habe ich zwei Positionen verloren“, ärgert sich Bassani. „Wir müssen uns verbessern, aber das Gefühl mit dem Motorrad war in diesem Rennen gut. Ich konnte pushen und meine Rundenzeiten konstant halten.“

Text von Sebastian Fränzschky

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