Pol Espargaro - © Gold and Goose / Motorsport Images

© Gold and Goose / Motorsport Images – Pol Espargaro hatte zwei Stürze, hier sein Motorrad nach dem ersten Crash

(Motorsport-Total.com) – Der erste Trainingstag der MotoGP-Saison 2023 wurde von einem schweren Unfall überschattet.

Pol Espargaro stürzte im Nachmittagstraining in Kurve 10 und prallte gegen die Streckenbegrenzung. Der GasGas-Fahrer wurde nach einer Erstversorgung in ein Krankenhaus nach Faro gebracht.

MotoGP-Arzt Doktor Angel Charte hat erste Entwarnung gegeben: „Er hatte einen schweren Sturz mit einer großen polytraumatischen Prellung des gesamten Rückens samt Lenden- und Kreuzbeinwirbel. Die Halswirbelsäule ist in Ordnung.“

„Neurologisch geht es ihm gut, er hat zu keinem Zeitpunkt das Bewusstsein verloren.“ Mittlerweile wurde bestätigt, dass sich Pol Espargaro eine Lungenquetschung, einen Kieferbruch und einen gebrochenen Rückenwirbel zugezogen hat.

Nach der Unterbrechung setzten die restlichen Fahrer das Training fort. Aber die Kritik an der Sicherheit der Portimao-Rennstrecke war am Abend deutlich zu hören. Fast jeder Fahrer äußerte seinen Unmut dazu.

„Seit vier Jahren verlangen wir, dass die Sicherheit dieser Strecke verbessert werden muss“, hält Francesco Bagnaia fest. „Als ich im ersten Jahr mit meinem Team die Strecke abgegangen bin, habe ich Franco Uncini Fotos von den Kiesbetten geschickt. Die Steine waren zu groß.“

„Im Vorjahr habe ich Steine mit an die Box gebracht, aber alle haben nur gelacht. Nichts wurde verändert. Schon beim Sturz von Martin hätte man das Problem erkennen müssen. Sie hatten Zeit für Änderungen. Wir müssen darüber in der Sicherheitskommission sprechen.“

In Portimao wurde zum ersten Mal im Herbst 2020 gefahren. Im Frühling 2021 zog sich Jorge Martin bei einem Sturz mehrere Verletzungen zu und musste vier Rennen pausieren. Beim Test vor zwei Wochen zog sich Fabio di Giannantonio bei einem Sturz eine Gehirnerschütterung zu.

Und nun krachte Pol Espargaro gegen die Streckenbegrenzung. „Ich habe keine Erklärung dafür, warum an dieser Stelle kein Airfence steht“, sagt dessen Bruder Aleix Espargaro fassungslos. „So schnell wie unsere Bikes fahren, müssten überall Airfences stehen.“

„Pols Sturz war auch eine Folge seiner Geschwindigkeit aus der vorherigen Kurve. Mit den vielen Flügeln und dem Anpressdruck fliegen die Motorräder durch die Kurven. Von einer Gerade zur nächsten sehen die Strecken immer kürzer aus.“

Dass die Kiesbetten in Portimao gründlich überarbeitet werden müssten, ist seit vier Jahren bekannt und in jedem Jahr ein Thema. „Aber die Strecke macht nichts“, hält Luca Marini fest, dass die Bemühungen der Fahrer bisher ins Leere gelaufen sind.

Marc Marquez: „Morgen muss dort ein Airfence stehen“
Andererseits ärgert es die Fahrer, dass in der Kurve von Pol Espargaros Sturz keine Airfences platziert sind. „Wen Pol die Begrenzung getroffen hat“, sagt Marc Marquez und betont: „dann müssen sie dort morgen Airfences aufstellen – und nicht nächstes Jahr.“

Sein Teamkollege Joan Mir war schockiert, als er beim Unfall gesehen hat, dass an dieser Stelle keine Airfences aufgebaut waren: „Derjenige, der dafür verantwortlich ist, muss dafür sorgen, dass dort Airfences stehen. Es ist eine gefährliche Stelle.“

Seit diesem Jahr ist Tome Alfonso Ezpeleta der neue FIM-Sicherheitschef und damit auch für die Abnahme der Rennstrecken zuständig. Freitagabend wurde mit den Fahrern in der Sicherheitskommission über die Kritikpunkte diskutiert.

Kritik am neuen Zeitplan
Im Fokus steht auch das neue Wochenendformat und der Zeitplan. Das zweite MotoGP-Training ist von 15:00 bis 16:00 Uhr Ortszeit geplant. Zunächst gab es eine lange Unterbrechung wegen eines Stromausfalls im Fahrerlager und später für den Unfall von Pol Espargaro.

Somit ging das Training erst um 17:00 Uhr Ortszeit zu Ende. Im vergangenen Jahr fuhr die MotoGP ihre Sessions immer zwischen der Moto3 und der Moto2. Das zweite Training fand in der Regel zwischen 14:10 und 14:55 Uhr statt – also deutlich früher.

„Hier in Portimao ist es okay, es hat 24 Grad Celsius. Aber wie sieht es in Deutschland oder in Assen um 17:00 Uhr aus“, wirft Aleix Espargaro in den Raum. „Das zweite Training ist wie ein Qualifying. Eigentlich ist es wichtiger als ein Qualifying.“

„Ob man als Fünfter oder als Siebter startet, macht keinen Unterschied. Ob man heute Siebter oder Elfter ist, macht einen großen Unterschied. Im zweiten Training riskieren wir am meisten. Und das in einigen Ländern, wo es kalt ist, um 17:00 Uhr zu machen, ist nicht die beste Idee.“

Diesem Argument stimmt auch Mir zu: „Wir müssen darüber nachdenken, wie es zum Beispiel in Le Mans um 17:00 Uhr ist. Hier in Portimao ist die Temperatur mehr oder weniger okay. Aber wir müssen darüber nachdenken und dieses neue Format verbessern.“

Auch Oliveira und Binder mit Schmerzen
Abgesehen von Pol Espargaro hatten auch zwei weitere Fahrer am Freitag mit Schmerzen zu kämpfen. Miguel Oliveira bezeichnete den Tag als „Albtraum“: „Das Training hat um 15:00 Uhr begonnen und wäre um 16:00 Uhr zu Ende gegangen. Das ist schon nicht ideal.“

„Dann gab es die Verzögerungen. Es ist ein Albtraum.“ Es gab in beiden Trainings insgesamt elf Stürze. Oliveira war direkt vor Pol Espargaro auf der Strecke, als beide praktisch zeitgleich in der gleichen Kurve stürzten – aber Oliveira hatte etwas mehr Glück.

„Ich bin gestürzt, weil der Hinterreifen zu kühl war“, schildert der Portugiese. „Im ersten Moment habe ich gedacht, dass mich Pols Motorrad getroffen hat. Aber dann habe ich verstanden, dass ich alleine gestürzt bin und am Eingang von Kurve 11 einen Highsider hatte.“

„Glücklicherweise habe ich nur Blutergüsse an meinem linken Fuß und beim Bein. Wir waren in unserer Runde aus den Boxen. Pol ist hinter mir hinausgefahren. Vielleicht wollte er eine Referenz haben. Ich glaube, dann hat Vinales seine schnelle Runde beendet.“

„Ich wusste es nicht und bin auf die Seite gefahren. Dadurch habe ich den Hinterreifen nicht gut aufgewärmt. Als ich dann zu Kurve 11 gekommen bin, war der Reifen zu kalt.“ Weil er sich nicht wohlfühlte, sagt Oliveira seine Medientermine am Abend ab.

Auch Brad Binder musste sich um eine Verletzung kümmern. Vor zwei Wochen ist der KTM-Fahrer am Ende des letzten Testtages gestürzt. Nun klagte er am Vormittag über plötzlich aufgetretene Nackenschmerzen.

„Brad wurde im Medical Center am Nacken behandelt“, berichtet Teammanager Francesco Guidotti. „Im Vormittagstraining hatte er unerwartet Schmerzen und konnte nicht richtig fahren. Am Nachmittag ist er normaler gefahren, aber die Schmerzen haben seine Konzentration gestört. Um sicherzugehen, machen wir eine Computertomographie.“

Text von G.Dirnbeck, Co-Autoren: O.Puigdemont, G. Garcia Casanova

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