Johann Zarco - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Johann Zarco war sauer auf Marc Marquez, der die Schuld nicht bei sich sah

(Motorsport-Total.com) – Die Kollision von Marc Marquez und Johann Zarco im zweiten Training der MotoGP auf dem Sachsenring sorgte für beängstigende Bilder.

Marquez kam am Freitagnachmittag beim Anbremsen von Kurve 1 zu Sturz und torpedierte Zarco, der mit seiner Ducati aus der Boxengasse fuhr und zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Nach dem Vorfall wurde intensiv über die Schuldfrage, das Verhalten der Beteiligten nach dem Crash, aber auch über eine Lösung für die Zukunft gesprochen. Denn hätte Zarco nicht blitzschnell reagiert und sich auf den Einschlag vorbereitet, dann wäre die Kollision nicht so glimpflich ausgegangen.

Marc Marquez und Johann Zarco waren nicht die einzigen Fahrer, die in Kurve 1 Glück im Unglück hatten. Es kam zu einer ähnlichen Szene, als Maverick Vinales stürzte und ganz knapp die Ducati von Alex Marquez verfehlte.

Es wurde offensichtlich, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich ein Fahrer ernsthaft verletzt. In der MotoGP-Sicherheits-Kommission am Freitagabend war die Boxenausfahrt in Kurve 1 ein großes Thema.

Aleix Espargaro versteht die Diskussion über die Schuldfrage nicht
„Wir haben in der Sicherheits-Kommission über die Szene gesprochen, aber auch über die von Maverick (Vinales) und Alex (Marquez)“, berichtet Aprilia-Pilot Aleix Espargaro, der bei Themen zur Sicherheit immer einer derjenigen ist, die sich stark einsetzen.

„Es war ein Rennvorfall, doch ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass der Fahrer, der auf die Strecke fährt, die Verantwortung trägt. Da gibt es gar keine Diskussion“, stellt Aleix Espargaro klar und bestätigt damit das, was Marc Marquez nach dem Vorfall am Freitag sagte.

„Wenn irgendjemand die Kollision hätte vermeiden können, dann Zarco“, stellte Marc Marquez am Freitagabend klar, als er über die Szene sprach. Landsmann Aleix Espargaro stimmt zu: „Ich verstehe die Diskussion nicht. Klar, man jemanden vorwerfen, ob er sich entschuldigt hat oder nicht. Doch was die eigentliche Aktion angeht, gibt es keine Frage.“

„Man muss die blauen Flaggen respektieren und vom Gas gehen, damit der andere Fahrer vorbeifahren kann“, fordert Aleix Espargaro. „Es gibt an dieser Stelle drei Marshalls, die blaue Flaggen zeigen. Wenn jemand kommt, dann wartet man einfach.“

„Es war auf jeden Fall nicht Marcs Schuld“, betont Aleix Espargaro, der zusammen mit Marc Marquez bei der Sicherheits-Kommission war. Johann Zarco verzichtete auf das Treffen und versuchte, sich vom ereignisreichen Auftakt am Freitag abzulenken.

Warum Johann Zarco nicht an der Sicherheits-Kommission teilnahm
Zarco war am Freitag genervt von den vielen Diskussionen zum Crash in Kurve 1. „Wir haben am Freitag ein Level erreicht, bei dem ich mir dachte, dass es besser ist, wenn ich nichts dazu sage“, bemerkt der Franzose.

„Ich verpasse es meistens, weil ich mich ausruhe oder aktive Regeneration betreibe, indem ich Rad fahre. Doch ich vertraue den anderen Fahrern, wenn sie über die Sicherheit auf der Strecke sprechen“, begründet Zarco seine unregelmäßige Teilnahme an der Sicherheits-Kommission.

„Die Debatte nach der Kollision war schlimmer als der eigentliche Crash“, bemerkt der Pramac-Ducati-Pilot. „Vielleicht hätte ich es vermeiden können. Man fährt hier aus der Boxengasse, geht ans Gas, dann bremst man und schaut sich um. Ich fuhr innerhalb des Korridors und war noch nicht auf der Strecke. Dann traf mich ein Geschoss.“

„Es ist einfach, zu behaupten, dass ich es hätte vermeiden können“, ärgert sich Zarco über einige Kommentare seiner Kollegen und ist der Meinung, dass man in Kurve 1 nicht mehr als 100 Prozent geben sollte, wenn andere Fahrer auf die Strecke kommen.

„Wenn ich sehe, dass jemand aus der Boxenausfahrt kommt und die blaue Flagge geschwenkt wird, dann setzt ein Instinkt ein, der mir sagt, dass ich nicht in Kurve 1 stürzen darf. Doch so denkt nicht jeder“, bedauert der Ex-Moto2-Champion.

Rennleitung wendet sich mit Warnung an die Teams
Die Rennleitung wendete sich am Samstagmorgen mit einer Mitteilung an die Teams und sensibilisierte die Beteiligten noch einmal: „Die Verantwortung für eine sichere Boxenausfahrt liegt bei dem Fahrer, der aus der Boxengasse ausfährt. Die blaue Flagge muss respektiert werden.“

„Die blaue Flagge, die sich an der Einmündung der Boxenausfahrt in die Strecke befindet, wird für den ausfahrenden Fahrer geschwenkt, um ihm zu signalisieren, dass sich Fahrer auf der Strecke nähern“, teilte die Rennleitung den Teams mit.

„Erinnern Sie Ihre Fahrer zu Ihrer eigenen Sicherheit und zur Sicherheit aller Fahrer daran, auf die blauen Flaggen zu achten und auf der Strecke nach herannahenden Motorrädern Ausschau zu halten, um eine sichere Ausfahrt aus der Boxengasse zu gewährleisten“, endet die Warnung.

Wie lässt sich das Problem in Kurve 1 lösen?
Doch selbst das vorsichtige Fahren auf die Strecke verhindert keine Kollisionen, wenn ein Fahrer in Kurve 1 stürzt und dann in denjenigen kracht, der die Boxenausfahrt verlässt. „Vielleicht sollte es hier eine Regel geben, dass man anhalten muss, wenn blaue Flaggen gezeigt werden“, grübelt Sachsenring-Sieger Jorge Martin.

Jorge Martin wünsch sich, dass die Teilnahme an der Sicherheits-Kommission zur Pflicht wird, damit die Meinungen aller Fahrer gehört werden. Gleichzeitig ist sich der Spanier bewusst, dass es auf Grund der vielen Termine schwierig ist, alle Fahrer für 30 Minuten zusammenzubringen.

Ducati-Werkspilot Francesco Bagnaia wird konkreter: „Wir brauchen eine Regel, die besagt, dass man anhalten muss, wenn ein anderer Fahrer kommt.“ Auch Bagnaia hat oft zu kämpfen, seine Teilnahme an der Sicherheits-Kommission zu realisieren.

„Unser Zeitplan ist im Moment sehr intensiv. Wenn es nicht perfekt läuft, dann verbringt man viel Zeit mit den Ingenieuren“, bemerkt Bagnaia. „Ich versuche aber, dabei zu sein, weil jede Sichtweise hilfreich ist.“

Text von Sebastian Fränzschky

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