(Motorsport-Total.com) – Das MotoGP-Rennwochenende in Brünn zeigte einmal mehr, wie sehr Yamaha derzeit mit der Konkurrenz zu kämpfen hat.
Fabio Quartararo und Alex Rins blieben einmal mehr in der zweiten Reihe stecken und machten anschließend keinen Hehl aus ihrer Frustration über das aktuelle Yamaha-Paket.
Im zehn Runden kurzen Sprint am Samstag konnte Quartararo mit Platz 5 zumindest einige WM-Punkte mitnehmen. Doch die Zeitabstände sprachen eine deutliche Sprache.
„Die Realität ist, dass wir mehr oder weniger sechs, sieben Zehntel vom Tempo entfernt sind. Man konnte bei Marc (Marquez; Anm. d R.) am Ende sehen, dass er einfach pushen und eine 59.4 fahren wollte, und wir waren eine Sekunde weg.“
Dabei fehle nicht nur Traktion, betont Quartararo. „Es ist nicht nur eine einzige Sache. Wir werden niemals eine halbe Sekunde nur durch eine Sache finden. Es geht um Traktion, Elektronik, Motor, Aero, viele Baustellen, an denen wir arbeiten. Aber es war gut für mich zu sehen, wo die Stärken der anderen Motorräder liegen.“
Für ihn sei es schwer gewesen, ein Gefühl fürs Motorrad zu entwickeln, insbesondere wegen des großen Unterschieds zwischen dem Qualifying und Rennen: „Es fühlt sich an, als würde ich plötzlich auf einem komplett anderen Motorrad sitzen.“
Teamkollege Rins, der im Sprint auf Platz 18 landete, hatte zwar ebenfalls mit fehlendem Grip zu kämpfen, zeigte sich aber insgesamt etwas optimistischer.
„Ich fühle mich besser als zuletzt auf dem Sachsenring. Klar, der Test hier war vielleicht keine gute Idee, weil wir dort extrem viel Grip hatten, und den konnten wir jetzt bei diesen Bedingungen nicht wiederfinden. Aber grundsätzlich fühle ich mich wohl.“
Hauptrennen: Keine Fortschritte, aber neue Einblicke
Auch im Hauptrennen über 21 Runden konnte Yamaha keine Wunder vollbringen. Quartararo beendete es auf Rang sechs, erneut mit großem Rückstand auf die Spitze.
Dabei versuchte er es mit einem komplett anderen Set-up als im Sprint: „Es war schön, ein anderes Gefühl auszuprobieren, aber die Probleme waren letztlich dieselben.“ Insbesondere die ersten fünf Runden seien ein Desaster gewesen: „Wir verlieren dort massiv Grip, was es schwierig macht, überhaupt in ein Rennen zu finden.“
Ein zentrales Thema in Quartararos Ausführungen war das Bremsverhalten. Während die anderen Hersteller mit beiden Rädern bremsen könnten, sei die Yamaha auf den Vorderradbremsdruck angewiesen: „Wir bremsen nur mit dem Vorderrad. Also muss ich, sobald ich hinter jemandem bin, 20 Meter früher bremsen.“
„Bei den anderen hilft das Hinterrad mit, deshalb werde ich überholt.“ Der Grund liege unter anderem im Motorenkonzept, mutmaßt er: „Mit einem V4 scheint das leichter zu sein. Bei uns ist Vorderradbremse sehr stark, aber wir haben hinten Schwierigkeiten.“
Also ist der Motor der Schlüssel? „Ja, das denke ich. Ich bin mir nicht sicher, denn ich bin kein Ingenieur und habe es nie ausprobiert. Aber Ducati hat ein Chassis, KTM ein anderes und Aprilia auch, und trotzdem sehe ich bei allen dasselbe. Und uns fehlt zu jedem Motorrad dasselbe. Also glaube ich, es hängt mit dem Motor zusammen.“
Was die konkrete Schwäche angeht, die Yamaha am dringendsten beheben sollte, ist sich Quartararo klar: „Wenn wir nur eines verbessern könnten, dann den Grip. Denn das würde die Beschleunigung aus der Kurve verbessern und uns auch beim Bremsen und Einlenken helfen. Da verlieren wir aktuell am meisten.“
Rins: Das Qualifying ist der Schlüssel
Rins kam am Sonntag als 15. ins Ziel und sprach offen über die seine Probleme: „Es ist im Moment wirklich hart. Nicht nur vom Ergebnis her, sondern auch was die Rundenzeiten betrifft. Wir haben kaum Möglichkeiten zu überholen oder uns zu wehren.“
Der Spanier betont, dass die Ausgangsposition eine entscheidende Rolle spiele: „Wenn wir irgendwo ansetzen müssen, dann beim Qualifying. Eine saubere Runde ohne Fehler, in jeder Kurve am Limit. Das fehlt. Ich versuche es, wirklich, aber manchmal schaffen wir es direkt in Q2, und manchmal nicht“, so Rins.
Quartararo gelingt das mit mehr Konstanz, und das spiegelt sich dann im Rennen wider: „Fabio hatte ein gutes Qualifying, war im Rennen vorn dabei, und unsere Zeiten waren nicht Welten auseinander, nur ein paar Zehntel. Alles hängt vom Startplatz ab.“
Auch bei Rins war die Rede von fehlender Traktion, Elektronikproblemen und Motorcharakteristik. Der Fokus des Teams solle nun darauf liegen, zumindest eines dieser Themen gezielt anzugehen: „Wir können nicht alles gleichzeitig lösen. Wir müssen uns ein Problem rauspicken und dort konzentriert arbeiten.“
Insgesamt zeigt sich Rins weiterhin kämpferisch. „Es gibt zwei Wege: aufgeben oder weitermachen. Und wenn ich den ersten gewählt hätte, wäre ich jetzt nicht hier.“
Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Gerald Dirnbeck
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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