(Motorsport-Total.com) – Der Circuito de Jerez – Angel Nieto wurde am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche wieder zum Zentrum der MotoGP-Aktivität. Michelin, der exklusive Reifenausrüster der Weltmeisterschaft, organisierte dort einen privaten Test, um verschiedene Reifenmischungen zu erproben.
Neben Testfahrern wie Pol Espargaro (KTM) war auch der Vizeweltmeister der Superbike-WM, Nicolo Bulega, mit dabei – und das erstmals auf einem MotoGP-Prototypen.
Die Trainings fanden hinter verschlossenen Türen statt, und nur wenige Informationen drangen nach außen, meist über die sozialen Netzwerke der beteiligten Fahrer. Ziel des Tests war es herauszufinden, ob Bulega bereit ist, den verletzten Marc Marquez bei den letzten beiden Rennen der Saison zu ersetzen.
Ducati-Sportdirektor Mauro Grassilli bestätigte bereits in Sepang: „Nicolo wird das MotoGP-Bike in Jerez testen und danach entscheiden wir gemeinsam. Die Absicht ist, dass er in Portugal und Valencia fährt, aber zuerst muss er den Test absolvieren. Er will auf der MotoGP fahren – aber so gut vorbereitet wie möglich.“
Regenchaos in Andalusien
Die Wetterbedingungen machten es den Teams jedoch nicht leicht. Starke Regenfälle am Mittwoch und feuchte Stellen am Donnerstagmorgen verzögerten den geplanten Ablauf. Erst ab Mittag konnte Bulega auf die Ducati GP25 von Marquez steigen. Sie war schwarz verkleidet und mit seiner Startnummer 11 aus der Superbike-WM ausgestattet.
Am Vormittag drehte der Italiener zunächst einige Runden mit der Ducati V4 aus der Superbike-WM, diesmal mit Michelin-Reifen, um sich an deren Verhalten zu gewöhnen – ein wichtiger Schritt, da diese Reifen ein völlig anderes Feedback liefern als die Pirelli-Reifen, die er in der Superbike-WM gewohnt ist.
„Eine MotoGP-Maschine ist etwas ganz anderes als ein Superbike. Die Aerodynamik, die Devices, die Bremsen und all die Knöpfe, die man während der Fahrt bedienen muss. Das alles ist eine ganz neue Welt“, erklärte Bulega im Vorfeld. Doch der Test werde ihm helfen, das gesamte Paket besser zu verstehen.
„Das Risiko, sich zu blamieren, groß“
Schon beim Superbike-Event Mitte Oktober in Jerez hatte Bulega zugegeben, dass diese Gelegenheit für ihn „vielleicht etwas früh“ komme, da er noch nie zuvor eine MotoGP-Maschine gefahren war. Trotzdem war seine Motivation groß.
„Dass ich die MotoGP probieren würde, war Teil meiner Vertragsverlängerung mit Ducati. Wenn der Test jetzt stattfindet, ist das fantastisch. Ich kann mir schnell ein Bild vom Motorrad machen“, sagte er damals und kommentierte auch einen möglichen Ersatz von Marc Marquez bei einem Grand Prix.
„Marc zu ersetzen, wäre natürlich ein Traum. Jeder Fahrer würde das wollen. Aber das Risiko, sich zu blamieren, ist hoch. Das muss man gut managen. Ein bisschen Erfahrung vorher hilft, einen Totalausfall zu vermeiden“, so Bulega.
Der Italiener hatte im Mai seinen Vertrag mit Ducati um zwei Jahre verlängert, inklusive der Rolle als MotoGP-Testfahrer, um seine Erfahrung mit Pirelli-Reifen einzubringen – eine Vorbereitung auf die Zukunft, denn Pirelli wird ab 2027 die MotoGP beliefern, während Michelin die Superbike-WM übernimmt.
Entscheidung gefallen: Bulega springt ein
Update 13:00 Uhr: Freitagmittag hat Ducati schließlich offiziell bestätigt, dass Bulega die beiden letzten MotoGP-Rennen der Saison in Portimao und Valencia bestreiten wird.
„Bulega wird sein MotoGP-Debüt mit dem Ducati Lenovo Team geben und Marc Marquez bei den letzten beiden Rennen der Saison ersetzen“, heißt es in der offiziellen Mitteilung. „In Portimao feiert Nicolo zudem sein 100. Rennen in der Motorrad-WM – ein bedeutender Meilenstein in seiner Karriere.“ 2016 bis 2021 fuhr er Moto3 und Moto2.
„Ich freue mich sehr, eine Saison wie diese mit einer so schönen Überraschung abschließen zu dürfen. Mein MotoGP-Debüt ist ein Traum, den jeder Fahrer hat“, erklärt Bulega.
„Dass ich auf dem Motorrad des Weltmeisters fahren darf, macht das Ganze noch spezieller. Ich habe keine großen Erwartungen, möchte die Erfahrung ruhig angehen, aber ich bin hoch motiviert, mein Bestes zu geben“, so der Italiener.
Gigi Dall’Igna, Generaldirektor von Ducati Corse, betont: „Ich freue mich sehr, Nicola auf der Desmosedici GP zu sehen. Er ist seit 2022 Teil der Ducati-Familie, als wir ihn für die Supersport-WM verpflichteten. Wir haben an ihn geglaubt und er hat dieses Vertrauen mit großartigen Leistungen in der Superbike-WM zurückgezahlt.“
Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: German Garcia Casanova
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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