(Motorsport-Total.com) – Zum ersten Mal seit Misano hatten Fabio Quartararo, Jack Miller und Alex Rins Gelegenheit, die neue V4-Yamaha im Rahmen eines offiziellen Testtages in Valencia zu fahren. Doch statt Euphorie dominierte gemischtes Feedback.

Fabio Quartararo: „Es ist noch zu früh zu sagen, ob ich happy bin oder nicht“

Zwar zeigte das 2026-Projekt vielversprechende Ansätze, doch vor allem beim Basis-Set-up und beim Gefühl für die Front offenbarten sich noch deutliche Baustellen. Ein zweiter, privater Testtag am Mittwoch wird entscheidend sein, um Yamaha dafür die richtigen Lösungsansätze über den Winter zu geben.

Quartararo: „Der V4 fehlt unser stärkster Punkt“
Quartararo betonte nach dem regenbedingt verkürzten Auftakttag, dass der Fokus noch gar nicht darauf gelegen habe, eine Verbesserung gegenüber Misano zu finden.

„Wir mussten zuerst das beste Setting finden. Es ging nicht darum, etwas schon besser zu haben als beim Misano-Test.“ Aktuell habe man jedoch „nichts wirklich Wichtiges“ entdeckt. Von einer guten Basis sei Yamaha momentan noch weit entfernt.

„Wir haben viel Zeit damit verbracht, sehr viele Dinge am Set-up zu ändern, weil uns klar unser stärkster Punkt fehlt: das Gefühl fürs Vorderrad.“ Daher habe er viel Zeit in der Box verbracht und insgesamt nur wenige Runden (46) drehen können.

Er bezeichnete den Tag als „sehr hektisch“, da man primär versucht habe, das Motorrad überhaupt in einen funktionierenden Bereich zu bringen. „Morgen wird wichtig, um einen Weg mit dem Chassis, der Elektronik, dem Motor, der Aero zu finden. Heute ging es vor allem darum, wieder auf dem neuen Bike anzukommen.“

Zur Rundenzeit (1:29.927 Minuten) sagte Quartararo, dass diese mit der neuen Maschine erzielt wurde, allerdings unter Soft-Bereifung und ohne Fokus auf Performance.

Wesentlich sei, den Ingenieuren nun klare Richtungen mitzugeben: „Wir müssen ihnen ganz genau sagen, was wir brauchen. Heute hat uns am Frontend viel gefehlt. Das Bike lag nicht gut in der Kurve, uns fehlt Power und der Grip war anders als erwartet.“

Trotz der Schwierigkeiten gefiel ihm das grundlegend neue Fahrgefühl: „Der Fahrstil ist komplett anders als beim Reihenmotor, aber mir gefällt, wie man den V4 fährt.“ Der Motor sei deutlich sanfter als der bisherige, dennoch fehle ihm klar Leistung.

Miller sieht neuen, aber vielversprechenden Ansatz
Pramac-Pilot Miller zeigte sich nach seinem Testtag auf der V4-Yamaha moderat zufrieden: „Ein ordentlicher erster Tag. Natürlich gibt es noch Arbeit, aber wir sind auf dem richtigen Weg.“ Laut Miller ist der Test vor allem dazu da gewesen, die neue Maschine zu verstehen und ein eigenes Gefühl dafür zu entwickeln.

Er lobte Quartararos starke Zeit, auf die ihm selbst gut neun Zehntel fehlten. Er habe jedoch „klare Punkte“ identifiziert, an denen er bezüglich Feedback und Set-up arbeiten müsse: „Zum Glück haben wir morgen noch einen Tag, um ein paar Details auszubügeln und Richtung Malaysia die nötigen Informationen zu sammeln.“

Zum viel diskutierten Frontgefühl räumte Miller ein: „Die M1 hatte eine bemerkenswerte Front. Wenn man davon kommt, fühlt sich jedes andere Bike wie ein Schritt zurück an.“

Er könne daher die Frustration verstehen, die Testfahrer Augusto Fernandez zuletzt äußerte. Trotzdem zeigte sich Miller optimistisch: „Ja, daran müssen wir arbeiten. Aber sobald wir eine Richtung gefunden haben, wird das eine lösbare Sache sein.“

Technisch ordnete Miller die V4 als eine Mischung aus Eigenschaften verschiedener Hersteller ein: „Sie hat eindeutig Yamaha-DNA. Der Sound geht ein bisschen in Richtung Honda oder KTM. Vom Gewicht und der Trägheit her erinnert sie eher an Ducati. Gleichzeitig hat der Motor seine ganz eigene Charakteristik.“

Entscheidend sei für ihn, dass Yamaha nun komplett auf das neue Projekt setze: „Jetzt, wo das alte Projekt abgeschlossen ist, sind alle Hände frei für die neue Maschine – alleine diese Manpower wird die Entwicklung vorantreiben“, so Miller.

Rins: „Fühle mich beim Bremsen jetzt viel besser“
Rins konnte – anders als seine Markenkollegen – gegenüber Misano serh wohl Fortschritte ausmachen, auch wenn am Motorrad selbst kaum große Komponenten verändert wurden: „Die Maschine hat sich leicht verbessert. Das Getriebe oder große Teile wurden nicht geändert, aber ich fühlte mich besser als in Misano.“

Besonders erfreulich sei, dass die Kraftübertragung jetzt deutlich geschmeidiger funktioniere. Zwar fuhr Rins nur wenige Runden (33), doch jene, die er absolvierte, seien „echte, aussagekräftige Runden“ gewesen. Er testete viele Set-up-Varianten, experimentierte mit dem Schwerpunkt des Bikes und der Fahrwerksgeometrie.

Auf die Frage, ob die V4 grundsätzlich besser zu seinem Stil passe als das Reihenmotorrad, sagte Rins klar: „Beim Bremsen ja. Viel besser sogar.“ Mit dem Reihenvierzylinder habe er die Maschine praktisch nur mit dem Vorderreifen gestoppt.

Mit dem V4 könne er erstmals beide Reifen nutzen: „Beim Anbremsen geht das Bike leicht quer und das hilft sehr.“ Doch auch Rins sieht noch große Defizite. „Uns fehlt noch etwas Topspeed. Und beim Herausbeschleunigen kämpfen wir“, hält er fest.

„Wir können das Bike besser aufrichten als mit dem Reihenmotor, aber genau dadurch fehlt uns am Kurvenausgang die Traktion.“ Diese werde sein Hauptfokus für Mittwoch sein.

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: German Garcia Casanova

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