Stefan Bradl - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Noch kein Licht am Ende des Tunnels: Stefan Bradl belegte am Freitag Platz 21

(Motorsport-Total.com) – Auch in Assen setzt sich die Honda-Misere ungehindert fort. Am Freitag war kein Fahrer der japanischen Marke in der Lage, unter die Top 10 zu fahren und direkt in Q2 einzuziehen. Bester Honda-Pilot wurde Takaaki Nakagami auf Platz 14.

Marc Marquez, der körperlich angeschlagen in dieses MotoGP-Wochenende ging, wurde nach einem erneuten Sturz nur 19. und hatte 1,422 Sekunden Rückstand. Stefan Bradl, Ersatz für den verletzten Alex Rins, landete auf Rang 21, gefolgt von Iker Lecuona, der für den ebenfalls verletzten Joan Mir einspringt.

„Am Ende erwartet man mehr und man hofft natürlich mehr und man will mehr, aber die Realität ist dann immer ein bisschen schwer so zu nehmen, wie sie ist“, gibt Bradl zu.

Und die Realität entspricht in seinem Fall eben Platz 21. „Das wurmt einen. Ich will mehr und fahrerisch geht auch mehr, das merke ich. Aber wir stehen an und das zu akzeptieren, ist auf Dauer nicht so leicht“, bekräftigt der Honda-Testfahrer.

Er fuhr am Freitag mit der Konfiguration, die Alex Rins bei seinen letzten Rennen verwendete. „Es ist nicht meine bevorzugte Konfiguration, aber ich denke, dass es auch keinen großen Unterschied macht, wenn ich meine eigene Konfiguration wähle.“

Bei der Rundenzeit reichte es am Ende nur für 1:33.501 Minuten. Bradl weiß: „Letztes Jahr im Qualifying bin ich 33.0 gefahren oder 33.1 und jetzt bin ich bei 33.5. Das sagen die Zahlen und es ist auch vom Gefühl her so. Es ist so viel harte Arbeit, so viel Aggressivität und das Motorrad gibt dir nichts zurück.“

Nakagami sieht Fortschritte bei der Elektronik
Zwar arbeitet man – wie schon beim jüngsten Privattest in Misano am Dienstag/Mittwoch – auch weiter an der Elektronik. Doch es geht nur in Babyschritten voran.

„Ich habe im ersten Training und auch im zweiten einige Vergleiche angestellt, um die Verbesserungen zu bestätigen, die wir in Misano getestet haben“, verrät Bradl. „Sie funktionieren für Taka. Wir sprechen hier aber von kleinen Änderungen.“

Das bestätigt auch Nakagami: „Wir schlugen heute morgen eine etwas andere Richtung ein und ich hatte ein gutes Gefühl damit. Es war ein bisschen besser. Danach behielt ich dieses Setting bei. Es vermittelt mir ein direkteres Gefühl zum Motorrad, man spürt es besser.“ Aber am Ende fehlten auch ihm acht Zehntel.

„Wir versuchen weiter das, was in unseren Möglichkeiten liegt, um näher heranzukommen an die Spitze“, sagt Bradl, „aber das Problem ist, dass das dann immer mit viel Risiko verbunden ist und irgendwann kommst du an einen Punkt: Soll ich das Risiko eingehen für zwei Zehntel? Weil es trotzdem nicht reicht.“

Oder weil man direkt wieder im Kiesbett landet, so wie Marquez im zweiten Trainings. Dabei stecken dem Spanier noch die fünf Stürze vom Sachsenring in den Knochen.

„Marc hat wieder ähnliche Probleme“, weiß Bradl. „Insgesamt ist die Situation schwer zu akzeptieren, aber irgendwie müssen wir sie akzeptieren, weil wir keine andere Möglichkeit haben.“ Und das sei „mental eher ermüdend als körperlich“.

Bradl: „Wenn ich allein fahre, bin ich verloren“
Einzig, wenn der Deutsche einem anderen Fahrer folgte, fühlte er sich etwas wohler: „Das Motorrad funktioniert ein bisschen besser, wenn man jemandem folgt, und die Rundenzeit kommt etwas leichter. Ich muss also sagen, dass ich ohne einen Fahrer vor mir verloren bin. Ich könnte meine Rundenzeit allein nicht verbessern.“

„Ich habe das Gefühl, dass ich viel früher an die Grenzen stoße, wenn ich allein bin. Wenn ich jemandem folge, habe ich das Gefühl, dass ich die Bremse früher lösen kann. Wenn ich allein bin, habe ich mehr Mühe, das Motorrad abzubremsen und sauber zu fahren. Wenn ich hinter jemandem fahre, fällt mir das leichter.“

Das Kalex-Chassis verwendeten am Freitag nur Marquez und Nakagami. Den ganz großen Wurf sieht Bradl darin zwar nicht: „Ich glaube nicht, dass das im Moment der Fall ist, denn Marquez hatte wieder zu kämpfen und auch Taka war nicht überragend.“

Trotzdem sagt er: „Ich würde das Kalex-Chassis wählen. Ich glaube, dass es mit unserer Schwinge ein bisschen besser harmoniert. Aber wir haben aktuell nicht genug davon.“

Doch alle auf das Kalex-Chassis umzurüsten, würde aus Bradls Sicht derzeit ohnehin nicht viel Sinn machen. „Ich denke, es ist gut, unterschiedliche Dinge auszuprobieren, um zumindest die Richtung zu finden. Wenn wir alle dasselbe hätten, würde der Prozess langsamer verlaufen“, vermutet der LCR-Ersatz.

Bereits am Donnerstag hatte er wiederholt betont, dass es vor allem Zeit brauche, um Honda aus dem Formtief zu holen. Das werde wahrscheinlich mindestens so lange dauern, wie sich die Krise der japanischen Marke angebahnt habe, so Bradls Worte.

Am Freitag gefragt, an welchem Punkt die Misere begonnen habe, sagt er: „Ich glaube, das war Prozess, der 2019/2020 losgegangen ist oder vielleicht schon früher. Wir sind irgendwo nicht gravierend falsch abgebogen, sondern haben nur einen leichten Schlenker gemacht, aber nie mehr den Weg zurückgefunden.“

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: Gerald Dirnbeck

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