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© Motorsport Images – Mehr Rennen, mehr Risiko, mehr Stürze: Experten sehen das neue Format kritisch

(Motorsport-Total.com) – Am neuen Sprintformat in der MotoGP gab es schon vor Beginn der neuen Saison Kritik.

Dieser verstärkte sich noch einmal, als am ersten Rennwochenende mehrere Stürze und Kollisionen passierten, bei denen sich Fahrer verletzten.

Auch wenn das zum Teil an der Strecke gelegen haben mag oder an der Tatsache, dass es eben das erste Grand-Prix-Wochenende nach einer langen Winterpause war, sagt Alex Hofmann: „Es ist jetzt für mich nicht nur Zufall, dass da nach zwei Rennen schon fünf angeschlagen sind und ein paar andere auch schon humpeln.“

Denn das neue Format mache einen „Riesenunterschied, was den Stressfaktor für einen Rennfahrer angeht“, erklärt der ServusTV-Experte bei ‚Sport und Talk aus dem Hangar-7‘.

„Zu meiner aktiven Zeit hatte ich bis zum ersten großen Risikomoment dreieinhalb Stunden Freies Training und konnte aussortieren. Mittlerweile fahren wir an einem Samstag nach viel weniger Training und mit Vorbereitung auf Qualifying und so weiter, fahren wir da schon ein Rennen. Das heißt, die Stressmomente haben sich verdoppelt und ich fühle mich so ein bisschen als Weichei, wenn ich zurückgucke.“

Auch Stefan Bradl, Testfahrer bei Honda, mahnt: „Das ist schon extrem stressvoll, denn du musst in eine Position kommen, dass du dich vorqualifizierst für die ersten zwölf im Qualifying, und schon von der ersten Runde im freien Training Vollgas gehen.“

Bradl: Am menschlichen Limit angekommen
„Das Motorrad ist noch gar nicht bereit dazu. Du bist selber noch nicht richtig darauf eingeschossen. Und so geht der Sprint auch schon los. Jeder versucht einfach den weichsten Reifen reinzustecken, du musst auf keinen Sprit aufpassen, du musst die Reifen nicht managen. Und dann wird einfach all-in angegangen.“

„Das Risiko fährt halt dann doch echt noch mit“, sagt Bradl. Dabei spiele nicht nur das neue Format eine Rolle, sondern auch die hohe Leistungsdichte in der aktuellen MotoGP.

„Die Abstände der Hersteller werden immer geringer. Man kommt menschlich irgendwann einmal an einem Limit an, das Ganze noch zu beherrschen. Und ich sehe da momentan wenig Spielraum für Fehler. Und wenn man kleine Fehler macht, reißt man wie bei Marc Marquez meistens dann auch andere mit ins Verderben.“

Schneidet sich die MotoGP mit dem neuen Format also ins eigene Fleisch? Eigentlich sollte es die Rennserie für Fans und TV-Stationen noch attraktiver machen, nachdem man zuletzt mit sinkenden Quoten und halbleeren Tribünen zu kämpfen hatte.

Deshalb schaute man sich zuletzt einiges bei der Formel 1 ab, neben den Sprintrennen auch die Fahrerparade am Sonntag. „Da versucht man irgendwie, den Fan zu binden. Aber ich glaube, was den Rennsport anbetrifft, ist die MotoGP immer noch weit vorne“, zieht Hofmann den Vergleich zur Königsklasse auf vier Rädern.

Hofmann: Nicht auf Krampf die Formel 1 kopieren
„Das Problem ist, wir haben relativ leere Ränge und die TV-Quoten sind im Vergleich zur Formel 1 nicht da. Und das sind halt die Organisatoren irgendwie so verzweifelt auf der Jagd hinter der Formel 1, jetzt auch an diesem Wochenende in Melbourne mit fast 500.000 Zuschauern vor Ort, volles Haus, und das will man natürlich auch irgendwie schaffen, aber man kann es nicht künstlich erzwingen“, warnt er.

Ihm fehlt vor allem der Austausch mit den Hauptakteuren des Sports: „Diese ganzen Kalkulationen, die werden an einem entspannten Tisch gemacht. Da sitzen ein paar Leute, machen den Laptop auf und dann hauen die Zahlen in den Computer rein und die Fahrer nimmt halt keiner so richtig mit. Das ist das Problem.“

„Also wir verwässern so ein bisschen diese wahnsinnigen Leistungen von diesen Ausnahmesportlern im Motorsport und da bin ich nicht ganz d’accord“, so Hofmann.

Bradl sieht zwar den Mehrwert, den der Sprint bietet. „Ich kenne es auch. Als ServusTV-Experte will man natürlich Shows sehen und Rennaction“, sagt er. „Aber da sprechen zwei Seelen aus meiner Brust. Ich denke schon, wir sind am Limit angekommen, was man den Fahrern zumuten kann, vom mentalen Stress her.“

Text von Juliane Ziegengeist

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