(Motorsport-Total.com) – Der Sepang International Circuit in Malaysia gestaltete sich für die Aprilia RS-GP als deutlich schwierigeres Pflaster als die Strecken davor. Marco Bezzecchi qualifizierte sich lediglich für den 14. Startplatz.
Im Sprint arbeitete sich der Italiener auf den siebten Platz und rückte durch die Zeitstrafe gegen Fermin Aldeguer (Gresini-Ducati) um eine Position nach vorn. Phillip-Island-Sieger Raul Fernandez blieb am Samstag als 13. punktelos.
Warum hatte Aprilia in Sepang so große Schwierigkeiten? „Wenn du in der Kurve bist und die Bremse löst“, erklärt Fernandez, „kannst du dich nicht richtig entspannen, weil wir mit dieser Reifenmischung unser Motorrad nicht optimal einsetzen können.“
„Also ja, es ist anders, aber wir wussten schon vorher, dass dies eine unserer schwierigsten Strecken ist.“ Es fehlte zudem Topspeed, weil sich die Probleme am Kurveneingang und am Scheitelpunkt auch am Kurvenausgang auswirkten.
Bezzecchi bewertet das aber anders: „Was mich betrifft, habe ich andere Eindrücke als Raul. Die Streckenbedingungen unterscheiden sich ziemlich von jenen, als wir zuletzt hier waren. Ich hatte den Test als Referenz. Aber das Gripniveau ist ganz anders.“
„Es ist nicht mehr oder weniger, aber es funktioniert einfach auf eine andere Weise. Ich habe immer Schwierigkeiten, das zusätzliche Gripgefühl des Reifens zu spüren, besonders wenn er neu ist. Ich spüre den zusätzlichen Grip des neuen Reifens nicht.“
Damit begründete Bezzecchi seinen Startplatz in der fünften Reihe: „Nachdem wir hier im Februar getestet haben, wussten wir, dass das Motorrad auf dieser Strecke anders arbeitet. Und das hat sich bestätigt.“
Falsche Reifenwahl im Grand Prix
Die Rennpace war etwas besser, aber Überholen ist im Mittelfeld nicht einfach. Im Grand Prix wählten Bezzecchi und Fernandez den Medium-Vorderreifen, während Ai Ogura mit dem weichen Vorderreifen fuhr.
Prompt war der Japaner der beste Aprilia-Fahrer. Ogura kam direkt vor Bezzecchi als Zehnter ins Ziel. „Ich denke, Bezzecchi hat die falsche Reifenwahl getroffen. Es war nicht wirklich der echte Bezzecchi“, meint Ogura.
Und zu seiner eigenen Performance sagt er: „Verglichen mit den vergangenen Rennen ist klar zu sehen, dass ich viel näher an den anderen dran bin. Aber es gibt noch einiges zu verbessern. Das werden wir in den letzten beiden Rennen sehen.“
Bezzecchi stimmt Ogura zu, dass er den falschen Vorderreifen gewählt hatte: „Ich glaube, wir haben nicht die richtige Entscheidung getroffen. Es war vielleicht nicht die beste Option, den Medium-Vorderreifen zu wählen.“
„Wir dachten, dass uns das bei diesen Temperaturen helfen würde, zumal wir von weit hinten starteten. Aber am Ende war es genau das Gegenteil. Beim Bremsen war es zwar in Ordnung, aber in Schräglage hatte ich kaum Grip und große Probleme beim Einlenken.“
„Dadurch konnte ich kaum angreifen, abgesehen von einem kleinen Duell mit Brad, das ich verloren habe. Ich habe versucht, ihn ein paar Mal zu überholen, aber Brad ist im Zweikampf sehr stark. Ich hatte nicht genug Vertrauen, um einen Angriff zu setzen. Das war eben das Ergebnis.“
Bezzecchi: „Gehört zum Lernprozess“
Trotzdem versucht Bezzecchi, das schwierige Sepang-Wochenende positiv zu sehen: „Ich habe mich viel, viel wohler gefühlt als beim Test. Deshalb bin ich insgesamt ziemlich zufrieden. Natürlich bleibt aber noch Arbeit.“
„Das Verhalten des Motorrads und der gesamte Ablauf des Wochenendes sind für uns positiv, weil wir viele Punkte gefunden haben, an denen wir weiterarbeiten können. Und wir haben bereits viele Ideen. Natürlich ist das Ergebnis nicht ideal, aber es gehört zum Entwicklungsprozess.“
Eine Woche nach seinem ersten MotoGP-Sieg sah Fernandez nicht die Zielflagge. Der Trackhouse-Fahrer stürzte bei Rennhalbzeit. „Vielleicht habe ich vorne die falsche Reifenwahl getroffen“, moniert er denselben Fehler wie Bezzecchi.
„Nachdem ich den Gripabbau bei beiden Reifen gespürt habe, war der Vorderreifen deutlich stärker betroffen, und ich merkte, wie das Hinterrad begann, das Vorderrad zu überlasten. Eine Runde vor dem Sturz konnte ich in Kurve 5 gerade noch einen schweren Unfall verhindern.“
„Da beschloss ich, auf dem Motorrad etwas ruhiger zu werden, weniger Leistung einzusetzen, eine Stufe weniger Motorbremse zu nutzen, einfach alles etwas sanfter zu machen. In Kurve 1 habe ich dann etwas früher gebremst.“
„Aber als ich einlenkte, begann das Hinterrad, das Vorderrad zu schieben – und ich verlor die Front.“ Aprilia nahm lediglich zehn WM-Punkte aus Malaysia mit. KTM sammelte 27. Dadurch liegt die österreichische Marke nur noch 30 Punkte hinter dem zweiten Platz von Aprilia.
Spannend bleibt das Duell um Platz drei in der Fahrer-WM. Nach dem Sprint verlor Bezzecchi Platz drei an Francesco Bagnaia, aber weil der Ducati-Fahrer im Grand Prix ausschied, zog Bezzecchi wieder vorbei. Die beiden Italiener trennen nur fünf WM-Punkte.
Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Oriol Puigdemont
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
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