Rossi vs Marquez - © LAT

© LAT – Marc Marquez klemmte sich an das Hinterrad von Valentino Rossi

(Motorsport-Total.com) – Vor zwei Wochen gab es in Mugello im Qualifying ein Taktikspielchen zwischen Marc Marquez und Ducati.

Nachdem zunächst Michele Pirro versucht hatte, Marquez im ersten Q2-Versuch zu folgen, drehte Marquez den Spieß anschließend um und hängte sich im zweiten Versuch an den Hinterreifen von Andrea Dovizioso. Nun suchte sich der Honda-Star im Qualifying zum Grand Prix von Katalonien das Hinterrad von Valentino Rossi.

Schon im zweiten Freitagstraining fuhr Marquez Rossi nach. Am Samstag machte er das auch im zweiten Teil des Qualifyings. „Marquez ist nicht nur schnell, sondern in den Trainings sehr clever“, sagt Rossi zu dieser Situation. „Er studiert seine Gegner und weiß genau, wem er folgen muss. Vor allem wenn man schnell ist, will er die Stärken oder Schwächen verstehen.“

Und Yamaha ist auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya konkurrenzfähig. Alle vier Yamaha-Fahrer qualifizierten sich in den Top 5. Nur Marquez durchbrach als Zweiter diese Yamaha-Phalanx. War in Mugello noch Ducati der große Gegner des Weltmeisters, so war es an diesem Wochenende zumindest bis zum Qualifying Yamaha. Hat sich deshalb Marquez dazu entschieden, Rossi genau zu beobachten?

Marquez: Yamaha und Suzuki funktionieren in Barcelona besser
„Ich bin ihm nur im zweiten Training sehr nahe gefolgt“, entgegnet Marquez, als er nach dem Qualifying darauf angesprochen wurde. „Prinzipiell ist es immer gleich. Die Yamaha fährt mit viel Speed durch die Kurve. Auf diesem Kurs ist das sehr wichtig, sie haben eine gute Traktion.“ Dass Yamaha in Barcelona stärker als zuletzt ist, führt der Weltmeister auch auf den niedrigen Grip des Asphalts zurück.

„Alle haben Ducati gegen Honda erwartet, aber es ist das Gegenteil der Fall“, so Marquez weiter. „Yamaha und Suzuki scheinen hier besser zu funktionieren, weil sie weniger Leistung und Drehmoment haben. Das ist interessant, denn hier gibt es nur eine lange Gerade, aber 13 Kurven. Und die Kurven fahren sie sehr gut.“ Es ist das unterschiedliche Konzept zwischen Reihenvierzylinder und V4-Motor.

Warum Rossi nicht das Gas zugedreht hat
Im Qualifying brach Rossi seine Runde nicht ab, obwohl ihm klar war, dass Marquez hinter ihm war. „Am Ende hat man keine Wahl, denn entweder fährt man die Runde vor ihm, oder man bricht ab und verliert eine Runde. Man muss sich entscheiden“, sagt der Italiener. „Ich war fokussiert, weil ich es in die ersten beiden Startreihen schaffen wollte. Deswegen bin ich weitergefahren. Für mich war das die richtige Entscheidung, weil es eine gute Runde war.“

Direkt nach dem Qualifying drehte Rossi die Situation um. Als Marquez seinen Probestart machte, stellte sich die gelbe #46 direkt daneben auf. Der Yamaha-Star beobachtete genau das Startprozedere der Honda. „Das war interessant, denn ich wollte verstehen, wie die Launch-Control der Honda funktioniert“, sagt Rossi und fügt lachend hinzu: „Ich war neugierig.“

Nach dem Desaster von Mugello erlebte der Italiener nun in Barcelona wieder ein gutes Qualifying. Durch die nachträgliche Strafe gegen seinen Teamkollegen Maverick Vinales wird Rossi auf Startplatz vier stehen. „Es war wieder ein guter Tag, denn mein Speed und meine Pace waren gut“, nickt der 40-Jährige zufrieden. „Hier scheint Yamaha konkurrenzfähig zu sein, denn es sind vier Fahrer in den Top 5. Das sind großartige Neuigkeiten für uns.“

Den Grundstein für das gute Ergebnis hatte er im dritten Training mit der viertschnellsten Zeit gelegt. „Das war sehr wichtig, weil Mugello sehr schwierig war. Auch in Jerez und Le Mans haben wir es nicht ins Q2 geschafft. Es ist sehr wichtig, sich direkt für Q2 zu qualifizieren, denn in Q1 gibt es immer viele schnelle Fahrer. Das ist nicht einfach. Außerdem muss man die Situation managen, denn oft gibt es viele Fahrer, die jemandem folgen wollen.“

Reifenwahl für das Rennen sehr schwierig
Generell hatten in Barcelona bisher alle Fahrer mit den Gripverhältnissen der Strecke zu kämpfen. Yamaha und auch Suzuki konnten das gute Handling in den Kurven zu ihrem Vorteil nutzen. „Am Nachmittag war es bei höheren Temperaturen schwieriger, aber es scheint jeder darunter zu leiden“, meint Rossi. „Alle Fahrer haben unterschiedliche Reifen ausprobiert.“

Wie die Reifenwahl am Sonntag aussehen wird, tappt Rossi genauso wie der Großteil der Fahrer im Dunkeln. „Für das Rennen wird die Wahl des Hinterreifens entscheidend werden. Man muss verstehen, welche Reifenkombination vorne und hinten am besten ist. Hinten sind alle drei Reifen möglich.“ Laut Michelin können alle Reifen die Renndistanz problemlos überstehen. Je nach Fahrer und Motorrad sollen auch alle Varianten im Rennen zum Einsatz kommen.

Aber warum klagen alle Fahrer über mangelnden Grip? Im Vorjahr haben sie einen neuen Asphalt verlegt, der guten Grip hatte. Die Pole-Position war um acht Zehntelsekunden schneller als heute. Es ist unglaublich, denn im Laufe eines Jahres hat die Strecke viel Grip verloren und die Situation ist wie früher. Ich kenne den Grund nicht“, sagt Rossi und ergänzt: „Meiner Erfahrung nach versucht man in Barcelona das gesamte Wochenende Grip zu finden – aber man findet ihn nie. Man muss damit leben.“

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Oriol Puigdemont

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