Brad Binder - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Brad Binder fuhr vor Aleix Espargaro ins Ziel, wurde aber zurückversetzt

(Motorsport-Total.com) – Eine Saisonpremiere für Aleix Espargaro und ein Deja-vu für Brad Binder: Im Kampf um den letzten Podestplatz im MotoGP-Rennen zum Grand Prix der Niederlande 2023 in Assen lief es in den Schlussrunden auf ein Duell zwischen dem Aprilia- und dem KTM-Piloten hinaus.

Binder hielt die dritte Position bis ins Ziel, wurde aber wie schon tags zuvor im Sprint nicht als Dritter gewertet. Verfolger Espargaro, der aufgrund von Beschädigungen an seiner Aprilia RS-GP gehandicapt war, erbte den dritten Platz. Grund: Binder hatte genau wie am Samstag auch am Sonntag ausgangs Kurve 8 der letzten Runde die Tracklimits minimal überschritten.

So kam Espargaro zu seinem ersten Podestplatz in dieser Saison. Für Aprilia ist es der zweite, nachdem Maverick Vinales beim Saisonauftakt Ende März in Portimao auf P2 gefahren war. Dass Espargaro in Assen so gut mithalten konnte, wundert ihn selber ein bisschen.

An Espargaros Aprilia war nach einer Startkollision der Frontflügel gebrochen und hing an der rechten Seite nach unten. Zudem stand rechts der Sicherheitsbügel für den Bremshebel deutlich sichtbar nach oben.

„In der ersten Kurve der ersten Runde hatte ich eine Berührung mit [Luca] Marini. Dabei ist der rechte Flügel gebrochen. Das wusste ich aber nicht“, sagt Espargaro über die Szene, bei der er sich die Beschädigungen an seiner Aprilia eingefangen hat.

„Vor allem in den Kurven 6 und 12 habe ich viel Zeit verloren. Das Motorrad wollte sich dort einfach nicht einlenken lassen und hat stark gewackelt“, berichtet Espargaro, wie sich der gebrochene Flügel für ihn im Rennen ausgewirkt hat. „Am schlimmsten war es in der ersten Rennhälfte mit vollem Tank“, sagt er.

Die beiden vom Aprilia-Piloten angesprochenen Kurven sind schnelle Rechtskurven. Dort machte sich der fehlende Abtrieb am Vorderrad besonders bemerkbar. Mit diesem Handicap gelang es Espargaro zwar, an seinem Vordermann Brad Binder dranzubleiben. An ein Überholmanöver war für ihn aber nicht zu denken.

Überholen konnte er Binder zwar nicht. Als er das erkannte, legte sich Espargaro aber einen anderen Plan zurecht. „Ich wollte einfach so nahe es ging an ihm dranbleiben, um ihn in einen Fehler zu treiben“, sagt er. Und genau dieser Fehler ist dem KTM-Piloten in der letzten Runde an derselben Stelle der Strecke unterlaufen wie tags zuvor.

Wie schon am Samstag nach seinem Duell im Sprint gegen Fabio Quartararo, so erfuhr es Binder auch am Sonntag nach seinem Duell im Grand Prix gegen Espargaro kurz nach der Zieldurchfahrt, dass er doch nicht Dritter ist. „Ich glaube, wir haben heute wieder einen richtig guten Job gemacht, von der letzten Runde mal abgesehen“, sagt Binder, der vom fünften Startplatz ins Rennen ging und anfangs sogar kurz in Führung lag.

Binder: „Habe dem Team zwei Podestplätze weggenommen“
Für seinen Tracklimit-Verstoß in der letzten Runde entschuldigt sich der KTM-Pilot: „Es tut mir extrem leid für das Team. Ich habe ihnen zwei Podiumsplätze weggenommen. Sie haben großartig gearbeitet und ich war derjenige, der es verbockt hat. Aber so ist es nun mal. Ich werde dann in Silverstone Wiedergutmachung versuchen.“

Profiteur Espargaro sagt: „Für Brad tut es mir leid, aber das war eindeutig. Du gewinnst zwar nichts [durch das Fahren auf der grünen Fläche], aber so ist nun mal die Regel. Er hat da einfach einen Fehler begangen. Das war mir sofort klar, als ich gesehen habe, dass er das Grüne berührt.“

Warum Binder anders bestraft wurde als am Samstag
Hatte es für Binder tags zuvor im Sprint eine Zeitstrafe von drei Sekunden gegeben, so war es im Grand Prix eine Rückversetzung um eine Position. Warum das unterschiedliche Strafmaß?

Am Samstag handelte es sich bei seinem letzten Tracklimit-Verstoß um einen wiederholten nach bereits erfolgter Verwarnung. Dieser letzte Verstoß hatte eine Long-Lap-Penalty zur Folge. Weil die aber nach der letzten Runde nicht mehr angetreten werden konnte, gab es drei Strafsekunden.

Am Sonntag war die Situation eine andere. Binders Tracklimit-Verstoß in der letzten Runde erfolgte ohne dass er sich vorher eine Verwarnung eingefangen hätte. Bei einem solchen Tracklimit-Verstoß in der letzten Runde besagt das Reglement, dass der betreffende Fahrer eine Position zurückversetzt wird. Somit wird Binder im Niederlande-Grand-Prix hinter Aleix Espargaro auf P4 gewertet.

Binder ärgert sich über sich – Espargaro staunt über sich
„Die Regeln sind die Regeln“, erkennt der Südafrikaner seine zweite Strafe innerhalb von zwei Tagen an und ärgert sich am meisten über sich selber: „Ich habe es einfach verbockt.“ Allerdings merkt er auch an, dass er den Verstoß genau wie am Samstag gar nicht bemerkt hat. „Nein“, antwortet er auf Nachfrage, ob ihm in der letzten Runde klar gewesen sei, dass er die Tracklimits überschritten hat.

Während sich Binder über sich selber ärgert und fragt, „wie verdammt noch mal konnte ich das schon wieder so machen?“, wundert sich Espargaro darüber, dass er trotz des herunterhängenden Frontflügels an seiner Aprilia so gute Rundenzeiten fahren konnte. „In den langsamen Kurven und in der Schikane ging es eigentlich ganz gut“, sagt der Spanier.

„Die größten Probleme hatte ich in den Kurven 6 und 12, aber je länger das Rennen dauerte und je leichter das Motorrad wurde, desto besser kam ich damit zurecht. Die Performance war zwar nicht so wie ich das gerne gehabt hätte, aber es war okay“, so Espargaro, der schlussfolgert: „Wie ich heute gesehen habe, kann man diese Rennen auch ohne Flügel ins Ziel bringen, wenn man mit vollem Einsatz fährt.“

Text von Mario Fritzsche, Co-Autor: Gerald Dirnbeck

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