Daniel Pedrosa, Marc Marquez, Jorge Lorenzo © Bridgestone

© Bridgestone – Marquez (93) mausert sich im Windschatten der Favoriten zum Titelaspiranten

Die WM-Situation hat sich auf dem Sachsenring komplett gedreht. Jorge Lorenzo (Yamaha) und Dani Pedrosa (Honda) mussten verletzt passen und standen nicht am Start. Durch das Fehlen der beiden WM-Favoriten eröffnete sich für die Verfolger eine große Chance.

Marc Marquez (Honda) übernahm mit seinem zweiten Saisonsieg die WM-Führung. Pedrosa folgt nun zwei Punkte dahinter. Lorenzo fiel auf Rang drei zurück und hat elf Punkte Rückstand. Cal Crutchlow (Tech-3-Yamaha) und Valentino Rossi (Yamaha) machten mit ihren Podestplätzen Boden gut. Crutchlow liegt 31 Punkte hinter Marquez und Rossi deren 37. Alles ist für die zweite Saisonhälfte offen.

Nachdem sich nach Lorenzo seinem Sturz am Freitag dazu entschied, sich erneut operieren zu lassen (Bild) und den Sachsenring auszulassen, hatte Pedrosa eine goldene Chance. Mit seinem vierten Sachsenring-Sieg in Serie hätte der Vizeweltmeister die WM zu seinen Gunsten drehen können. Es kam aber alles anders. Nach seinem Sturz am Samstagvormittag fühlte er sich am Sonntagvormittag nicht wohl und erhielt keine Starterlaubnis. „Ich hatte in der Früh einen Check im Medical Centre und fühlte mich okay.“

„Meine Schulter schmerzte, aber sonst fühlte ich mich in Ordnung“, berichtet Pedrosa. „Die Ärzte erklärten mich für eine Teilnahme im Warmup fit. Kurz vor dem Start des Warmups wurde mir aber schwindlig und mein Blutdruck fiel in den Keller. Die Ärzte kamen in meinen Truck und wir entschieden, dass ich nicht am Warmup teilnehme. Anschließend kehrte ich ins Motorhome zurück, um etwas Ruhe zu finden. Ich fühlte mich aber immer noch schlecht.“

„Dann kamen die Ärzte zu mir ins Motorhome und informierten mich, dass sie nicht glauben, dass ich das Rennen fahren sollte. Deshalb erklärten sie mich nicht für das Rennen fit.“ Am nächsten Wochenende ist Pedrosas Teilnahme in Laguna Seca geplant. Offen ist allerdings, ob Lorenzo in die USA fliegen wird. Samstagabend schrieb der Weltmeister auf ‚Twitter‘. „Allen, die mich nach Laguna fragen, möchte ich sagen, dass ich nicht noch mehr Risiko eingehen will. Stattdessen will ich mich erholen. Wir sehen uns in Indy!“

In Indianapolis wird am 18. August gefahren. Lorenzo hätte eine Genesungszeit von einem Monat. Sonntagabend ließ Yamaha allerdings verlauten, dass noch keine Entscheidung über den Rennstart in Laguna Seca getroffen worden ist. Lorenzos Team wird in die USA fliegen und alles vorbereiten, falls der Spanier sich zu einer Teilnahme entschließt. „Wir freuen uns auf Laguna Seca und wollen dort um die gewohnten Positionen kämpfen“, sagt Teamdirektor Massimo Meregalli.

„Wir freuen uns, dass Jorges Operation erfolgreich war und wünschen ihm eine schnelle Genesung. Es ist noch keine Entscheidung gefallen, ob er das Rennen fahren wird. Die Crew wird aber in Laguna Seca sein, damit wir für alle Fälle gerüstet sind.“ Auch die Konkurrenz schließt nicht aus, dass sich der Weltmeister am Freitag wieder in den Sattel seiner Yamaha M1 schwingen wird. „Wir waren davon überrascht, was Jorge in Assen geschafft hat“, meint Marquez. „Wir können von ihm alles erwarten. Wenn er sich bereit fühlt, dann warum nicht.“

Auch Rossi glaubt, dass Lorenzo früher als gedacht zurückkommen wird: „Das ist nur mein Gedanke, aber ich glaube, dass er in Laguna fahren wird. Ich weiß nichts Genaues, das ist nur mein Gefühl. Die Operation war okay und er hat eine Woche Zeit. Natürlich war Jorge zunächst frustriert, aber ich weiß, was in seinem Kopf vorgeht. Nach einigen Tagen fühlt man sich nicht so schlecht und fragt sich: ‚Warum nicht?'“

Dagegen appelliert Crutchlow an die Vernunft: „Ich glaube, dass er diesmal etwas weiser sein wird. Der Renninstinkt sagt dir, dass du sofort zurückkommen willst, und er war in Assen fantastisch. Es war wirklich beeindruckend. Ich glaube, dass er nach der zweiten Operation das Risiko nicht erneut eingehen wird. Wenn man eine lange Karriere haben will, dann ist es besser, wenn man sich nicht verletzt. Vielleicht hatte er etwas zu viel Selbstvertrauen, denn er war am Freitagmorgen sehr schnell. Dann ist ihm ein kleiner Fehler unterlaufen. Ich hoffe, dass er bald zurückkommt. Wenn er zurückkommt, wird er wieder stark sein und an der Spitze kämpfen.“

Wer hat die besten WM-Chancen?

Durch die Ereignisse der vergangenen drei Tage ist die WM offen wie nie. Es deutet sich eine der spannendsten Weltmeisterschaften der vergangenen Jahre an. Crutchlow sieht sich in diesem Fünfkampf als Außenseiter. „Ich schaue nicht auf die WM. Ich möchte so viele Podestplätze wie möglich schaffen und ein Rennen gewinnen. Ich glaube, dass alles offen ist. Alles kann passieren. Dani wollte im Warmup fahren, stand dann aber nicht in der Startaufstellung. Ich glaube, jeder hat Chancen.“

„Es ist schön, dass ich in den Top 5 bin. Das war zu Saisonbeginn eines meiner Ziele. Beim Saisonstart sagte ich, dass ich mit Platz glücklich wäre, also ist derzeit Platz vier nicht so schlecht. Gegen Marc, Dani, Valentino und Jorge wird es aber schwierig, denn sie sind sehr stark“, so der Brite. Die Ausfälle von Lorenzo und Pedrosa haben speziell Marquez und Rossi wieder in Schlagdistanz gebracht.

Marquez hat sich zu einem ganz heißen Kandidaten entwickelt, denn mit Ausnahme von Mugello stand der Rookie in jedem Rennen auf dem Podest. In Mugello war er auf Kurs zu Platz zwei, als er durch einen kleinen Fehler stürzte. Konstanz ist einer der wesentlichen Schlüssel auf dem Weg zum WM-Titel. „Nun sind fünf Fahrer innerhalb von 37 Punkten. Es wird interessant und es wird eine schöne Weltmeisterschaft werden.“

Rossi will Performance steigern
„Für die Show ist es sehr gut“, blickt Marquez auf das Spektakel, zu dem auch er einen großen Teil beiträgt. „Es wird interessant. Für mich ist es auch besser, wenn mehrere Fahrer an der Spitze sind. Ich kann dabei mehr lernen, wenn ich anderen Fahrern folge.“ Rossi war in den bisherigen acht Rennen etwas langsamer als Marquez, Pedrosa und Lorenzo, doch der neunfache Weltmeister kann auf den größten Erfahrungsschatz zurückgreifen.

Deshalb schätzt der Italiener seine WM-Chancen realistisch ein: „Die Situation ist sehr eng. Ich glaube, dass wenn Dani und Jorge 100 Prozent fit zurückkehren, dann sind sie die Stärksten. Aber Marc ist jetzt vorne und er war mit Ausnahme seines Fehlers in Mugello immer auf dem Podium. Wenn ich um das Podium kämpfen will, dann muss ich schneller und konstanter fahren. Ich bin nicht weit weg, aber ich muss einen weiteren Fortschritt machen.“

„Die WM ist sehr interessant, weil wir zu fünft darum kämpfen. Alle fünf Fahrer sind sehr stark. Wir haben auch die Erfahrung, um auf allen Strecken schnell zu sein. Wir sitzen auf den besten Motorrädern, aber ich muss einen besseren Job machen, weil es viel interessanter wäre, wenn ich statt 37 Punkten nur zehn Punkte zurückliegen würde.“

Text von Gerald Dirnbeck & Sebastian Fränzschky

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