Francesco Pecco Bagnaia - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Francesco „Pecco“ Bagnaia fährt bis Ende 2026 für das Ducati-Werksteam

(Motorsport-Total.com) – Jetzt, da Francesco Bagnaias Vertragsverlängerung bei Ducati unter Dach und Fach gebracht wurde, wollen es sich die Chefs im MotoGP-Programm des Herstellers aus Borgo Panigale erlauben, eine Politik der Kostendämpfung anzuwenden, wenn es um die Verträge der anderen sieben Ducati-Fahrer geht.

Die Wintertestfahrten in Sepang und Lusail deuteten darauf hin, dass die am Sonntag beginnende MotoGP-Saison 2024 durchaus eine Fortsetzung der vorherigen werden könnte. In der vergangenen Saison fuhr Ducati-Werkspilot Francesco „Pecco“ Bagnaia seinen zweiten WM-Titel in Folge ein.

Sollte 2024 einer der acht Ducati-Piloten daran anknüpfen, dann würde der Hersteller aus Bologna seinen dritten MotoGP-Titel hintereinander und vierten der Firmengeschichte feiern. Anhand der Eindrücke der Wintertestfahrten wäre das alles andere als eine Überraschung.

Bagnaia befindet sich unmittelbar vor dem Auftakt in die neue Saison dank seiner Vertragsverlängerung und seiner starken Form in perfekter Ausgangsposition. Jorge Martin ist sich bewusst, dass 2024 mit ziemlicher Sicherheit seine letzte Saison im Pramac-Team sein wird.

Beide, zusammen mit Enea Bastianini und Franco Morbidelli, werden es genießen, dass die Ducati Desmosedici GP24 im Vergleich zum Vorjahresmodell verbessert wurde. Die GP23 wird von den Gresini-Piloten Marc und Alex Marquez sowie dem VR46-Duo Marco Bezzecchi und Fabio Di Giannantonio gefahren.

Ducati hofft, mit dem Aufgebot abermals auf der Strecke den Unterschied machen zu können – zumal sich die japanischen Hersteller Honda und Yamaha im Rückstand befinden und die Motorräder von Aprilia und KTM noch nicht bei allen Bedingungen und auf allen Strecken konstant genug sind. Diese Ausgangslage sollte es Ducati ermöglichen, eine der größten Herausforderungen auf Unternehmensebene zu bewältigen: die Ausgaben für die Fahrergehälter zu reduzieren.

„Das weltweite Wirtschaftsklima ist derzeit aufgrund der Kriege und Konflikte, die es gibt, nicht sehr stabil. Was Ducati nicht tun will, das ist, sich zu Summen zu verpflichten, die in ein oder zwei Jahren schwer zu bezahlen sein werden“, sagt ein hoher Ducati-Funktionär gegenüber Motorsport.com Spanien, einer Schwesterplattform von Motorsport-Total.com im Motorsport Network. Seine Erklärung: „Man muss bedenken, dass wir 60.000 Motorräder pro Jahr verkaufen. Damit befinden wir uns auf einer anderen Ebene als beispielsweise Yamaha und Honda.“

Natürlich kommt Bagnaias Vertragsverlängerung den Wünschen beider Parteien entgegen. Seine vorherige Unterschrift gab er im Februar 2022, bevor er zum ersten Mal MotoGP-Weltmeister wurde. Sein Status hat sich seither stark verändert, ebenso sein Gehalt. Obwohl die Struktur und die Zahlen des Vertrags von 2022 jenen von Bastianini und Martin sehr ähnlich waren, haben die Leistungsprämien „Pecco“ nun auf ein höheres Niveau gebracht.

„Es stimmt, dass die Grundbeträge von ‚Pecco‘, Enea und Jorge gleich hoch waren. Aber die beiden WM-Titel hatten einen großen Einfluss auf das, was er erhält“, sagt Albert Valera, Manager von Jorge Martin, und fügt hinzu: „Ducati belohnt diejenigen finanziell, die die WM in den Top 3 beenden. Das spiegelt sich auch in einem finanziellen Bonus für die folgende Saison wider.“

Motorsport.com weiß, dass Bagnaias Vertragsverlängerung, die am Montag verkündet wurde, ein Grundgehalt von rund sieben Millionen Euro vorsieht. Zu diesem Betrag muss eine weitere Variable hinzugefügt werden, die von den erzielten Ergebnissen abhängt und die es ihm ermöglichen könnte, auf mehr als zehn Millionen Euro zu kommen, wenn er den WM-Titel erneut verteidigt.

Diese Zahlen haben natürlich Gewicht. Sie stehen aber in keinem Verhältnis zu den Summen, die noch vor fünf oder sechs Jahren – in der Zeit vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie – gezahlt wurden. Die 25 Millionen Euro etwa, die Jorge Lorenzo für seine zwei Ducati-Jahre (2017 und 2018) einstrich, gehören der Vergangenheit an.

Der Ducati-Abschied von Andrea Dovizioso Ende 2020 und die Beförderung von Bagnaia aus dem Pramac-Team haben den Betrag, der für die Gehälter der Ducati-Fahrer vorgesehen ist, um mehr als 50 Prozent reduziert. Jetzt will Ducati an diesem Plan festhalten. Und deshalb ist es praktisch unmöglich, dass Jorge Martin über die Saison 2024 hinaus in Pramac-Farben fahren wird.

Martin, der als Vizeweltmeister auch von der Großzügigkeit der Marke Ducati profitiert hat, ist die beste Verkörperung der Absicht, die Investitionen in die Fahrer zu reduzieren. „Martins Fall war einzigartig, weil er mit Enea um den Aufstieg ins Werksteam gekämpft hat. Jeder von ihnen hätte es verdient, und deshalb hat Ducati die Bedingungen erfüllt. Das ist jetzt vorbei“, sagt jemand, der das Ducati-Lager verlässt.

Martin weiß bereits, dass 2024 sein letztes Jahr bei Pramac ist. „Die Idee war immer, dass dieses Satellitenteam als Plattform für die jüngeren Fahrer dienen sollte, um sie auf den Sprung ins Werksteam vorzubereiten. Aber damit das passieren kann, müssen die Gehälter mit dieser Mentalität übereinstimmen. Es kann nicht sein, dass Ducati einem Fahrer eines Satellitenteams ein Grundgehalt von zwei Millionen Euro zahlt“, so die Quelle.

Der Fahrer, der die neue Ducati-Philosophie am besten verkörpert, ist Fermin Aldeguer. Der Spanier, der derzeit in der Moto2-WM fährt, hat für 2025 bereits einen Vertrag im MotoGP-Programm von Ducati, nämlich mit dem Pramac-Team. Aldeguers Vertrag sieht ein Gehalt von maximal 300.000 Euro vor, das durch einen Betrag ergänzt wird, der von den Ergebnissen abhängt.

Die Tatsache, das beste Motorrad im Feld zu haben, verschafft Ducati eine privilegierte Position – nicht nur bei Rookies, die sich entscheiden, die wirtschaftliche Seite zu opfern, sondern auch bei Stars vom Kaliber eines Marc Marquez.

Text von Oriol Puigdemont, Übersetzung: Mario Fritzsche

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