(Motorsport-Total.com) – Aktuell bieten die führenden Hersteller Serien-Superbikes mit deutlich mehr als 200 PS und MotoGP-Technologien wie Winglets an.
Bereits mit den Serienmaschinen sind Rundenzeiten möglich, die vor einigen Jahren noch den Prototypen der Königsklasse vorbehalten waren. Doch das neue Fuel-Flow-Limit bremst den Drang nach immer höheren Spitzenleistungen zumindest in der Superbike-WM etwas ein.
Das führt zur Frage, ob radikale Serien-Superbikes überhaupt noch sinnvoll sind oder ob es nicht zielführender ist, einen effizienten Motor zu bauen, der durch die Limitierung der maximalen Spritflussmenge nicht so stark beschnitten wird.
Wir haben BMW-Technikdirektor Chris Gonschor gefragt, ob das Zeitalter der radikalen Superbikes auf Grund der geänderten WSBK-Rahmenbedingungen bald vorbei sein könnte. „Das ist eine sehr berechtigte und intelligente Frage. Doch es fällt mir nicht leicht, das zu beantworten“, grübelt der BMW-Ingenieur.
Pure Leistung weiterhin ein wichtiges Kriterium bei der Entwicklung?
„Man hat einen Parameter geschaffen, um das Leistungsniveau und die Effizienz von Triebwerken zu gestalten“, beschreibt Gonschor das neue Spritfluss-Limit in der Superbike-WM.
„Unabhängig von dieser Regel wird ein leistungs- und effiziensgesteigertes Triebwerk – das ist bei allen Herstellern und deren neuen Modellen seit vielen Jahren das Ziel – weiterhin die Marschrichtung sein, damit man eine gute Basis hat“, vermutet der BMW-Technikdirektor.
Nur was sind auf Spitzenleistung getrimmte Triebwerke noch wert, wenn das Fuel-Flow-Limit von 47 Kilogramm pro Stunde die maximale Leistung begrenzt? Für den Betrieb im Straßenverkehr bieten die Hersteller ohnehin weniger kompromisslose Alternativen zu den WSBK-Homologationsmodellen an.
Die auf Rennsport getrimmten Topmodelle, wie die BMW M1000RR, die Ducati Panigale V4R oder die Honda CBR1000RR-R Fireblade wenden sich hauptsächlich an Superbike-Traditionalisten und Trackday-Enthusiasten.
Yamaha und Ducati setzen bereits auf weniger radikale Supersport-Modelle
In der Supersport-WM gab es zuletzt einen bemerkenswerten Wandel. Yamaha schickte die sehr erfolgreiche R6 in Rente und geht ab 2025 mit der neuen R9 an den Start. Im Vergleich zur hochdrehenden Supersport-Ikone R6 ist die von einem Dreizylinder-Motor angetriebene R9 deutlich weniger kompromisslos und eignet sich damit besser für den Einsatz im Straßenverkehr.
Einen ähnlichen Schritt hat Ducati bei der im Herbst 2024 präsentierten Evolution der Panigale V2 vollzogen. Das Nachfolgemodell der bekannten Panigale V2, die 2025 noch in der Supersport-WM eingesetzt wird, hat deutlich weniger Spitzenleistung und kompensiert das mit einem breiteren Drehzahlband.
Droht diese Entwicklung auch bei den Top-Superbikes der Hersteller? „Dass man einen kompletten Philosophiewechsel bei den Herstellern erleben wird, wie zukünftige Verbrennungstriebwerke im Segment Superbike aussehen, glaube ich nicht“, gibt sich BMW-Technikdirektor Chris Gonschor skeptisch.
„Man wird auch weiterhin nach dem Optimalen suchen“, ist der BMW-Ingenieur überzeugt. „Die M1000RR und die S1000RR sind sehr spitz positionierte Produkte. Das werden sie mit oder ohne Fuel-Flow-Thematik bleiben“, macht Gonschor den Fans der radikalen Superbikes Mut, dass diese Fahrzeuggattung nicht so schnell aussterben wird.
Text von Sebastian Fränzschky
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