Valentino Rossi und Casey Stoner - © Yamaha

© Yamaha – Valentino Rossi und Casey Stoner prägten jahrelang die MotoGP

(Motorsport-Total.com) – Casey Stoner zählte zu den größten MotoGP-Rivalen von Valentino Rossi.

Als Stoner mit seiner Ducati zu Beginn der 800er-Ära auf einmal derjenige war, den es zu schlagen galt, verstand Rossi die Welt nicht mehr.

Es folgten einige harte Duelle auf der Strecke und auch einige Spitzen abseits der Strecke. Stoner ging Ende 2012 in den Ruhestand, Rossi folgte ihm in diesem Jahr in die MotoGP-Rente. Die Feindseligkeiten von damals sind kein Thema mehr.

Als Stoner bei den Events in Portimao und Valencia die MotoGP besuchte, äußerte er sich auch zu Rossi und der Rivalität vergangener Jahre. „Wir lieferten uns tolle Duelle und hatten eine fantastische Rivalität“, bemerkt der Australier. „Es gab Höhen und Tiefen. Manche Dinge liefen gut für mich, andere nicht.“

„Richtig gut war, dass ich von Valentino lernen konnte – auf und neben der Strecke. Ich lernte, wie er mit den Medien umgeht. Er war diesbezüglich immer ziemlich ausgebufft, clever und gerissen. Ich konnte sehr viel lernen“, blickt Stoner zurück und fügt hinzu: „Er konnte aber sicher auch von mir einiges lernen.“

„Meine Erfolge werden höher angesehen, weil ich gegen ihn in seiner Ära fuhr“, ist Stoner überzeugt, der 2007 mit Ducati und 2011 mit Honda die Meisterschaft gewann. Aber auch in den Jahren dazwischen lieferte sich Stoner viele spannende Duelle mit Rossi.

Als Casey Stoner Valentino Rossi vor laufenden Kameras blamierte
Für Aufregung sorgte der Spanien-Grand-Prix 2011. Damals fuhr Stoner seine erste Saison im Honda-Werksteam. Der Australier kam nach dem Sieg in Katar als WM-Leader zum Europaauftakt. Rossi ging bei Ducati als Nachfolger von Stoner an den Start, kam mit der Desmosedici aber nicht so gut zurecht wie sein jahrelanger Erzfeind. Beim Saisonstart verpasste Rossi als Siebter das Podium deutlich.

Doch beim Regenrennen in Jerez hatte Rossi auf einmal Chancen, aufs Podium zu fahren und um den Sieg zu kämpfen. Er verschätzte sich in Kurve 1 und holte dabei Stoner vom Motorrad. Nach dem Rennen ging Rossi noch mit Helm in die HRC-Box, um sich bei Stoner zu entschuldigen. Der Australier holte zum legendären Satz aus: „Obviously your ambition outweighed your talent.“ („Offensichtlich war dein Ehrgeiz größer als dein Talent.“)

Damit blamierte Stoner seinen Erzfeind vor laufenden Kameras. Rossi realisierte in dem Moment nicht, was Stoner wollte. Als ihm später klar wurde, was Stoner da vor laufenden Kameras gesagt hatte, reagierte Rossi verärgert und erklärte in diversen Interviews, dass er von der Reaktion des späteren Weltmeisters nicht besonders angetan war.

Bereut Stoner diesen Seitenhieb? „Ich würde es heute sicher genau so handhaben wie damals“, stellt er klar und erklärt: „Wir hatten zuvor eine sehr intensive Rivalität. Es war eine heikle Angelegenheit. Doch ich hatte es damals schon am Abend wieder vergessen. Ich dachte einfach nur an meine Meisterschaft.“

„Uns war ziemlich klar, dass Valentino in dieser Saison nicht um die Meisterschaft kämpfen wird. Wir hatten andere Sorgen, vor allem Jorge (Lorenzo), der sehr konstant fuhr. Nein, ich denke nicht, dass ich es anders machen würde“, so Stoner.

Keine Verbitterung oder Zorn beim Gedanken an die Startnummer 46
„Rennsport ohne Rivalitäten ist nicht möglich“, ist Stoner überzeugt. „Damals erreichte es keinen wirklich schlimmen und schmutzigen Punkt. Es gab aber stets einige Spitzen hier und da.“

„Es hat Spaß gemacht“, blickt der Ex-Champion zurück. „Mit etwas Zeit erhält man einen anderen Blickwinkel. Es dauerte nicht lange, bis ich erkannte, dass es keine Feindseligkeit oder Verbitterung gibt. Ich hatte immer riesigen Respekt vor Valentino. Man kann auf diesem Niveau nicht fahren, wenn man keinen extrem großen Respekt vor den anderen Fahrern und ihren Erfolgen hat.“

Was Stoner an Rossis Rücktritt überrascht
Im November 2021 ging Rossis eindrucksvolle Karriere zu Ende. Bereits Anfang August kündigte Rossi in Spielberg an, dass er am Saisonende aufhören wird. „Sein Rücktritt hat mich nicht überrascht“, bemerkt Stoner. „Dass er in diesem Jahr zurücktritt, hat mich schon eher überrascht, weil ich dachte, er will sich verabschieden, solange er noch konkurrenzfähig ist.“

In der abgelaufenen Saison sammelte Rossi bei 18 Rennen nur magere 44 Punkte und beendete sein finales Jahr in der MotoGP als 18. der Fahrerwertung. „Ich könnte das nicht, denn für mich ging es immer darum, zu gewinnen“, staunt Stoner.

„Klar, einige Male musste ich akzeptieren, dass ich nicht gewinnen kann. Doch es war mein Antrieb, Rennen zu gewinnen. Es würde mir schwer fallen, wenn ich nicht an der Spitze mitmischen könnte. In den vergangenen zwei oder drei Jahren fehlte mir Valentino an der Spitze. Ich hätte gern gesehen, wie er mit den anderen Fahrern kämpft. Das wäre toll gewesen“, so Stoner.

Und was sagt Stoner dazu, dass Rossi Anfang 2022 Nachwuchs erwartet? „Es überrascht mich nicht, dass er jetzt Vater wird. Er wirkte immer wie jemand auf mich, der sich Kinder wünscht“, kommentiert der Australier. „Ich freue mich für ihn. Das ist das nächste Kapitel in seinem Leben. Ich bin mir sicher, dass er es genießen wird.“

Text von Sebastian Fränzschky

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