Marc Marquez - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Marc Marquez pflügte bei seiner Aufholjagd durch das Feld

(Motorsport-Total.com) – Marc Marquez war beim MotoGP-Saisonauftakt in Jerez zwar der schnellste Mann auf der Strecke, aber statt auf dem Siegerpodest landete der Weltmeister im Krankenhaus.

Auch seine Konkurrenten rechnen ihm an, dass er der Schnellste war, aber hat Marquez zu viel riskiert?

„Zu Beginn des Rennens hatte er offenbar Probleme mit dem Vorderrad“, sagt Maverick Vinales. In den ersten beiden Runden führte der Yamaha-Pilot das Rennen an. Doch dann wurde er von Marquez überholt.

Als Marquez in Runde fünf zum ersten Mal in Kurve 4 von der Strecke abkam, hatte Vinales freie Sicht. „Doch dann wurde mir fünf Runden vor Schluss auf einmal angezeigt: Marc +0. Er muss also richtig schnell durch das Feld gefahren sein. Er war sicherlich der Favorit auf den Sieg“, hält Vinales fest.

Durch den Ausritt war Marquez auf Position 16 zurückgefallen. Dann startete er eine Aufholjagd und kassierte Gegner um Gegner. In Runde 13 überholte er Valentino Rossi für den achten Platz. „Ich war sehr langsam und steckte schon in Problemen“, schildert der Italiener die Situation.

„Ich sah, dass er angeflogen kam. Es gab keinen Grund im Weg zu stehen, denn er war mir ohnehin einen Schritt voraus“, so Rossi. Die Aufholjagd ging weiter. In Runde 19 überholte Marquez zunächst Pol Espargaro und anschließend Andrea Dovizioso.

„Was mich am meisten beeindruckt hat, war sein Speed“, sagt Dovizioso. „Er war so viel schneller als alle anderen. Dass er gegen Ende des Rennens gestürzt ist, ist nicht gut. Er hat da einen Fehler gemacht. Das Podium war greifbar.“

Hat Marquez zu viel riskiert?
Dass Marquez schlussendlich gestürzt ist, hat Dovizioso „nicht überrascht“: „Wenn man so schnell ist, probiert man es natürlich. Genau das hat er getan. Deshalb bin ich nicht allzu überrascht.“ Dass Marquez immer ans Limit geht, ist bekannt.

„Er war sehr, sehr stark, aber das Risiko eines Sturzes war sehr hoch“, meint Pol Espargaro. „Das ist Racing. Wenn man mehr riskiert, kann man ein paar Zehntel gewinnen, aber das ist der Preis, den man dafür zahlt.“

„Da die Saison sehr kurz ist, muss man darüber nachdenken und etwas weniger Risiko nehmen. Aber wir wissen, dass Marc immer ans Limit geht. Das ist seine Persönlichkeit“, betont der KTM-Pilot und nächstjährige Teamkollege von Marquez.

Espargaro findet nicht, dass man Marquez für den Crash kritisieren sollte: „Wenn jemand jetzt sagt, dass er zu riskant gefahren ist, dann kennt diese Person den Motorradsport nicht. Marc hat sehr gute Resultate erobert, weil er so ist wie er ist.“

Rossi: Quartararo, Vinales und Dovizioso mit WM-Chancen
Für die Weltmeisterschaft hat die Verletzung von Marquez natürlich große Auswirkungen. Ein Comeback soll frühestens Anfang August in Brünn erfolgen. Ob das tatsächlich passieren wird oder er doch länger pausieren muss, bleibt abzuwarten.

Mit dem Sieg in Jerez führt Fabio Quartararo die WM-Wertung an. Gelingt ihm am kommenden Wochenende beim zweiten Jerez-Rennen wieder ein gutes Resultat, dann hat der Franzose für den Titelkampf eine gute Basis gelegt.

„Für mich ändert das nichts“, meint Quartararo dennoch. „Jeder kann einen Sturz oder eine Nullnummer haben. Voriges Jahr fuhr ich hier um das Podium mit, aber am Ende stand ich mit null Punkten da. Für mich ändert sich dadurch nichts.“

„Jeder weiß, wie Marc tickt. Meiner Meinung nach war er der Schnellste von uns allen. Das war schon am Morgen so. Am Nachmittag waren die Bedingungen aber ganz andere. Ich tat mich schwer, die Strecke richtig zu lesen. Wir wissen aber, dass er da richtig stark ist.“

Marquez wird auf jeden Fall das zweite Rennen in Jerez auslassen müssen. Er startet also mit zwei Nullrunden in die kurze Saison, die lediglich 13 Grands Prix umfasst. Wenn er zurückkommt, bleiben nicht viele Rennen, um den Rückstand aufzuholen.

„Für die WM ist es hart, weil jetzt so viele Rennen kommen“, meint Rossi. „Jetzt braucht man aber nicht darüber sprechen, weil wir noch nicht wissen, wie lange es dauern wird, bis er wieder fit ist. Aber klar, Quartararo, Vinales und Dovizioso haben eine große Chance. Sie standen alle auf dem Podest und vor allem die Top 2 sind sehr gut gefahren. Sie haben eine Chance.“

Text von Gerald Dirnbeck

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