Fabio Quartararo - © Motorsport Images

© Motorsport Images – An den WM-Titel denkt Fabio Quartararo angesichts der Ergebnisse nicht

(Motorsport-Total.com) – Nach den ersten fünf MotoGP-Wochenenden sieht die Bilanz von Yamaha düster aus.

In der Herstellerwertung ist die japanische Marke auf dem letzten Platz. Fabio Quartararo ist in der WM Neunter und Franco Morbidelli 13. Seit bald einem Jahr hat Yamaha kein Rennen mehr gewonnen.

Im Vorjahr triumphierte Quartararo letztmals auf dem Sachsenring. Seither stand der Franzose nur noch dreimal auf dem Podest, in dieser Saison nur einmal als Dritter (in Austin). Die letzte Poleposition ist schon mehr als ein Jahr her (Indonesien im März 2022).

Zuletzt schaffte es Quartararo in Jerez und in Le Mans nicht mehr ins Q2. „Es ist sehr frustrierend“, stöhnt der Weltmeister von 2021. „Wir pushen wirklich ans Limit. Ich arbeite härter denn je, aber wir sind so weit weg. Wir sind wirklich in einer sehr komplizierten Situation.“

Große Erwartungen wurden in den Montagstest nach dem Rennwochenende in Jerez gesetzt. In der Yamaha-Box waren einige neue Entwicklungen zu sehen, die zuvor schon Testfahrer Cal Crutchlow getestet hatte. Aber die Bilanz war niederschmetternd.

In Le Mans verwendeten Quartararo und Morbidelli im Endeffekt nichts von den in Jerez getesteten Teilen. „Der neue Auspuff funktionierte nicht, das neue Chassis funktionierte nicht, die Aerodynamik hat nicht funktioniert, die Elektronik hat nicht funktioniert“, zählt Quartararo auf.

„Die neuen Teile waren nutzlos. Nur eine Einstellung, die wir mit Öhlins probiert haben, war etwas besser. Wir haben viele Dinge probiert und nichts hat gut funktioniert. Aber wir müssen arbeiten und sobald wie möglich eine Lösung finden.“

Auf die Frage, ob Quartararo zuversichtlich ist, ob Yamaha eine Lösung finden kann, lautet seine Antwort: „Zuversichtlich würde ich nicht sagen.“ Denn man drehte sich in den vergangenen Monaten im Kreis und kehrte zu alten Konfigurationen zurück.

„Wir haben sehr viel beim Motorrad probiert, aber am besten ist es, wenn wir die Basis von vor zwei Jahren verwenden. Wir haben seit Saisonbeginn tausende Einstellungen probiert. Jetzt haben wir uns dazu entschieden, dass wir mit der Abstimmung von 2021 fahren.“

„Was auch immer wir für Probleme haben, ich muss mich darauf einstellen. Wir haben mehr Leistung, aber das Motorrad ist super aggressiv. Normalerweise kann ich als Fahrer sehr einfach sagen, was fehlt und wo wir Mühe haben.“

Die M1 verhält sich mit neuem Motor sehr aggressiv
„Aber momentan fühlt sich das Motorrad so aggressiv an und bewegt sich so stark, dass ich nicht weiß, was ich sagen soll“, schildert Quartararo das Dilemma. „In der Kurve bewegt und schüttelt sich das Motorrad. Es bewegt sich überall. Deshalb ist es schwierig, etwas zu sagen.“

„Ich habe nur eine Nachricht für das Team, nämlich dass wir eine Lösung finden müssen. Ich will mich nicht mehr ärgern, weil es dann nur noch schwieriger wird. Wir befinden uns in der schwierigsten Situation, seit ich bei Yamaha bin. Wir haben keine Basis und keinen Speed.“

Beim neuen Reihenvierzylinder wurde etwas mehr Leistung gefunden, aber dadurch sind andere Stärken beim Motorrad verloren gegangen. Das wirkt sich hauptsächlich bei Qualifying-Versuchen aus, wo keine deutliche Steigerung möglich ist.

Das Problem mit der Aerodynamik
Auch im Rennen haben die Fahrer im Zweikampf schwierige Karten. „Bei der Beschleunigung nehmen uns alle eine Zehntelsekunde ab. Dann kann man nicht in der Bremsphase überholen“, seufzt Quartararo.

„Es geht darum, mehr Leistung zu haben, um mehr Anpressdruck verwenden zu können. Unsere Flügel sind im Vergleich zur Konkurrenz sehr klein. Wir haben nicht genug PS, um die Aerodynamik zu verwenden, die wir wollen.“

„Man kann zum Beispiel in Austin bei der Beschleunigung im ersten Gang auf die Gegengerade mehr Leistung haben. Aber wenn man nicht die Flügel hat, um das Vorderrad auf den Boden zu drücken, kann man die Leistung nicht nutzen.“

Nach den Wintertestfahrten hatte sich Yamaha dagegen entschieden, das neue Aerodynamik-Paket zu homologieren. Man fuhr mit den alten Luftleitelementen weiter. Im Bereich der Aerodynamik ist Yamaha weit hinter der Konkurrenz.

„Kurz vor Saisonstart“, sagt Teamdirektor Massimo Meregalli bei ‚MotoGP.com‘, „haben wir verstanden, dass uns das neue Aerodynamik-Paket etwas mehr Topspeed und Anpressdruck gegeben hat. Aber leider konnten die Fahrer mit diesem Paket nicht gut fahren.“

Am 23. und 24. Mai sind private Testfahrten in Mugello geplant. Neben dem Ducati-Testteam rund um Michele Pirro wird dort auch Crutchlow im Einsatz sein. Welches Programm Yamaha dort verfolgen wird, ist noch nicht bekannt.

Podestplatz in Austin war nicht toll: Nur Möglichkeit genutzt
„Das ist die komplizierte Sache“, hält Quartararo fest. „Wir haben viel probiert, aber nichts ist besser geworden. Man muss eine Richtung finden, in die man arbeiten kann. Aber in den vergangenen Monaten haben wir viel probiert und nichts wird besser.“

Der einzige Unterschied zum Vorjahresmodell ist der Motor. Trifft es in dieser Situation Yamaha noch härter, dass man das Satellitenteam verloren hat? Die Konkurrenz kann mit den Partnerteams viel mehr Daten sammeln und Dinge probieren.

„Es ist ein Nachteil, aber kein größerer als im Vorjahr“, findet der Franzose. „Im Vorjahr konnte ich nie etwas mit ‚Dovi‘ und Darryn vergleichen. Darryn kam aus der Moto3. Man konnte von ihm keine Top-10-Ergebnisse erwarten.“

„Dovizioso war ein Jahr weg. Wir wissen, dass es schwierig ist, wenn man so eine lange Pause einlegt und dann zurückkehrt. Es stimmt natürlich, dass wir ein Satellitenteam mit zwei schnellen Fahrern brauchen.“

Und wie geht Quartararo mental mit der aktuellen Gesamtsituation um? „Es ist hart. Wenn man es gewohnt ist, um Podestplätze und Siege zu kämpfen. Beim Podium in Austin haben wir die Chance genützt, weil ‚Pecco‘ gestürzt ist und Jack vor mir gestürzt ist.“

„Das ist kein Podium, wo ich sage: ‚Wow, ich habe ein tolles Podium erreicht‘. Es war ein Podium der Chance. Der Speed war nicht so schlecht. Ich habe eine Siegermentalität. Wenn man dann schon vor dem zweiten Training sagt, dass wir nicht um Platz eins kämpfen, sondern schauen müssen, dass wir es ins Q2 schaffen – das ist momentan unsere Position.“

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Lena Buffa

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