Franco Morbidelli - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Franco Morbidelli sucht weiterhin den Weg, wie er mit der Yamaha optimal fahren muss

(Motorsport-Total.com) – Franco Morbidelli kehrte mit Kurzhaarfrisur aus der Sommerpause zurück.

Sportlich hatte sich beim Yamaha-Werksfahrer nichts geändert. Beim Grand Prix von Großbritannien in Silverstone sammelte der Italiener als 15. einen WM-Punkt. An die Performance seines Teamkollegen Fabio Quartararo kam er weiterhin nicht heran.

„Ich bin immer noch langsam und habe Mühe, mit dem Motorrad so zu fahren wie ich möchte. Das Motorrad ist gut genug, um auf Platz eins zu sein, aber ein Mensch fährt dieses Motorrad. Und dieser Mensch kann etwas, das ich nicht tue“, sagt Morbidelli offen.

Was macht Quartararo mit der Yamaha M1 anders, dass er so konkurrenzfähig ist? „Wenn er später bremst, dann ist sein Kurvenspeed so wie meiner. Aber wenn er dort bremst, wo ich bremse, dann kann ich seinen Kurvenspeed nicht fahren. Er ist diesbezüglich wirklich gut.“

Deshalb konzentriert sich Morbidelli auf die Bremsphase, um später in die Kurve bremsen zu können, aber gleichzeitig einen hohen Kurvenspeed zu halten. Genau in diesem Bereich macht Quartararo die Zeit gut. Kann er diesen Kurvenspeed nicht fahren, ist er auch nicht vorne dabei.

„Ich muss in der Bremsphase besser werden und in diesem Bereich das Limit weiter ausloten“, sagt Morbidelli. „Fabio kann einige Bereiche überfahren. Er hat immer noch einen großen Vorteil auf mich. Vor allem in der Bremsphase.“

Im vergangenen Jahr musste Morbidelli wegen einer komplizierten Knieoperation lange pausieren. Er verpasste insgesamt fünf Rennen. Seit der Vizeweltmeister von 2020 zurück ist, kann er nicht mehr an seine davor gezeigte Performance anknüpfen.

Hat ihn die Verletzungspause im Vorjahr gekostet?
Haben die anderen Fahrer einen Schritt gemacht, während Morbidelli pausieren musste? Ist das die Erklärung für seinen Rückstand? „Ich denke schon, dass sich viele Fahrer verbessert haben. Viele haben einen Schritt gemacht.“

„Fabio hat auch den Schritt gemacht, um mit Ducati und Aprilia mithalten zu können. Sie sind jetzt die klare Referenz. Ich habe diesen Schritt nicht geschafft. Wir haben weiterhin unsere Schwächen, aber Fabio kann sie kompensieren. Ich kann das momentan nicht.“

„Wenn ich die Bremsphase hinbekomme, verliere ich woanders. Um mit diesem Paket schnell zu sein, muss man alles perfekt hinbekommen. Man muss 200 Prozent herausholen und sich frei fühlen. Das fehlt mir immer noch.“

Psychologischen Rückhalt findet Morbidelli in der VR46-Akademie. Beim gemeinsamen Training kann er sich mit Francesco Bagnaia, Marco Bezzecchi und Luca Marini direkt messen. Dieser Vergleich macht ihm Mut.

„Wenn ich mit ihnen trainiere, dann bin ich immer noch schnell. Das gibt mir Selbstvertrauen“, lacht Morbidelli. „Nur hier habe ich Probleme.“ Yamaha hat sich trotz ausbleibender Erfolge immer hinter ihn gestellt. Sein Vertrag gilt auch für 2023.

„Yamaha ist sehr gut zu mir. Sie versuchen zu verstehen, ob sie etwas tun können, um mir zu helfen. Aber wenn ein Fahrer gewinnt, dann ist es nicht der richtige Moment, das Paket zu ändern. Ich muss verstehen, was ich tun muss. Es geht darum, was ich tun kann.“

„Wären alle Fahrer schlecht, dann wäre die Geschichte anders. Aber da bei uns ein Fahrer schnell ist, ist es möglich. Ich möchte nicht, dass Yamaha diesen Fokus verliert. Ich bin schlussendlich ein Yamaha-Angestellter. Wenn Yamaha gewinnt, bin ich glücklich.“

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Mark Bremer

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