Ducati Panigale V4R - © Ducati

© Ducati – Die Ducati Panigale V4R ist der Exot im Feld der Superbike-WM

(Motorsport-Total.com) – Superbike-Weltmeister Alvaro Bautista befindet sich mit Ducati trotz des Patzers beim WSBK-Wochenende in Imola voll auf Kurs, seinen zweiten Titel sicherzustellen.

Von den bisherigen 21 Rennen konnte Bautista 17 gewinnen. Deutlich schwieriger sieht die Situation bei Ex-Arbeitgeber Honda aus.

Auch in der vierten Saison mit dem Werksteam erkennt man keine spürbaren Fortschritte. Dank Super-Concessions konnte Honda die Fireblade nachbessern, doch bisher ohne Erfolg. Es besteht die Gefahr, erneut Letzter der Herstellerwertung zu werden. Verliert Honda eventuell die Lust und zieht sich aus der Superbike-WM zurück?

„Ich weiß nicht, wie man das in Japan sieht. Aber es besteht natürlich die Gefahr“, kommentiert HRC-Teammanager Leon Camier im Exklusiv-Interview mit ‚Motorsport-Total.com‘. Ex-Racer Camier weiß, dass ein Hersteller nicht ewig Geld in ein Projekt investiert, wenn es keinen Erfolg verspricht.

Und das Honda-Projekt in der Superbike-WM blieb in den zurückliegenden dreieinhalb Jahren einiges schuldig. Abgesehen von einer Hand Podestplätze konnte sich Honda kaum in Szene setzen. Mit verantwortlich dafür ist laut Camier das aktuelle Regelwerk. Denn Ducati verwendet das mit Abstand teuerste Serienbike und kann dadurch Technologien verwenden, die andere nicht zur Verfügung haben.

Warum Ducati im Vergleich zur Konkurrenz aktuell im Vorteil ist
„Die Dorna, die FIM und die Hersteller haben verstanden, dass man eine ausgeglichene Plattform benötigen“, bemerkt der Honda-Teammanager. „In dieser Meisterschaft ist schwierig, denn es gibt nicht die Freiheiten, die es in der MotoGP gibt. Unsere Basis hier sind die Serienmaschinen.“

„Ducati baut ein Serien-Rennmotorrad für 44.000 Euro. Natürlich ist das gut für sie, denn dadurch können sie in dieser Meisterschaft konkurrenzfähig sein“, bemerkt Camier, der in der WSBK-Saison 2020 für Barni-Ducati eine Panigale V4R pilotieren sollte.

Dass Bautista mit der Ducati dominiert, erstaunt Camier nicht. „Sein Motorrad kostet beinahe das Doppelte von den anderen Motorrädern der Meisterschaft. Die FIM hat die Regeln geändert und begünstigt das. Ich weiß nicht, ob das gut ist oder nicht. Es könnte ein Fehler sein“, grübelt der Brite.

„Ein Motorrad für 44.000 Euro tritt gegen Motorräder an, die etwas über 20.000 Euro kosten. In dieser Meisterschaft nutzen wir Serienmaschinen. Bis zu welchem Punkt ist das noch richtig?“, hinterfragt Camier das Regelwerk und die Vorteile, die Ducati mit der auf Rennsport fokussierten Philosophie hat.

„Welchen Sinn ergibt es für einen Hersteller, der ein erschwingliches Motorrad für die Straße baut und damit in einer Meisterschaft mit strikten Regeln antritt und nicht konkurrenzfähig ist? Die Dorna hat das Problem erkannt, doch es ist nicht einfach, eine Balance zu schaffen. Es ist eine schwierige Situation. Wie soll man das hinbekommen? Es ist wirklich eine schwierige Frage“, so Camier.

Großes Lob für Alvaro Bautistas Leistungen in der WSBK
Die Diskussionen über die verschiedenen Philosophien rücken Alvaro Bautistas Leistungen immer wieder in den Schatten. Doch Camier lobt den Spanier für seine Erfolge: „Alvaro ist ein sehr guter Fahrer. Im Moment fährt er besser als je zuvor. Sein Selbstvertrauen ist riesig. Er hat ein wirklich gutes Paket.“

„Die Ducati ist richtig stark, aber Alvaro macht den Unterschied aus“, ist Camier überzeugt. „Er ist ein richtig guter Fahrer. Man sollte ihm nichts absprechen. Es kommen viele Faktoren zusammen. Sicher, sie haben einen Vorteil. Er performt ebenfalls sehr gut.“

„Wie man das Problem löst? Es ist nicht einfach. Man sieht auf der Strecke aber, dass sie klar im Vorteil sind. Die FIM, die Dorna und alle Beteiligten sollten sich etwas einfallen lassen, um eine Balance herzustellen“, fordert Camier.

Warum gibt es kein kombiniertes Mindestgewicht?
Das kombinierte Mindestgewicht aus Fahrer und Motorrad wäre ein Werkzeug gewesen, um Bautistas Dominanz zu beenden. Doch diese Idee wurde begraben. „Es gibt in beinahe jeder Klasse ein kombiniertes Gewicht: in der Supersport-300-WM, in der Supersport-WM, in der Moto3 und in der Moto2. Warum wendet man das nicht auch bei großen Motorrädern an? Was ist der Unterschied?“, fragt Camier.

Dass leichte Fahrer im Vorteil sind, steht für Camier außer Frage. „Natürlich macht es einen Unterschied aus. Wer das nicht so sieht, versteht den Motorradsport nicht“, bemerkt der Ex-Racer. Mit etwas unter 60 kg ist Bautista das absolute Fliegengewicht im Feld der Superbike-WM.

„Leichte Fahrer werden es nie zugeben. Sie denken, dass man als großer Fahrer andere Vorteile hat. Doch welche Vorteile sollen das sein? Man sieht auf den Daten nichts. Weniger Gewicht sieht man allerdings bei den Daten“, stellt Camier klar und fügt hinzu: „Ich bin mein gesamtes Leben gegen leichte Fahrer gefahren.“

Text von Sebastian Fränzschky

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