Jonas Folger - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Tech-3-Teamchef Herve Poncharal mit Jonas Folger

(Motorsport-Total.com) – Durch die Verletzung von GasGas-Pilot Pol Espargaro kam Jonas Folger in diesem Jahr zum unverhofften MotoGP-Comeback.

Von Austin bis Assen pilotierte Folger die KTM RC16 des GasGas-Teams und kehrte damit in sein altes Team zurück. In der MotoGP-Saison 2017 setzte die Mannschaft, die damals noch als Tech-3-Yamaha-Team antrat, auf Folger, der im Herbst gesundheitsbedingt die Reißleine zog.

Im Exklusiv-Interview mit ‚Motorsport-Total.com‘ spricht Tech-3-Teamchef Herve Poncharal über Jonas Folger, dessen Karriere und die Einsätze in der laufenden MotoGP-Saison, in der Folger als Ersatzpilot immerhin neun Punkte sicherstellte.

„Jonas Folger hat fantastische Arbeit geleistet und uns sehr geholfen“, erklärt Poncharal. „Er hat immer gelacht und sein Enthusiasmus war immer toll. Eigentlich war er gar nicht dafür vorbereitet, weil er kein Rennfahrer mehr sein möchte. Er will ein Testfahrer sein. Das haben wir verstanden.“

„Er freute sich, zu Tech 3 zurückzukommen, was sein Team war. Wir waren sehr froh, ihn zurück zu haben“, berichtet der Tech-3-Teamchef und verdeutlicht, wie gut Folger mit dem Team harmonierte: „Zwischen Mugello und dem Sachsenring legte das gesamte Team einen Stopp bei ihm ein. Wir haben zusammen gegrillt und einen wundervollen Abend verbracht.“

Herve Poncharal schwärmt von Jonas Folger
Für die Verpflichtung von Folger in der Saison 2017 erhielt Poncharal viel Kritik. Es gab große Zweifel, ob Folger das nötige Talent für die Königsklasse hat. Doch Poncharal wurde von Folger für seinen Mut mit einem Podium und vielen guten Rennen belohnt.

„Ich liebe Jonas, seine Persönlichkeit und seine Herangehensweise“, so Poncharal. „Er ist ein cooler Typ. Es gibt nicht so viele Fahrer, die coole Typen sind. Er ist anders, was sehr positiv ist. Was 2017 passiert ist, war für mich ein Schock. Zuvor lief es bei ihm richtig gut. Wir hatten große Hoffnungen, dass er 2018 einen großen Schritt macht.“

„Wir wissen nach wie vor nicht so richtig, was passiert ist. Man kann davon halten, was man will. Wir werden es nie richtig herausfinden. Doch ich war sehr traurig, denn ich habe stark an sein Potenzial geglaubt. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass er in der Lage gewesen wäre, unglaubliche Dinge zu leisten“, erklärt Poncharal.

Der schwierige Weg von Jonas Folger nach dem Aus in der MotoGP
Nach der Zwangspause startete Folger ein Comeback. Er fuhr einige Moto2-WM-Rennen als Ersatz und übernahm bei Yamaha die Rolle des MotoGP-Testfahrers. In der Saison 2020 wechselte er in die IDM und gewann alle Rennen. Es folgten Einsätze in der Superbike-WM, die weniger erfolgreich waren.

Poncharal hat Folgers Karriere auch nach der Trennung verfolgt und ist traurig, dass sich sein ehemaliger Schützling so schwer tat: „Er war nach wie vor jung und ich wusste, über welches Potenzial er verfügt. Er absolvierte einige Moto2-Wildcards, testete für Yamaha und fuhr dann in Deutschland in der Superbike-Meisterschaft. Danach wechselte er in die Superbike-WM. Ich war etwas traurig.“

„Als ich hörte, dass er von der Pierer-Mobility-Gruppe als Testfahrer verpflichtet wurde, freute ich mich für ihn. Wir trafen uns aber nie und sendeten uns nur bei WhatsApp einige Nachrichten. Beim ersten Treffen mit meinem Team beim Test in Sepang meinten sie, dass Jonas nach wie vor der Alte ist. Doch er war etwas verloren, denn er hatte kaum Zeit auf dem Motorrad“, verrät Poncharal.

Herve Poncharal musste Jonas Folger überzeugen, erneut Rennen zu fahren
Ab Austin pilotierte Folger die zweite KTM des GasGas-Teams. „Er sagte mir, dass seine Rennfahrer-Karriere hinter ihm liegt. Er freute sich über den Testfahrer-Vertrag. Das ist es, was er so lange wie möglich und so gut wie möglich tun möchte. Er will aber keine Rennen mehr fahren. Aber weil es sich um Tech 3 handelte, probierte er es. Doch zu diesem Zeitpunkt legte er sich nur für das Rennen in Austin fest“, erinnert sich der Tech-3-Teamchef.

„Es lief ziemlich gut, die Atmosphäre war gut. Ich sagte ihm, dass er ein besserer und schnellerer Testfahrer wird, der das Motorrad besser versteht, wenn er ohne Druck Rennen bestreitet. Nach Texas ging es weiter nach Jerez, Frankreich, Italien, Deutschland und Assen“, so Poncharal.

„Er ist gleichzeitig der alte Jonas, aber auch ein anderer Jonas“, vergleicht der Franzose. „Er ist weiterhin freundlich und nett. Doch man spürt auch, dass er erwachsener ist. Da er nicht mehr Rennen fahren möchte, ist er entspannter. Er hat keine Erwartungen. Natürlich will er nicht so weit zurückliegen. Von Texas bis Assen reduzierte er den Rückstand deutlich.“

Text von Sebastian Fränzschky, Co-Autor: Gerald Dirnbeck

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