Casey Stoner - © Repsol

© Repsol – Casey Stoner machte Ende 2012 bei HRC Platz für Marc Marquez

(Motorsport-Total.com) – Ziemlich genau vor acht Jahren verkündete Casey Stoner in Le Mans seinen Rücktritt.

Stoner, der beim finalen MotoGP-Rennen in Valencia gerade einmal 27 Jahre alt war, wurde bei Honda durch Marc Marquez ersetzt.

Seitdem holte Marquez sechs Titel in sieben Jahren. Offen bleibt die Frage, was passiert wäre, wenn Stoner und Marquez bei HRC aufeinander getroffen wären.

Ex-HRC-Teammanager Livio Suppo befürchtet, dass das Duo Stoner/Marquez nicht funktioniert hätte beziehungsweise dass Stoner sich nicht wohl gefühlt hätte: „Ich denke, dass Casey stark unter seiner Persönlichkeit gelitten hätte. Casey holte zwei WM-Titel, Marc gewann die WM sechs Mal in sieben Jahren. Das sagt alles.“

Im Gegensatz zu Stoner behielt Marquez bei allen mentalen Herausforderungen einen klaren Kopf. „Er kann in jeder Situation ruhig bleiben. Casey war nach dem Duell mit Rossi in Laguna Seca außer sich“, erinnert sich Suppo im Gespräch mit der ‚Gazzetta dello Sport‘. „Dann stürzte er in Brünn und Misano. Er verlor 2008 den Titel, weil er zu viel wollte.“

Casey Stoner schlägt Mega-Gage aus
Ursprünglich wollte Honda Stoner dazu überreden, wenigstens noch ein Jahr zu fahren. Dafür boten sie ihm laut Insidern zehn Millionen Euro Gage. Doch Stoner lehnte dieses Angebot ab, obwohl er damals gerade erst einmal 26 Jahre alt war. Zu sehr war der Australier von den PR-Aktivitäten, der Reiserei und den 2012 hinzugekommenen CRT-Bikes genervt.

„Es gibt viele Gemeinsamkeiten bei den sportlichen Karrieren von (Andre) Agassi und Casey. Sie liebten ihren Sport, doch sie hassten alles, was damit verbunden war“, stellt Suppo im Gespräch mit ‚Motorsport-Total.com‘ klar. „Casey mochte die PR-Aktivitäten und die Reiserei nicht so sehr. Er reiste sein komplettes Leben. Bis er 27 Jahre alt war, hatte er nichts anderes als den Rennsport erlebt.“

Steiniger Weg in die Königsklasse
Nachdem Stoner als Kind an Offroad-Rennen in Australien teilnahm, kam er nach Europa und zog mit seinen Eltern in einem Wohnwagen durch England. Stoner wechselte zum Straßensport. Nach Erfolgen in der Britischen Meisterschaft führte sein Weg in die WM. In der Saison 2002 debütierte er in der 250er-WM. Ein Jahr darauf feierte er in der 125er-WM seinen ersten Grand-Prix-Sieg.

Für Honda war Stoners Rücktritt ein Schock, denn 2011 bescherte er dem größten Motorradhersteller der Welt den einzigen Titel in der 800er-Ära. Seit Nicky Haydens Triumph in der Saison 2006 musste Honda auf einen weiteren WM-Titel warten.

„Wir waren sehr traurig, vor allem Nakamoto (damals HRC-President; Anm. d. Red.)“, erinnert sich Suppo. „Nakamoto liebte Casey, weil er der Fahrer war, der für HRC den Titel zurückholte. Er hatte sehr großen Respekt vor ihm und war sehr traurig.“

Marquez/Stoner hätte bei HRC für Wirbel gesorgt
Doch selbst zehn Millionen Euro konnten Stoner nicht dazu animieren, 2013 weiterzumachen. „Es war keine Frage des Geldes, vor allem nicht bei einem Mensch wie Casey. Er war der Meinung, dass es der richtige Zeitpunkt ist. Da konnte man nichts machen“, kommentiert Suppo.

Stoners Entscheidung verhinderte das Honda-Dream-Team mit Marquez. „Marc stand bereits unter Vertrag, weil wir uns 2011 auf einen Vertrag einigten. Damals fuhr er in der Moto2. Der ursprüngliche Plan war es, Casey und Marc im Team zu haben und dann zu schauen, was mit Dani (Pedrosa) passiert“, erklärt Suppo.

„Ich weiß nicht genau, wie es gewesen wäre, wenn beide für das Team gefahren wären. Marquez war von Beginn an extrem schnell. Mit einem Blick auf die Show wäre es ein Dream-Team gewesen. Für uns – diejenigen, die es managen müssen – wäre es vermutlich ein bisschen schwierig geworden“, so der damalige HRC-Teammanager.

Text von Sebastian Fränzschky

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