Luca Marini - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Luca Marini, Joan Mir, Takaaki Nakagami eng beisammen, aber weit hinten

(Motorsport-Total.com) – Im Lager von Honda geht die zähe Wiederaufbauarbeit des einst so erfolgreichen MotoGP-Programms weiter.

Am Portugal-Wochenende der noch jungen MotoGP-Saison 2024 gab es wie schon zwei Wochen zuvor beim Saisonauftakt in Katar für die insgesamt vier Honda-Fahrer Luca Marini, Joan Mir, Takaaki Nakagami und Johann Zarco wenig Zählbares zu holen.

Mir, der sich im Grand Prix am Sonntag über Pramac-Ducati-Pilot Franco Morbidelli ärgerte, belegte letztlich P12. Weiter nach vorne ging es für keinen Honda-Fahrer in einem der zwei Rennen auf dem Algarve International Circuit in Portimao.

Im Sprint schloss Mir auf P14 ab, während Nakagami und Marini auf als 17. und 18. die Schlusslichter im Ziel waren. Zarco kam am Samstag aufgrund eines Sturzes gar nicht ins Ziel. Im Grand Prix am Sonntag belegten Nakagami und Zarco die Plätze 14 und 15, während Marini als 17. im Ziel lediglich den früh gestürzten Franco Morbidelli hinter sich hatte.

Die Achillesferse der Honda RC213V, nämlich nicht genügend Grip am Hinterrad, kam auf der kurvenreichen Berg-und-Talbahn in Portimao besonders negativ zum Tragen. Das erklären insbesondere die beiden LCR-Piloten Zarco und Nakagami ausführlich.

Marini: Sprint am Samstag als Testsession genutzt
Honda-Werkspilot Luca Marini gibt ganz offen zu, dass er den Zwölf-Runden-Sprint am Samstag als Testsession genutzt hat: „Für die Punkteränge kommen wir in den Sprints derzeit sowieso nicht in Frage. Deshalb nutzen wir diese Streckenzeit, um das Verhalten des Motorrads auf mehreren Runden am Stück zu analysieren. In den Trainings am Freitag fahren wir kaum mehr als fünf Runden am Stück. Da kann man keine echten Rückschlüsse auf Reifenverschleiß und so weiter ziehen.“

Mit den Erkenntnissen vom Samstag lief es für Marini am Sonntag „viel besser“, wie er sagt. Dass er es auch im langen Rennen nicht die Punkteränge geschafft hat, das erklärt der diesjährige Neuzugang im Honda-Werksteam so: „Insgesamt haben wir an diesem Wochenende viele wichtige Informationen gesammelt und verstanden, dass wir in gewisse Richtungen mit diesem Motorrad nicht gehen können. Wir müssen andere Wege finden.“

„Das sehe ich aber positiv und als Teil des Prozesses“, so Marini, der am Sonntag „ein paar Kurven, ein paar Runden genießen konnte“ und der herausstellt, dass er näher an Teamkollege Mir dran war. Den Zwischenfall mit Morbidelli, bei dem Mirs Honda beschädigt wurde, unterschlägt Marini in diesem Zusammenhang. Der Italiener macht sich Hoffnung, indem er sagt, dass der Portimao-Sonntag für ihn selber auf der Honda „ein kleiner Schritt vorwärts“ war.

Zarco: Neue Schwinge „keine große Hilfe“
Genau wie für Luca Marini, so ist die Honda RC213V auch für Johann Zarco ein Bike, das er erst seit wenigen Monaten fährt. Der diesjährige Neuzugang im LCR-Team hat aus Portimao einen mickrigen WM-Punkt mitgenommen, war damit auf dem Papier aber trotzdem einen Tick erfolgreicher als Marini.

„Das war ein sehr schwieriges Rennen. Ich hatte nicht erwartet, dass ich Runde für Runde so stark zu kämpfen haben würde“, bekennt Zarco nach den 25 Runden des Grand Prix am Sonntag. Honda-Werkspilot Joan Mir fuhr 16 seiner 25 Rennrunden im 1:39er-Bereich. Für Zarco aber waren „Runden unter der 1:40er-Marke unmöglich“, wie er sagt. Zweimal ist es dem Franzosen gelungen, das „Unmögliche“ zu schaffen, indem er ganz knapp unter der 1:40er-Marke blieb.

Die neuen Teile, die Honda für das Portimao-Wochenende dabei hatte, waren laut Zarco „keine große Hilfe“. So kam unter anderem eine neue Schwinge zum Einsatz, aber: „Wenn wir vorher 30 Prozent von einer guten Lösung entfernt waren, dann waren wir das hier vielleicht zwei bis drei Prozent weniger. Das heißt aber, dass uns immer noch 27 Prozent fehlen“, ordnet Zarco ein und erklärt: „Deshalb gab es von uns an diesem Wochenende viele Beschwerden. Die neuen Teile hatten auf der Strecke keine große Auswirkung.“

Dass es Zarco als 15. gerade so in die Punkteränge geschafft hat, das war nicht auf die Performance der Honda zurückzuführen. „Ich hatte Glück, dass es am Schluss ein paar Zwischenfälle gab ich somit immerhin einen Punkt einfahren konnte“, sagt er in Anspielung auf die Kollision zwischen Marc Marquez und Francesco Bagnaia vier Runden vor Schluss sowie den Getriebeschaden an der Aprilia von Maverick Vinales eingangs der letzten Runde.

Nakagami vermisst Gefühl für das Hinterrad
Auch Zarcos LCR-Teamkollege Takaaki Nakagami hatte stark zu kämpfen. Seine Erklärung nach dem Sprint am Samstag lautete: „Uns fehlt am Hinterrad nicht nur der Grip. Persönlich fehlt mir auch das Gefühl dafür, wie viel vom Hinterreifen überhaupt noch da ist. Weil ich dieses Gefühl vermisse, kann ich gar nicht voll in Schräglage gehen.“

Um das Problem in den Griff zu kommen und mehr Feedback vom Hinterrad zu bekommen, „haben wir für das Rennen [am Sonntag] die Abstimmung verändert“, sagt Nakagami nach dem Grand Prix. „Wir wollten vor allem den Grip und das Gefühl am Hinterrad verbessern. In einem kleinen Spektrum ist uns das auch gelungen. Im Warm-Up war mein Gefühl das beste seit Beginn des Wochenendes. Also haben wir für das Rennen an dieser Abstimmung festgehalten.“

„Leider aber“, so Nakagami weiter, „hatte ich dann keinen guten Start. Ich fuhr hinter Marini und habe viel Zeit verloren. Als ich an ihm vorbei war, wollte ich Joan [Mir] einholen. Meine Rundenzeiten waren recht konstant, aber nicht überragend“. Während Teamkollege Zarco im gesamten Rennen nur zweimal ganz knapp unter die 1:40er-Marke kam, ist Nakagami in 13 der 25 Runden eine 1:39er-Zeit und einmal sogar eine 1:38er-Zeit gelungen.

Honda von eigenen Zielen noch weit entfernt
Allerdings hat Nakagami in der drittletzten Runde aufgrund des Ausrutschers auf einen Schlag 20 Sekunden verloren. Trotzdem ist es ihm gelungen, sich bis ins Ziel vor Teamkollege Zarco zu halten.

Ein positives Fazit nach dem Portugal-Wochenende fällt Nakagami aber schwer: „Wir sind natürlich noch weit weg davon, wo wir hin wollen. Wir haben noch so viel Arbeit vor uns und Dinge, die wir verbessern müssen. Hier war es so, dass wir seit Freitag komplett verloren waren. Wir waren langsamer als im Vorjahr.“

Genau wie Yamaha, so legt auch Honda in diesem Jahr dank der Konzessionen im Reglement zahlreiche private Testtage ein. So war Honda zwischen den Rennwochenenden in Katar und Portugal gleich zweimal in Jerez (Spanien) testen. Yamaha blieb nach dem Portugal-Rennwochenende noch einen Tag länger in Portimao, um dort am Montag zu testen.

Text von Mario Fritzsche, Co-Autoren: Casanova

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