Jorge Lorenzo  © Yamaha

© Yamaha – Vorjahres-Champ Jorge Lorenzo ist einer der Favoriten auf dem WM-Titel 2013

(Motorsport-Total.com) – Yamaha-Werkspilot Jorge Lorenzo geht 2013 zum zweiten Mal als MotoGP-Weltmeister in die neue Saison. Bereits 2011 wollte er den Titel verteidigen, scheiterte allerdings an Casey Stoner.

In der anstehenden Saison muss sich Lorenzo den beiden Werks-Hondas von Dani Pedrosa und Marc Marquez sowie Teamkollege Valentino Rossi stellen. Im Interview spricht der Spanier über seinen alten und neuen Teamkollegen, die M1 des aktuellen Jahrgangs und seine persönliche Entwicklung.

Frage: „Es steht nur noch ein Test aus und dann geht es los. Bist du mit der Arbeit der Yamaha-Ingenieure zufrieden?“
Jorge Lorenzo: „Ja, die Ingenieure in Japan haben tolle Arbeit geleistet, besonders beim neuen Chassis. Der neue Rahmen ermöglicht es mir, das Motorrad am Kurvenausgang einfacher aufzurichten. Unser Hauptaugenmerk liegt nun darauf, den Motor zu verbessern, der uns nun etwas dabei hindert, noch schneller zu werden.“

Frage: „Was fehlt der M1 zum perfekten Motorrad?“
Lorenzo: „Der Motor ist vermutlich der Schwachpunkt im Moment. Schritt für Schritt versuchen wir, neue Dinge zu testen, die unser Tempo und die Beschleunigung am Kurvenausgang verbessern. Das ist der Bereich, in dem wir im Vergleich zu unseren Konkurrenten am meisten verlieren. Im Vergleich zu 2011 sind wir deutlich besser aufgestellt.“

Frage: „Die anstehende Saison scheint härter zu werden als die vergangene. Was denkst du über deine größten Rivalen nach dem Test?“
Lorenzo: „Sie sind sehr starke Fahrer mit sehr viel Erfahrung. In der Summe sind es viele WM-Titel. Vor allem Valentino, er hat neun WM-Titel und mehr als 100 Siege und ist sehr stark und komplett. Er kann seine Strategie im Rennen sehr schnell ändern. Pedrosa ist ziemlich schnell, nicht nur auf eine einzelne Runde. Er kann auch im Rennen ein konstantes Tempo fahren. Marquez kommt aus der Moto2 und hat sehr viel Energie, ist sehr aggressiv und ich denke, dass er alles hat, um in der MotoGP von Beginn an konkurrenzfähig zu sein.“

Frage: „Ein zweiter Platz war im Vorjahr dein schlechtestes Ergebnis. War das der Schlüssel zum Titel?“
Lorenzo: „Wenn man Weltmeister werden möchte, muss man konstant sein. Es ist nahezu unmöglich, oft zu stürzen und Meister zu werden. Ein Schlüssel auf dem Weg zum Weltmeister ist es, alle Rennen zu beenden, sofern das möglich ist. Im vergangenen Jahr konnte ich alle Rennen auf dem Podium beenden, mit Ausnahme von Assen und Valencia, als ich bereits den Titel sicher hatte. In meiner ersten MotoGP-Saison 2008 war ich nicht konstant. Nach vielen Stürzen und Verletzungen hatte ich verstanden, dass ich dieses Ziel erreichen muss.“

Frage: „Was unterscheidet Jorge Lorenzo, den amtierenden Weltmeister, im Vergleich zu dem Fahrer und der Person, die er Ende 2010 war?“
Lorenzo: „Es sind nur zwei Jahre vergangen. Das ist nicht so viel Zeit. Ein Menschverändert sich in zwei Jahren nicht so sehr. Ich versuche immer, mich als Person und Fahrer zu verbessern. 2010 hatte ich eine nahezu perfekte Saison als Fahrer. Ich habe den Punkterekord gebrochen. Doch zu dieser Zeit hat mir mein Motorrad einen großen Vorteil gegenüber den anderen geboten. Im vergangenen Jahr hatte ich jedoch nicht solch einen Vorteil und die Saison war deutlich härter als 2010. Zum Glück war ich gelassen genug, um stark zu sein, wenn es schwierig wurde.

Frage: „Als du 2010 Weltmeister wurdest, hast du die Nummer 1 auf dem Motorrad gewählt. Warum hast du das in diesem Jahr nicht?“
Lorenzo: „Als ich zum ersten Mal Weltmeister in der MotoGP wurde, habe ich die Nummer 1 gewählt. Ich war so gespannt darauf, weil es das erste Mal war, dass ich sie auf der MotoGP-Maschine haben durfte. Doch am Ende der Saison hat sie mir kein Glück gebracht, auch wenn ich Zweiter wurde, was nicht schlecht ist. Ich habe mit der 99 zwei WM-Titel geholt, die Fans verbinden mich damit und in diesem Jahr habe ich mich dazu entschieden, sie wieder zu verwenden.“

Frage: „Wenn du 2013 Weltmeister wirst, dann ziehst du mit Wayne Rainex gleich, der drei WM-Titel hat. Ist das eine Motivation für dich?“
Lorenzo: „Wayne Rainey ist eine der Legenden der MotoGP und in Sachen Meisterschaften mit ihm gleichzuziehen, ist eine große Ehre für mich. Doch zuerst einmal müssen wir es schaffen! Wayne ist ein guter Freund von mir und drei Titel wären beeindruckend, wie ein Traum. Es wäre viel mehr, als ich je erwartet hätte.“

Frage: „Besorgt Valentinos Rückkehr dich oder ist es eine Motivation? Wie ist deineBeziehung zu ihm?“
Lorenzo: „Unsere Beziehung ist vermutlich besser als vor drei Jahren. Wir sind nun etwas älter und erwachsener, vor allem ich. Ich war erst 20 Jahre alt, als ich in die MotoGP kam. Wir müssen nicht beste Freunde sein, weil es im Motorradsport nicht so läuft wie beim Fußball oder beim Basketball. Doch wenn die Beziehung gut ist, dann ist es für das Team besser. Wir werden versuchen, ruhig zu bleiben und uns in die gleiche Richtung zu pushen.“

Frage: „Wie wird sich Valentinos Rückkehr auf das Team und das Motorrad auswirken?“
Lorenzo: „Solch ein erfahrener Fahrer wie Valentino, der dieses besondere Gefühl auf der Strecke hat und alles fühlt, wird den Ingenieuren bei Yamaha helfen. Und auch mir wird er helfen, zu verstehen, ob mein Gefühl für neue Dinge am Motorrad seinem ähnelt. Wenn zwei Fahrer unterschiedliche Feedbacks über das gleiche Material abgeben, dann wird es schwierig, ein Motorrad zu entwickeln. In Sepang haben wir den Ingenieuren die gleichen Feedbacks über die neuen Teile geliefert. Das schenkt uns Zuversicht, das Motorrad schneller zu verbessern.“

Frage: „Casey Stoner hat sich verabschiedet und Marc Marquez kam dazu. Wer wird in dieser Saison der größte Herausforderer sein?“
Lorenzo: „Es ist schwierig, die Rivalen einzuschätzen. Vielleicht werden sie schneller sein als ich? Ich weiß nicht, was passieren wird. Dani, Valentino, Marquez und ich sind die Favoriten für die Saison. Überraschungen sind möglich. Es ist wichtig, in der Vorsaison gut zu arbeiten und zu versuchen, bestmöglich vorbereitet in die Saison zu gehen.“

Frage: „Mit Ausnahme von Valentino könnte es eine spanische Angelegenheit werden. Wie wichtig ist es für dich, am Ende der Saison bester Spanier zu sein?“
Lorenzo: „Ich denke, dass es unter Fahrern der gleichen Nationalität immer einen besonderen Wettbewerb gibt. Wir alle wollen der beste spanische Fahrer sein. Es ist wie eine weitere Liga in der gleichen Meisterschaft. So viele Spanier mit großem Potenzial zu haben, macht das Leben schwierig für uns. Dani, Marc, Alvaro – sie sind alle sehr schnell und es ist schwierig für mich, vor ihnen ins Ziel zu kommen.“

Frage: „Hat dir die Vertragsverlängerung bei Yamaha zusätzliche Motivation geschenkt, den Titel zu holen?“
Lorenzo: „Wichtiger als eine besondere Motivation war, dass ich mich dadurch besser auf die Meisterschaft konzentrieren konnte. Ich musste nicht zu sehr an Verträge denken.“

Frage: „Zuletzt konnte man lesen, dass du an einen Rücktritt gedacht hast. Ist das wahr? Wird deine Karriere so kurz wie die von Casey oder so lang wie die von Loris Capirossi?“
Lorenzo: „Ich weiß nicht, warum das durch die Presse ging. Mein Ziel ist es, die MotoGP so lange wie möglich zu genießen. Im vergangenen Jahr habe ich für zwei Jahre bei Yamaha unterschrieben. Ich würde aber gerne länger bleiben. Hoffentlich bleibe ich von Verletzungen verschont du kann noch länger in der MotoGP bleiben.“

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