Danilo Petrucci - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Danilo Petrucci wurde bereits vor dem Start von seinen Emotionen überwältigt

(Motorsport-Total.com) – Beim Saisonfinale der MotoGP in Valencia waren alle Blicke auf Valentino Rossi gerichtet, der sich nach seinem 432. Grand Prix verabschiedete.

Landsmann Danilo Petrucci fuhr ebenfalls sein finales Rennen in der MotoGP, erhielt aber nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit.

„Die Leute, die hier mit mir gearbeitet haben, schenkten mir sehr viel Liebe. Darüber freue ich mich sehr. Die MotoGP hat mir viel gegeben“, kommentiert Petrucci, der in der abgelaufenen Saison nicht an die Leistungen der vergangenen Jahre anknüpfen konnte.

Petrucci beendet seine Grand-Prix-Karriere nach zehn Jahren in der Königsklasse. „Es war ein sehr emotionaler Tag. Ich wollte nicht weinen, aber als ich in die Startaufstellung kam und die vielen Leute mich begrüßten, konnte ich mich nicht zurückhalten“, gesteht der Italiener.

„Es war sehr schön, die vielen Menschen und Freunde noch einmal zu sehen, um sich zu verabschieden. Ich bin sehr dankbar, dass ich mit so vielen Leuten so viele tolle Erinnerungen teile“, bemerkt Petrucci. „Wenn man die Leute auf einer Tribüne begrüßt und Tausende von Menschen reagieren, dann ist das einfach das beste Gefühl in der Welt.“

Keine Punkte beim MotoGP-Abschied in Valencia
Sein finales MotoGP-Rennen beendete Petrucci auf Position 18. Der Tech-3-KTM-Pilot hatte nach dem Sturz im FT1 einen Bluterguss in der Hüfte und auch technisch kämpfte Petrucci mit einigen Hindernissen.

„Ich probierte es, wollte dieses Rennen aber unbedingt beenden“, berichtet der Italiener, der bei den beiden Rennen zuvor zwei unverschuldete Stürze hinnehmen musste. „In den ersten Runden waren alle sehr aggressiv. Danach stieg der Luftdruck im Vorderreifen. Ich konnte nicht hart bremsen und hielt mich zurück. Ich wollte die finalen Kilometer mit diesem Motorrad genießen.“

Der Motor seiner KTM RC16 war am Ende seiner Lebensdauer. „In Silverstone ging leider ein neuer Motor kaputt“, erklärt Petrucci. „Wir hatten mit der Leistung zu kämpfen und waren am Limit. Der Motor hatte bereits eine sehr hohe Laufleistung. Bei den Topspeed-Messungen lagen wir meist im hinteren Feld.“

Nach drei Jahren mit unterlegenem Material ergreift Petrucci die Chance
Petruccis Aufstieg in der MotoGP war eine Geschichte, die es nicht oft gibt. In der Saison 2012 stieß der Italiener als Nobody zum Feld der Königsklasse. „Ich bin vermutlich einer der letzten Fahrer, die es geschafft haben, ohne ein Phänomen zu sein. Als ich jung war, war ich einfach nur ein guter Fahrer“, bemerkt er.

„Es war für mich wie ein Kreislauf. Ich kämpfte zu Beginn um die letzten Plätze. Ich verlor nie den Glauben an mich. Niemand vertraute mir zu Beginn. Doch ich gab nie auf. Niemand kannte mich, weil ich aus den Supersport-Klassen kam“, erinnert sich Petrucci, der in den ersten drei Jahren mit unterlegenem Material hinterherfuhr.

Durch den Wechsel zu Pramac-Ducati ging es für Petrucci steil bergauf. Bereits in seiner ersten Saison mit der Desmosedici fuhr Petrucci aufs Podium. Die beiden Siege in Mugello und Le Mans waren die Höhepunkte seiner MotoGP-Karriere.

„Ich gewann zwei Rennen und stand einige Male auf dem Podium“, freut sich der ehemalige Ducati-Werkspilot. „Bereits 2016 hätte ich auf dem Sachsenring im Regen gewinnen können. Im gleichen Jahr führte ich das Rennen in Assen an, doch dann ging mein Motorrad kaputt.“

„2019 war ich richtig schnell, doch im Team gab es eine klare Nummer eins und eine klare Nummer zwei. Das bereitete mir zu schaffen“, erinnert sich Petrucci an die Zeit mit Andrea Dovizioso. „Als ich zeigen wollte, wer ich bin, machte ich Fehler und verlor Platz drei in der Meisterschaft.“

Durch seine Größe und sein Gewicht immer im Nachteil
Im Vergleich zum restlichen MotoGP-Feld bereitete Petrucci seine Größe stets Probleme. Mit mehr als 80 Kilogramm war der Italiener deutlich schwerer als seine Gegner. Das sorgte für Probleme beim Topspeed, dem Reifenverschleiß und der Arbeit an der Abstimmung.

„In der MotoGP gab es noch nie einen Fahrer, der so groß war wie ich. Und ich denke nicht, dass es jemals einen geben wird, der 1,80 Meter groß ist und 83 Kilogramm wiegt. Dadurch kommt man (mit der Ausrüstung) auf mehr als 90 Kilogramm“, kommentiert Petrucci.

Petrucci steht im Schatten von Rossi
Der Abschied der Startnummer 9 ging beim Saisonfinale etwas unter, denn Rossi stand im Mittelpunkt des Interesses. Damit hat Petrucci kein Problem. „Er ist eine Legende und jeder ist stolz, sich die Strecke mit ihm geteilt zu haben. Er hat den Motorradsport und die MotoGP populär gemacht“, bemerkt Petrucci.

„Er ist eine unglaubliche Person und ein unglaublicher Fahrer. Ich bin sehr froh, dass ich mir viele tolle Duelle mit ihm liefern konnte. Wir kämpften um Siege und Podestplätze, aber auch um 16. oder 17. Plätze wie in diesem Jahr. Wir hatten immer riesigen Respekt voreinander. Ich bin sehr froh, dass er immer lachen konnte“, so der zukünftige Dakar-Teilnehmer.

Text von Sebastian Fränzschky

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