Dorna Sport - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Seit 1992 hält Dorna Sports die Promotion-Rechte an der Motorrad-WM

(Motorsport-Total.com) – Am 1. April hat Liberty Media bestätigt, dass man 86 Prozent von MotoGP-Promoter Dorna Sports übernehmen wird.

Der Motorrad-Weltverband FIM hat die Promotionrechte für die Motorrad-WM seit 1992 an Dorna Sports übertragen. In jüngerer Vergangenheit sind weitere Rennserien auf zwei Rädern hinzugekommen.

Dazu zählen die Superbike-WM (seit 2015), die JuniorGP (seit 2016), die MotoE (seit 2019) und die neue Frauen-WM. Als Reaktion auf die Ankündigung von Liberty Media zeigt sich die FIM „erfreut“, dass man die „exzellente“ Partnerschaft mit Dorna Sports fortsetzen wird.

In einem FIM-Statement zu Liberty Media heißt es: „Die FIM ist überzeugt, dass diese Weltmeisterschaften von der Stärke und der Übertragungsqualität der Liberty Media Corporation profitieren werden.“

Man gratuliert Greg Maffei und seinem Team zu dieser Erweiterung ihres Portfolios, die „zweifellos dazu beitragen wird, den Sport für Fans, Teams, kommerzielle Partner und alle damit verbundenen Interessengruppen weiterzuentwickeln“.

Liberty Media übernimmt die Anteile von Bridgepoint Capital und dem kanadischen Pensionsfonds. Der Transaktionspreis entspricht einem Unternehmenswert von 4,2 Milliarden Euro. Liberty Media ist zuversichtlich, dass die Übernahme von den Regulierungsbehörden genehmigt wird.

Ursprünglich sollte der Deal noch vor dem Start der MotoGP-Saison 2024 abgeschlossen werden, aber die Genehmigung durch die Kartellbehörden – insbesondere in der Europäischen Union – hat den Prozess verlangsamt.

Als sich CVC Capital, der frühere Mehrheitseigentümer von Dorna Sports, im Jahr 2006 in die Formel 1 eingekauft hat, wurde man gezwungen, die Anteile an der Dorna zu verkaufen. Deshalb gab es Fragen, ob nun Liberty Media neben der Formel 1 auch die MotoGP übernehmen dürfe.

In einem Investorencall am 1. April hat sich Liberty-CEO Maffei zuversichtlich gezeigt, dass der Deal die Zustimmung der Aufsichtsbehörden erhalten wird: „Weil wir glauben, dass es einen breiten Markt für Sport- und Unterhaltungseigentum gibt.“

„Davon stellen sowohl die Formel 1 als auch die MotoGP nur eine kleine Teilmenge dar. Der Markt hat sich auch verändert, seit dieser Markt zuletzt in großem Umfang überprüft worden ist. Wir versuchen auch nicht, sie auf dem Markt zusammenzubringen und zu bündeln.“

„Es sind beides separate Bestandteile“, betont Maffei, dass die Formel 1 und die MotoGP nicht in einen Top geworfen werden sollen. Man möchte aber Erkenntnisse, die man in der Formel 1 gewonnen hat, auch für Chancen nutzen, um die MotoGP besser zu präsentieren.

Aber es geht nicht darum, beide zu vermischen. „Deswegen denke ich, dass wir auf regulatorischer Seite sehr zuversichtlich sind“, so Maffei. Laut seiner Aussage ist die aktuelle Situation auch nicht mit der damaligen von CVC Capital vergleichbar.

Der weitere Fahrplan zur Übernahme der Anteile
Liberty Media wird einen Antrag bei der EU stellen. Außerdem werden in Großbritannien, Brasilien und Australien Anträge auf kartellrechtliche Genehmigung gestellt. In zweiter Linie werden FDI-Anträge (Foreign Direct Investment) in Spanien und Italien gestellt.

Renee Wilm, die Leiterin der Rechtsabteilung bei Liberty Media, rechnet diesbezüglich mit folgendem Fahrplan: „Ich denke, dass die kartellrechtliche Freigabe bis Ende des Jahres erfolgen sollte, damit wir das vierte Quartal abschließen können.“

Im Vergleich zur damaligen Situation von CVC Capital meint Maffei, dass damals der Zeitrahmen für den Kauf der Formel 1 sehr eng war und CVC Capital nicht die Zeit hatte, den regulatorischen Prozess zu durchlaufen. Diese Zeit hat nun Liberty Media.

„Wir befinden uns in einer ganz anderen Position“, findet Maffei. „Sie waren eine Beteiligungsgesellschaft, die einen großen Gewinn mit einem Produkt hatte und ein anderes kaufen wollte, als sie einen Vertrag zu erfüllen hatten.“

„Wir stehen nicht unter dem gleichen Zeitdruck. Wir glauben, dass der Regulierungsprozess schnell und reibungslos vonstatten gehen wird, aber wir werden uns die Zeit nehmen, die es braucht, um das Geschäft zustande zu bekommen.“

Klappt alles wie von Liberty Media geplant, dann würde die Übernahme der 86 Prozent von Dorna Sports bis Jahresende abgeschlossen sein. Seit man 2016 die Formel 1 gekauft hat, wurde vor allem in den USA ein neuer Boom ausgelöst, neue Zuschauer angesprochen und Profite gesteigert.

Ein Beispiel dafür war im Vorjahr die Premiere des Grand Prix von Las Vegas, bei dem Liberty Media selbst als Veranstalter auftritt. Eine Analyse hat ergeben, dass sich die finanzielle Investition für diesen neuen Stadtkurs schon im ersten Jahr gerechnet hat.

Was Liberty mit der MotoGP vorhat
Im Zuge der Ankündigung der Übernahme der MotoGP wurden unter Fans Befürchtungen laut, dass Liberty Media die Motorrad-WM in den kommenden Jahren fundamental ändern könnte. Aber Maffei betont, dass man diese Absicht nicht habe.

„Wir haben nicht vor, diesen Sport zu verändern. Es ist ein großartiger Sport mit einer großartigen Fangemeinde, mit einem unglaublichen Wettbewerb und einer unglaublichen Spannung. Unser Ziel ist es, diesen Sport für ein breiteres Publikum zu öffnen.“

„Und ihn für eine größere Anzahl kommerzieller Partner aller Art zugänglich zu machen. Ich denke, das geht Hand in Hand.“ Denn als börsennotiertes Unternehmen muss Liberty Media Gewinn erwirtschaften.

„Wir haben in der Formel 1 gesehen, dass die Monetarisierung einfacher wurde, als wir die Fanbasis vergrößert hatten“, so Maffei. „Weil unsere Partner, sei es TV-Partner, Promotion-Partner oder Sponsoren, mehr und mehr auf Aktivierung achten.“

„Wenn die Begeisterung wächst, steigt die Nachfrage und das Publikum wächst. Es fließt alles zusammen und es entsteht ein positiver Schwung. Das haben wir in der Formel 1 gespürt. Und ich glaube gerne, dass das hier [in der MotoGP] das Potenzial ist.“

„Unser Ziel ist es, sie einer größeren Welt zu präsentieren, so wie wir es auf verschiedene Weisen mit der Formel 1 gemacht haben. Wenn man die Fanbasis vergrößern will, gibt es viele Punkte. Wir hatten Erfolg mit Netflix, aber wir haben die Formel 1 auch mit anderen Wegen offener gemacht.“

„Ich denke, dass Liberty Einblicke in die Entwicklung der Medienlandschaft hat und weiß, wie man das Produkt für Medienpartner außerhalb der traditionellen Märkte Italien, Spanien und Frankreich attraktiv machen und das Wachstum auf diesen anderen Märkten fördern kann.“

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Lewis Duncan

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