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© GP-Fever.de – Lucio Cecchinello weiß um die schwierige Situation von Lorenzo bei Honda

(Motorsport-Total.com) – In Australien erreichte Jorge Lorenzos Leidensweg bei Honda einen neuen Tiefpunkt: Mit mehr als einer Sekunden Rückstand kam der Spanier als Letzter ins Ziel, während Teamkollege Marc Marquez seinen elften Saisonsieg einfuhr und mit Cal Crutchlow ein weiterer Honda-Pilot auf dem Podest stand. Doch damit nicht genug.

Selbst Johann Zarco, der auf Phillip Island für Takaaki Nakagami eingesprungen war, schnitt bei seinem Honda-Debüt als Dreizehnter und mit fast 40 Sekunden Vorsprung auf Lorenzo deutlich besser ab. Kein Wunder, dass die Gerüchteküche über einen möglichen Rücktritt erneut brodelt. Bereits vor dem Australien-GP wurde spekuliert.

Lorenzo selbst beharrt in der Öffentlichkeit weiterhin darauf, bei Honda bleiben und weiter an seiner Umstellung auf die RC213V arbeiten zu wollen. Doch viele Beobachter und Fans können sich nicht vorstellen, dass der Spanier eine Saison wie diese noch ein zweites Mal mitmacht – ebenso wenig wie das Honda-Werksteam.

Wintertests für 2020 das Zünglein an der Waage
Lucio Cecchinello, Teamchef bei LCR-Honda, mutmaßt in Bezug auf einen Rücktritt Lorenzos: „Er wird abwarten, um zu sehen, wie es auf dem Prototypen für 2020 ist. Dann erwarte ich, dass er entweder weitermacht oder, noch bevor die Saison beginnt, sagt: ‚Seht, ich fühle mich nicht gut auf eurem Motorrad, ich höre auf.'“

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jorge gewillt ist, ein ganzes Jahr, also 20 Rennen, Letzter zu werden. Ich denke, das liegt weder in seinem Interesse noch in dem von HRC“, verrät er im Gespräch mit ‚GPOne.com‘. Allerdings betont er auch: „Tatsächlich ist das nichts, was mich betrifft oder worüber ich mit Honda spreche.“

„Aber was ich sagen kann, ist, dass sich die Beziehung zwischen Jorge und dem Team in einem schwierigen Moment befindet. Das ist nur natürlich, wenn man einen fünffachen Weltmeister sieht, der mit mehr als einer Minute Rückstand Letzter wird. Das muss für ihn und sein Image sehr deprimierend sein“, weiß Cecchinello.

Warum die aktuelle Honda so schwer zu fahren ist
Dabei erinnert sich der LCR-Teamchef, dass es in der Vorsaison durchaus berechtigte Hoffnung gab: „Als er das erste Mal von der Ducati auf die Honda umstieg, schlug er sich gar nicht so schlecht. Schaut man sich die Zeiten aus Jerez an, lag er mit dem 2018er-Motorrad nur einige Zehnteln hinter Marc. Er war nicht weit weg.“

Doch mit dem Wechsel zum aktuellen Werksbike kamen die Probleme. Cecchinello glaubt, den Grund dafür zu kennen: „Das diesjährige Motorrad gibt den Fahrern weniger Selbstvertrauen und Gespür fürs Vorderrad. Um es in die richtige Richtung zu lenken, muss man es quasi zwingen.“ Marquez und Crutchlow bestätigten das bereits.

„Meiner Meinung nach hängen bei Jorges Performance gute 70, vielleicht sogar 80 Prozent von einem Mangel an Selbstvertrauen ab und der Rest von seinem Fahrstil auf diesem Motorrad. Es ist mehr als deutlich, dass er kein Vertrauen mehr hat“, sagt Cecchinello abschließend. Doch wer könnte nachrücken, wenn Lorenzo aufhört?

Cecchinello lobt Zarco für Honda-Debüt in Australien
Freilich wird bei dieser Frage Zarco ins Spiel gebracht, der bei LCR-Honda ja quasi schon einen Probelauf absolviert. Allerdings auf dem Vorjahresbike, also dem potenziell leichter zu beherrschenden Modell. Dennoch spart sein aktueller Teamchef nicht mit Lob: „Jedes Mal, wenn er auf die Strecke gegangen ist, konnte er sich steigern.“

„Jedes Mal, wenn er aus dem Sattel stieg, sagte er: ‚Ich spüre, dass das Motorrad mir mehr erlaubt.‘ Er hat sich nie beschwert. Tatsächlich kommentierte er in Bezug auf das Vorderrad: ‚Es ist lustig, dass alle sagen, dass die Frontpartie der Honda schwierig ist und wenig Vertrauen vermittelt, denn ich kann viel mehr pushen als sonst.'“

Um sich ein klareres Bild von Zarcos Leistungsvermögen auf der Honda zu verschaffen, müsse man aber die weiteren Rennen abwarten. Nachdem der Franzose sich in dieser Saison vorzeitig von KTM trennte, war er für 2020 zunächst als Yamaha-Testfahrer im Gespräch. Zuletzt wurde über eine Vollzeit-Rückkehr in die Moto2 spekuliert.

Text von Juliane Ziegengeist

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