Marc Marquez - © Motorsport Images

© Motorsport Images –

(Motorsport-Total.com) – Marc Marquez, für den der erste Teil der MotoGP-Saison 2023 einen der „schlimmsten Momente seiner Karriere“ beinhaltete, hofft, dass sich die Situation für ihn und Honda noch zum Positiven wendet.

Gleichzeitig gibt er aber auch zu, dass „wir im Moment nicht in der Lage sind, um die Top 5 zu kämpfen“.

Abgesehen von seiner folgenschweren Armverletzung aus dem Juli 2020 in Jerez ist der erste Teil der Saison 2023 für Marquez zweifellos eine der schwierigsten Phasen seiner Laufbahn als Motorradrennfahrer. So sagte der achtmalige Weltmeister vor wenigen Wochen nach P17 im Sprint in Assen: „Abgesehen von der Verletzung ist das der schlimmste Moment meiner sportlichen Karriere.“

Marquez hat 85 Grand-Prix-Siege auf dem Konto, 59 davon in der Königsklasse, aber seit dem 20. September 2021, als er den Grand Prix der Emilia-Romagna in Misano gewann, ist er nicht mehr als Erster über die Ziellinie gefahren. Und seit dem 23. Oktober 2022 in Sepang hat er keinen Grand Prix mehr beendet.

Marquez‘ aktuell schwierige Situation hat Spekulationen über seine Zukunft ausgelöst. Wechselt er den Hersteller noch bevor sein Honda-Vertrag am Jahresende 2024 ausläuft?

Kurz vor dem Grand Prix von Großbritannien in Silverstone, mit dem am Wochenende die MotoGP-Sommerpause beendet wird, spricht Marquez im Interview für die spanischsprachige Ausgabe von ‚Motorsport.com‘ über seine Genesung nach Rippen- und Knöchelverletzung, über seine Erwartungen für die restliche Saison 2023 und über Alex Rins‘ Absichten, Honda frühzeitig zu verlassen.

Rippen- und Knöchelverletzung machten Marquez zu schaffen
Frage: „Marc, wie geht es Ihnen mit der Rippenverletzung, die Sie in Assen an der Teilnahme am Grand Prix gehindert hat? Sind Sie jetzt zu einhundert Prozent genesen?“

Marc Marquez: „Ich habe mich sehr gut von der Rippenverletzung erholt. Ich musste mich eine Woche länger ausruhen als ich wollte. Ich war auf Mallorca war und es lief gut. Eigentlich wollte ich eine Woche früher mit dem Training anfangen, konnte es aber nicht. Ich musste mich wegen der Rippenverletzung noch ein wenig länger gedulden.“

„Was mir aber am meisten zu schaffen gemacht hat, war mein Knöchel, der stark angeschwollen war. Ich habe mir einen Bänderriss zugezogen und auch jetzt ist die Stelle noch stark geschwollen. Ob es daran liegt, dass ich nicht richtig laufen kann oder was auch immer, jedenfalls hat mir dieses Knöchelproblem Beschwerden im ganzen rechten Bein bereitet, sowohl im Knie als auch an der Hüfte.“

„In den vergangenen Tagen ging es mir zwar besser, aber ich musste mich länger erholen als es mir lieb war. Vorige Woche konnte ich dann wieder mehr Radfahren. Ich habe einen Tag früher aufgehört (mit dem Radtraining; Anm. d. Red.), weil ich mich unwohl fühlte. Ich kann aber sagen, dass es mir körperlich jetzt wieder ganz gut geht.“

Marquez‘ Sommerpause: „Ich konnte nachdenken und Dinge bewerten“
Frage: „Als Sie Assen verließen, sagten Sie, Sie wollten sich im Sommer ausruhen, nachdenken und den Kopf frei bekommen. Waren Sie in der Lage, nachzudenken und Entscheidungen zu treffen?“

Marquez: „Ja, ich konnte nachdenken und Dinge bewerten. Vor allem, wenn man zu Hause Ruhe hat, kann man darüber nachdenken, was im ersten Teil der Saison passiert ist, was man falsch und was man richtig gemacht hat. Einer der Aspekte, die wir für den zweiten Teil der Saison ändern müssen, ist die Art und Weise, wie wir die Rennen angehen. Natürlich hatte ich das Jahr mit dem Ziel begonnen, um Siege und den WM-Titel zu kämpfen, aber aus dem einen oder anderen Grund sind wir heute noch nicht so weit.“

„Deshalb kann ich den zweiten Teil der Saison nicht mit dem Gedanken angehen, um Spitzenplätze zu kämpfen. Ich hatte zu viele Verletzungen und es war unmöglich, in einen Rhythmus zu kommen und Selbstvertrauen zu gewinnen. Das Ziel für den zweiten Teil der Saison ist jetzt, vielleicht weniger explosiv zu sein, keine Ergebnisse zu jagen, sondern zu versuchen, mit dem Projekt weiter zu wachsen und vor allem das Vertrauen in mich und meine Rennpace wiederzufinden.“

„Ich habe seit Malaysia 2022 keinen Grand Prix mehr beendet. In Le Mans hat mir dazu nur eine Runde gefehlt, weil ich in der vorletzten Runde an dritter Stelle liegend gestürzt bin. So kann man den richtigen Rhythmus nicht finden. Auch ich bin nur ein Mensch. Und auch wenn ich weiß, wie man auf dem Motorrad schnell fährt, ist die Rennpace eine andere Sache.“

Frage: „Aber woher nimmt ein erfolgsverwöhnter Fahrer wie Sie die Motivation, an Rennen teilzunehmen, wenn der Fokus nicht auf den Ergebnissen liegt?“

Marquez: „Im Moment besteht die Motivation darin, Willenskraft aufzubringen und Routine zu zeigen. Ich habe es in der Pressekonferenz (in Assen; Anm. d. Red.) gesagt, dass ich im Sommer versuchen will, Spaß zu haben. Das habe ich getan.“

„Ich hatte Spaß am Flat-Track-Fahren, denn das hatte ich schon lange nicht mehr gemacht. Ich bin auf kleinen Motorrädern gefahren. Das hilft mir, Spaß am Fahren zu haben. Ich habe einfach versucht, Wege zu finden, um aus der Gewohnheit herauszukommen und so viel Spaß wie möglich zu haben.“

„Wenn ich mich auf dem MotoGP-Bike nach und nach wieder besser fühle und ich spüre, dass es mir besser geht, dann bin ich sicher, dass die zusätzliche Motivation, um Siege zu kämpfen, zurückkommen wird. Aber wir können die Realität nicht leugnen. Im Moment sind wir nicht in der Lage, um die Top 5 zu kämpfen.“

„Vielleicht kann es auf bestimmten Strecken klappen, wie es bei mir in Le Mans oder bei Alex Rins in Austin der Fall war. Aber das sind einmalige Situationen. In Portimao und Le Mans habe ich geführt, aber sonst nirgendwo. Rins hat in Austin den Kopf aus der Schlinge gezogen, aber das hat er die ganze Saison über nicht mehr geschafft. Wir müssen also realistisch sein.“

Alex Rins‘ Wechselabsicht überrascht Marc Marquez
Frage: „Konnten Sie während der fünfwöchigen Pause mit jemandem von Honda in Japan sprechen, und was erwarten Sie in Silverstone in Bezug auf das Motorrad?“

Marquez: „Ja, das ist eines der Themen, die ich angehen wollte. Ich wollte immer mit Alberto Puig und dem Testteam in Verbindung zu bleiben. Stefan Bradl hat in Misano und in Jerez getestet. Sobald ich nach Silverstone komme, werden sie mir genau sagen, was neu ist und was nicht. Ich weiß, dass das Testteam gearbeitet hat, aber müssen erst in der Praxis herausfinden, ob es funktioniert oder nicht.“

„Es steht aber außer Frage, dass weiter gearbeitet und weiter entwickelt wird. Wir werden bei den nächsten Rennen sehen, was dabei herauskommt. Das Wichtigste wird der Test in Misano, denn dort werden wir anfangen, die Motorräder für 2024 zu testen.“

Frage: „Sie haben Rins und seinen Sieg in Austin erwähnt. LCR hat inzwischen zugegeben, dass er mit Yamaha verhandelt, um Honda zu verlassen, obwohl erst acht Rennen vergangen sind und er noch eineinhalb Jahre Vertrag hat (der Wechsel von Alex Rins zu Yamaha ist mittlerweile fix: zur News). Überrascht Sie das?“

Marquez: „Ja, es überrascht mich, vor allem, weil er selber gesagt hat, dass die Honda kein so schlechtes Motorrad ist, dass man damit nicht gewinnen könnte. Dass er nach so kurzer Zeit schon daran denkt, zu einem anderen Hersteller zu wechseln, das überrascht mich. Aber es ist in Ordnung. Wir respektieren seine Entscheidung. Wenn er geht, dann nur, weil er die Honda nicht so gut findet wie er sagte und er lieber ein anderes Projekt sucht.“

Text von German Garcia Casanova, Übersetzung: Mario Fritzsche

Motorsport-Total.com
Quelle, Infos, Hintergrundberichte: www.motorsport-total.com/
Motorsport-Total auf Facebook
Motorsport-Total auf Twitter

Dieser Beitrag wurde unter Racing abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert