Aleix Espargaro - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Aleix Espargaro jubelt über seinen Silverstone-Sieg über „Pecco“ Bagnaia

(Motorsport-Total.com) – Aprilia-Pilot Aleix Espargaro hat das spannende Duell mitsamt Überholmanöver in der letzten Runde im MotoGP-Rennen zum Grand Prix von Großbritannien in Silverstone für sich entschieden.

Knapp geschlagener Zweiter, aber angesichts der Gesamtumstände trotzdem happy ist Ducati-Pilot Francesco „Pecco“ Bagnaia.

Auf der Ziellinie betrug der Zeitunterschied zwischen den beiden 0,215 Sekunden. Vorausgegangen war Espargaros Überholmanöver eingangs der Maggotts-Passage der letzten Runde. Dem vorausgegangen war ein Beinahe-Sturz des Aprilia-Piloten. In den letzten sieben der 20 Runden hatte es leicht geregnet, aber die Spitzengruppe war komplett auf Slicks draußen geblieben.

Ins Rennen gegangen war Espargaro nur von P12. Dank eines starken Starts war er am Ende der ersten Runde aber schon Sechster. Anschießend arbeitete er sich sukzessive bis auf die zweite Position nach vorn. Dort verbrachte er den Großteil der Distanz, bis er in der letzten Runde zur Attacke blies.

Im Gegensatz dazu übernahm der von P4 gestartete Ducati-Pilot Bagnaia schon in der zweiten Runde die Führung. Dort hielt er sich bis in die Maggotts-Passage der letzten Runde. Zwar probierte er es in der letzten halben Runde noch, Espargaro wieder zu überholen. Das gelang ihm aber nicht. Dass er dabei ausgangs von Stowe Corner augenscheinlich die Tracklimits überschritt, wurde trotz eines KTM-Protests nicht geahndet.

KTM wollte bewirken, dass Bagnaia nachträglich eine Position abgeben muss, womit der als Dritter ins Ziel gekommene Brad Binder Zweiter geworden wäre. Weil aber kein Sensor ausgelöst hat, haben die Rennkommissare dem Einspruch nicht stattgegeben. Das Ergebnis vom Zieleinlauf hat Bestand.

Espargaro: Überholmanöver nach Beinahe-Highsider
Aleix Espargaro freilich kümmert das überhaupt nicht. Er freut sich über den zweiten MotoGP-Sieg für sich und Aprilia, der mehr als ein Jahr nach dem ersten (Termas de Rio Hondo 2022) gelungen ist. Die Schlussphase im Rennen beschreibt er mit den Worten: „In Kurve 2 war ich deutlich schneller als ‚Pecco‘. Eigentlich wollte ich ihn dort schon überholen, wäre aber um ein Haar mit Highsider gestützt. Also musste ich mich wieder heranarbeiten.“

„In der letzten Kurve des alten Layouts“, so Espargaro in Anspielung auf Woodcote Corner, „hatte ‚Pecco‘ eine deutlich schlechtere Traktion als ich. Ich holte stark auf und es war mir klar, dass er auch in der nächsten Rechtskurve (Copse Corner; Anm. d. Red.) Traktionsprobleme haben würde, weil dort die Belastung auf der rechten Seite des Reifens noch größer ist. Also habe ich ganz spät gebremst, um außen neben ihn zu gehen. Dort war meine Beschleunigung besser als seine“.

„Ich hatte heute keinen Druck. Ich kam zwar nur vom zwölften Startplatz, aber ich wusste, dass es ein langes Rennen ist und dass das Überholen hier nicht allzu schwierig sein sollte“, so Espargaro, der zugibt: „Die Bedingungen haben dabei sicherlich geholfen.“ Geholfen hat auch eine neue Verkleidung, die Aprilia an diesem Wochenende erstmals im Einsatz hatte und mit der „das Kurvenverhalten jetzt etwas besser ist“, wie er nach seinem Sieg anmerkt.

„Ich freue mich sehr, jetzt mal wieder ganz oben zu stehen“, bekennt Espargaro, für den sich der erste Teil der Saison schwieriger gestaltet hatte als erwartet. „Vielleicht wollten ich und das Team zu Beginn der Saison einfach zu viel“, räumt der letztjährige WM-Vierte ein.

Mit Stürzen in Termas de Rio Hondo und in Austin hat Espargaro viele Punkte verschenkt. Jetzt aber ist er mit P3 in Assen und P1 in Silverstone zweimal hintereinander auf das Podium gefahren. „Der Speed war immer da. Vor allem freitags im Trockenen war ich oft dicht an ‚Pecco‘ dran. Ich habe Sessions angeführt, aber das alles zählt halt nicht, wenn es nicht der Sonntag ist“, sagt er.

Bagnaia: „Wollte noch kontern, aber das ging nicht mehr“
Bagnaia, der nach 20 von 22 möglichen Führungsrunden „nur“ Zweiter wurde, ist nicht allzu geknickt. Er ordnet das Ergebnis in den Gesamtkontext seines Silverstone-Wochenendes ein. Im Sprint am Samstag, der auf nasser Piste ausgetragen wurde, hatte der Ducati-Star nur den 14. Platz belegt und anschließend gerätselt, was der Grund dafür war.

Am Sonntag lief es deutlich besser für Bagnaia. „Ich habe gepusht und wollte gewinnen“, gibt er zu. „Mit dem Ergebnis bin ich aber trotzdem zufrieden, weil wir gestern viele Punkte verloren haben. Deshalb bin ich mit dem Wochenende als Ganzes zufrieden. Während der letzten Runde konnte ich hören, dass Aleix direkt hinter mir ist und es war mir klar, dass er es probieren würde. Somit war ich vorbereitet. Ich wollte noch kontern, aber das ging nicht mehr. Er hat den Sieg heute verdient.“

Für Aprilia war es insgesamt ein starker Sonntag. Alle vier RS-GP schlossen in den Top 10 ab, drei davon sogar in den Top 5. Während Espargaros Teamkollege Maverick Vinales Fünfter wurde, verpasste Miguel Oliveira (RNF-Aprilia) nur um 0,070 Sekunden gegen Brad Binder den dritten Platz. Und Oliveiras Teamkollege Raul Fernandez kam auf der zweiten RNF-Aprilia auf P10 ins Ziel.

In der aktuellen MotoGP-Gesamtwertung 2023 hat sich Aleix Espargaro mit seinem ersten Saisonsieg auf den sechsten Rang verbessert. Derweil hat „Pecco“ Bagnaia seine WM-Führung auch mit P2 statt P1 weiter ausgebaut. Sein zuvor erster Verfolger – Marco Bezzecchi (VR46-Ducati) – ist in der sechsten Runde auf der direkten Verfolgung Bagnaias gestürzt.

Und Jorge Martin, der jetzt wieder WM-Zweiter ist, kam nach einer unglücklichen Startkollision mit Brad Binder nicht über P6 hinaus. Bagnaias Vorsprung auf Martin vor dem Österreich-Wochenende in Spielberg (16. bis 18. August) beträgt nun 41 Punkte.

Text von Mario Fritzsche

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