Johann Zarco - © Michelin

© Michelin – Ausgelassener Jubel bei Johann Zarco: Platz zwei beim Heimrennen in Le Mans

Das erste MotoGP-Podium der Karriere ausgerechnet beim Heimrennen holen? Johann Zarco kann diesen Punkt auf seiner To-do-Liste abhaken.

Der Franzose lässt seine Fans in Le Mans dank seines zweiten Platzes jubeln. Der Tech-3-Pilot muss sich nur Maverick Vinales geschlagen geben und bestätigt somit seine starke Form. Er durfte in Frankreich sogar weitere Führungsluft schnuppern. In der WM-Tabelle liegt er als bester Rookie und bester Nicht-Werksfahrer nur drei Punkte hinter Weltmeister Marc Marquez auf Platz fünf.

Schon nach dem Qualifying sahnte Zarco, der seine Yamaha auf den dritten Startplatz stellte, Lob von allen Seiten ab. Maverick Vinales warnte sogar davor, dass der Franzose schon in der ersten Kurve nach dem Start gefährlich werden könnte. Und so geschah es dann auch. Zarco raste nach einem guten Start an Valentino Rossi und Pole-Mann Vinales vorbei an die Spitze. Sechs Runden lang führte er das MotoGP-Feld an. „Es war ein gutes Gefühl, das Rennen anzuführen. Seit dem ersten Rennen fühle ich mich gut am Start und in der ersten Kurve. Nachdem ich aus der ersten Reihe gestartet bin, habe ich diese Chance ergriffen“, erklärt er später in der Pressekonferenz.

In diesen sechs Runden wurden auch Erinnerungen an das Auftaktrennen in Katar wach. Rückblick: Zarco rast ebenfalls nach dem Start an die Spitze, stürzt aber bei schwierigen Bedingungen in Runde sechs. „Ich sagte mir nur, dass ich den Fehler nicht wiederholen dürfte. Die Bedingungen waren diesmal besser, daher war es auch einfacher, auf dem Bike sitzen zu bleiben.“ Schließlich konnte Zarco seine Führung zwar nicht halten, trotzdem aber mit den Yamaha-Werkspiloten mithalten. „Das war der Schlüssel für mich für das Podium“, glaubt er.

Bis Runde 22 konnte Zarco den zweiten Platz verteidigen, dann kam der Angriff von Rossi. „Ich konnte seine Pace gehen. Am Ende war Valentino so stark. Ich war zwar glücklich mit dem dritten Platz, als er aber den Kampf gegen Maverick eröffnet hat, dachte ich schon, dass vielleicht noch etwas passieren könnte. Die Strecke hier ist doch recht eng – und schließlich ist auch etwas passiert.“ Rossi stürzte in der allerletzten Runde in Kurve 11, Zarco erbte so den zweiten Platz. „Die Fans haben mir so viel positive Energie verliehen. Ich war noch nie so stark.“

Auch Vinales war nach dem Rennen erstaunt, dass Zarco seine schnelle Pace mitgehen konnte. Der Franzose hatte im Gegensatz zur Konkurrenz die weichen Pneus aufgezogen. Er habe bereits das gesamte Wochenende damit gut absolviert, auf diesem Vertrauen wollte Tech 3 im Rennen aufbauen, so die Erklärung. „Ich hatte Glück, dass es heute sonnig war. Aber zur Startzeit war es gar nicht so heiß, wie wir es eigentlich erwartet hätten. Das war ein weiterer Schlüssel zum Erfolg, um diese Pace heute halten zu können.“

Trotzdem musste Zarco gegen Rennende etwas nachlassen. „Ich hatte auf dem Soft in den letzten sieben Runde etwas Probleme.“ Die Yamaha-Stars waren schließlich immer etwas besser am Kurvenausgang. „Ich konnte zwar folgen, am Ende wurde es aber schwierig. Ich war am Limit, sie waren es auch. Wenn du auf diesem Level fährst, musst du alles perfekt machen. Du musst am Kurveneingang pushen. Du musst das Bike am Ausgang gut kontrollieren und den Grip mitnehmen.“ Zarco konnte beim Bremsen und am Kurveneingang etwas Zeit gegenüber Vinales und Rossi gutmachen, beim Beschleunigen verlor er hingegen wieder etwas Zeit.

Moto2-Titel mehr wert als erstes MotoGP-Podium
„Meine Schwachstellen waren die Beschleunigung und die durchdrehenden Räder. In Argentinien war es schwierig, in Texas konnte ich bis zur Rennhälfte mit den Topjungs mithalten und in Jerez habe ich im letzten Drittel den Kontakt nach vorne verloren. Der Jerez-Test hat geholfen, damit ich die Reifen auch nach 15 oder 20 Runden noch kontrollieren kann. Das war das Wichtigste, um mithalten zu können“, betont Zarco in seinem Fazit.

Ob das erste MotoGP-Podium nun in der Wertigkeit höher einzuordnen ist als seine zwei Moto2-Titel? „Die Emotionen beim zweiten Titel waren sehr hoch. Ich habe viel geweint auf dem Podium, weil der Druck sehr hoch war. An diesem Wochenende in Le Mans habe ich den Druck auch gespürt, das war schon in der Moto2 und sogar in der Moto3 so. Das war immer das einzige Rennen, wo mich die Leute erkannt haben.“

„Am Ende des Wochenendes verspürte ich oftmals zu viel Druck und bin daher nicht gut gefahren“, gibt der feinfühlige Franzose zu. Diesen Fehler wollte er nicht noch einmal machen. Bereits am Samstag berichtete er davon, wie er den Reset-Knopf in FP4 gedrückt hatte. „Schon ab dem vierten Training war ich locker. Seither war es einfach ein perfektes Wochenende. Die Emotionen beim Titel sind schon höher, weil es sich langsam aufbaut über die Saison“, gibt er aber zu.

Lob von allen Seiten: „Unglaublicher Racer“ & „starker Gegner“
Auch Tech-3-Teamboss Herve Poncharal musste seine Emotionen an diesem Wochenende gut kontrollieren. „Es ist schwierig, nicht glücklich zu sein heute. Toller Start und die ersten Runden – einfach großartig“, schwärmt er gegenüber ‚ServusTV‘. „Wir sind auf den weichen Reifen gestartet. Wir wussten, dass der zweite Teil des Rennens wirklich schwierig werden würde. Das war auch so. Er war aber sehr professionell und hat seine Pace gehalten.“ Die französischen Fans müssen heute sehr stolz sein, so Poncharal. Sie haben schließlich wieder einen Piloten, der um Podien mitfahren kann. „Heute Abend werden wir feiern.“

Auch Teamkollege Jonas Folger bringt Zarco Respekt für seine Leistung entgegen: „Was da Johann momentan abliefert, das ist absoluter Wahnsinn“, kommentiert er gegenüber ‚Eurosport‘. „Er ist ein unglaublicher Racer und in Zweikämpfen unglaublich stark. Es ist nicht einfach, an ihn heranzufahren.“

Und auch Frankreich-Sieger Vinales streut dem Yamaha-Markenkollegen Rosen: „Das war das Rennen mit den stärksten Gegnern bisher. Speziell am Anfang war Johann unglaublich. Ich dachte, dass sein Hinterreifen irgendwann nachlassen wird, das ist aber nicht passiert. Er hat wirklich einen guten Abstand gehalten. Er ist in den Sektoren zwei und drei sehr gut gefahren, daher war es schwierig zu überholen.“ Doch selbst danach konnte der Franzose mithalten und so sein erstes MotoGP-Podium einfahren.

Ergebniss MotoGP 2017 Le Mans

1 25 25 Maverick VIÑALES SPA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 43’29.793 161.6
2 20 5 Johann ZARCO FRA Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 43’32.927 161.4 3.134
3 16 26 Dani PEDROSA SPA Repsol Honda Team HONDA 43’37.510 161.1 7.717
4 13 4 Andrea DOVIZIOSO ITA Ducati Team DUCATI 43’41.016 160.9 11.223
5 11 35 Cal CRUTCHLOW GBR LCR Honda HONDA 43’43.312 160.8 13.519
6 10 99 Jorge LORENZO SPA Ducati Team DUCATI 43’53.795 160.1 24.002
7 9 94 Jonas FOLGER GER Monster Yamaha Tech 3 YAMAHA 43’55.526 160.0 25.733
8 8 43 Jack MILLER AUS EG 0,0 Marc VDS HONDA 44’02.396 159.6 32.603
9 7 76 Loris BAZ FRA Reale Avintia Racing DUCATI 44’15.577 158.8 45.784
10 6 29 Andrea IANNONE ITA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 44’18.125 158.7 48.332
11 5 53 Tito RABAT SPA EG 0,0 Marc VDS HONDA 44’19.829 158.5 50.036
12 4 44 Pol ESPARGARO SPA Red Bull KTM Factory Racing KTM 44’22.454 158.4 52.661
13 3 38 Bradley SMITH GBR Red Bull KTM Factory Racing KTM 44’22.972 158.4 53.179
14 2 22 Sam LOWES GBR Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 44’25.225 158.2 55.432
15 1 50 Sylvain GUINTOLI FRA Team SUZUKI ECSTAR SUZUKI 44’36.671 157.6 1’06.878
Not Classified
46 Valentino ROSSI ITA Movistar Yamaha MotoGP YAMAHA 41’57.076 161.6 1 lap
41 Aleix ESPARGARO SPA Aprilia Racing Team Gresini APRILIA 36’08.128 159.8 5 laps
93 Marc MARQUEZ SPA Repsol Honda Team HONDA 26’31.585 160.9 11 laps
9 Danilo PETRUCCI ITA OCTO Pramac Racing DUCATI 26’43.477 159.7 11 laps
45 Scott REDDING GBR OCTO Pramac Racing DUCATI 11’47.236 149.1 21 laps
17 Karel ABRAHAM CZE Pull&Bear Aspar Team DUCATI 8’17.534 151.4 23 laps
8 Hector BARBERA SPA Reale Avintia Racing DUCATI 4’54.098 153.6 25 laps

Text von Maria Reyer

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