Paolo Cabati - © Ducati

© Ducati – Sportdirektor Paolo Cabatti kam 2013 zu Ducati, als man am Tiefpunkt war

(Motorsport-Total.com) – Die MotoGP-Saison 2022 war die erfolgreichste für Ducati. Aber bis zum zweiten Weltmeistertitel war es ein sehr langer und steiniger Weg.

Im Jahr 2010 konnte Ex-Weltmeister Casey Stoner noch drei Rennen gewinnen. Dann wechselte der Australier zu Honda. An seiner Stelle ging Valentino Rossi zu Ducati, doch die italienische „Traumehe“ wurde ein sportliches Desaster.

2011 gelang Rossi ein dritter Platz. 2012 stand er zweimal als Zweiter auf dem Podest. Rossi kehrte zu Yamaha zurück. Ducati war am Tiefpunkt angelangt. 2013 waren Podestplätze für Andrea Dovizioso und Nicky Hayden nicht aus eigener Kraft in Reichweite.

„Wenn ich auf 2013 zurückblicke“, sagt Sportdirektor Paolo Ciabatti gegenüber der englischen Edition von ‚motorsport.com‘, „dann wollte ich bei Saisonhälfte aufhören.“ Ciabatti kam Anfang 2013 von der Superbike-WM zu Ducati.

„Wir waren im Nirgendwo. Ducati hatte zwei erfolglose Jahre mit Valentino. Dann hatten wir Dovizioso und Nicky und hatten so große Probleme. Die Medien waren uns gegenüber negativ und sagten, dass wir nichts erreichen.“

„Das war zu einem gewissen Punkt auch richtig, denn wir hatten in diesem Jahr keine klare technische Richtung. Glücklicherweise hatten wir die Unterstützung von unserem CEO Claudio Domenicali, den ich schon mehr als 20 Jahre kannte.“

Im Jahr 2012 hatte Audi Ducati gekauft und als Tochterfirma von Lamborghini eingeordnet. 2013 wurde Domenicali als neuer CEO installiert. Von da an wurde im Hintergrund viel verändert, um den kommerziellen und sportlichen Erfolg einzuläuten.

„Ich habe offen mit ihm gesprochen“, erinnert sich Ciabatti zurück. „Ich habe ihm gesagt: ‚Wir sind in einer Situation, in der wir nirgendwo sind. Wenn es so bleibt, dann wird das ein negatives Image für die Firma sein, denn Ducati baut sehr gute Motorräder.'“

„‚Und wenn wir so viel Geld investieren, um ein negatives Image zu bekommen. Wir schaffen den Umschwung nicht.‘ Ich sagte zu ihm, dass wir etwas tun müssen. Wir brauchen jemanden, der ein technisch komplexes Projekt wie die MotoGP managen kann.“

„Er hat es dann geschafft, Gigi dazu zu überreden Aprilia zu verlassen. Seither lief es viel besser.“ Im Herbst 2013 wurde bekannt, dass Gigi Dall’Igna zu Ducati wechselte und die Leitung der Rennabteilung übernahm.

Ducati stand auf allen Ebenen unter Druck
„Die größte Veränderung war, als sich Filippo Prezioso nach den zwei schwierigen Jahren mit großen Erwartungen an die Partnerschaft Valentino und Ducati dazu entschieden hat, zu gehen. Das hat in der Organisation auf vielen Ebenen Wunden hinterlassen.“

„Wenn die Dinge gut laufen, kann man normalerweise auch Probleme zwischen den Leuten managen“, sagt Ciabatti. „Aber wenn alles falsch läuft, steht man unter großem Druck der Presse, der Partner und Sponsoren.“

„Man hat keine Ergebnisse. Dann kann es leicht passieren, dass jemand die Schuld auf jemanden schiebt. Das zerstört das Team und die Gruppe. Als ich zu Ducati gekommen bin, war das die Situation. Ende 2013 sind einige Leute gegangen.“

„Wir versuchten das Personal neu zu organisieren. Wir holten Davide Tardozzi zurück, der ein Meister darin ist, eine Gruppe zu formen, die sehr gut zusammenarbeitet. Er weiß, wie man das macht. Er wählt die richtigen Mechaniker aus und sorgt für ein Familiengefühl.“

„Es war auch schwierig, weil Ducati nicht so groß ist wie die Japaner. Wir müssen uns auf Sponsoren und Partner verlassen. Zu diesem Zeitpunkt war es sehr schwierig Leute zu finden, die in Ducati investieren wollten.“

„Mit Valentino waren sie bereit zu unterstützen, um die bestmögliche Reichweite zu erzielen. Aber wir hatten keinen Erfolg. Es war sehr schwierig, diese Glaubwürdigkeit wieder aufzubauen. Das geht nur mit Ergebnissen.“

„Man kann Versprechungen machen, aber wenn man keinen Erfolg hat, dann ist es schwierig, Leute zu überzeugen. Es war nicht einfach. 2013 war sicherlich sehr schwierig. Als Gigi im November 2013 gekommen ist, wurde es etwas besser.“

„Aber der erste Wendepunkt war 2015, als wir ein neues Motorrad hatten. Schon beim ersten Rennen in Katar waren wir auf dem Podium. Seither haben wir viele Rennen gewonnen. Wenn man die vergangenen zehn Jahre betrachtet, dann ist es wirklich großartig, wo wir jetzt stehen.“

Text von Gerald Dirnbeck, Co-Autor: Lewis Duncan

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