Toprak Razgatlioglu - © Yamaha

© Yamaha – Toprak Razgatlioglu wurde nicht für seine Anstrengungen belohnt

(Motorsport-Total.com) – Die Superbike-Fans sahen am Sonntag ein spannendes zweites WSBK-Hauptrennen, in dem sich Toprak Razgatlioglu (Yamaha) und Alvaro Bautista (Ducati) ein packendes Duell lieferten.

Runde für Runde reagierte Razgatlioglu immer wieder auf die Manöver von Bautista. Doch sechs Runden vor Rennende endete das Duell vorzeitig, denn ausgangs der zweiten Kurve stürzte Razgatlioglu via Highsider.

Der Türke konnte den Abflug nicht verhindern. „Es gab einen Reifenschaden. Der Hinterreifen verlor schlagartig Luft“, liefert Yamaha unmittelbar nach dem Rennen die Erklärung für den außergewöhnlichen Sturz des Ex-Champions.

„Wir schauten uns den Reifen an und sahen zwei große Beschädigungen“, berichtet Razgatlioglu nach dem Ausfall. „Ich spürte bereits in den Kurven 18 und 19 einige Vibrationen, dachte mir aber, dass das normal ist.“

„So einen Sturz habe ich noch nie erlebt. Ich habe noch nie erfahren, wie es ist, wenn ein Reifen explodiert“, bemerkt Razgatlioglu, der nicht so richtig nachvollziehen kann, warum die SC1-Mischung den Belastungen nicht standhielt.

„Im vergangenen Jahr fuhr ich hier mit dem SC0-Reifen und die Renndistanz war identisch. Es gab keine Probleme in den Rennen. Dieses Mal verwendeten wir den SC1-Reifen, der härter ist, weil Pirelli besorgt war“, wundert sich der Yamaha-Pilot.

Toprak Razgatlioglu war nicht der einzige Fahrer mit Problemen
Auch Yamaha-Markenkollege Remy Gardner klagte nach dem Rennen über Reifenprobleme: „Ich hatte ein ähnliches Problem wie Toprak, konnte das Rennen aber noch beenden. Im Hinterreifen gab es große Löcher. Wir hatten Glück, dass der Hinterreifen nicht explodierte und wir das Rennen beenden konnten. Eine Runde mehr und der Reifen wäre vermutlich explodiert.“

In Most werden die Hinterreifen stark belastet, denn es gibt einige langgezogene Kurven, die im vierten und fünften Gang durchfahren werden. „Alle meinen, dass es nach Phillip Island die zweitschwierigste Strecke ist (für die Reifen)“, so Gardner.

„Wir beanspruchen die Reifen sehr stark, auch beim Verzögern mit der Hinterradbremse. Wir nutzen die Hinterradbremse sehr intensiv, um das Motorrad noch später zu verzögern“, erklärt Gardner. „Mit der Yamaha verwendet man Linien, die an die Moto3 erinnern. Man fährt sehr lange auf der Reifenflanke und fährt hohe Kurvengeschwindigkeiten.“

Pirelli entschuldigt sich und kündigt Analyse an
Bereits vor einigen Jahren gab es in der Superbike-WM Probleme mit der Haltbarkeit der Pirelli-Hinterreifen. Doch nach der Einführung eines vorgeschrieben Mindestdrucks stabilisierte sich die Situation. Pirelli lieferte zwei Stunden nach dem Rennen eine erste Reaktion.

„Im zweiten WSBK-Rennen verzeichneten wir mit der neuen C0567-Hinterreifen-Spezifikation drei Fälle von Blasenbildung: Rea, Gardner und Razgatlioglu. Bei den ersten beiden waren die Blasen extrem klein und hatten keine Auswirkung auf die Performance und das Rennergebnis, während im Fall von Razgatlioglu der Reifen zwei deutlichere Blasen aufwies und die Telemetriedaten einen plötzlichen Druckverlust zeigen“, teilt Pirelli mit.

„Auch wenn das Renntempo des Yamaha-Piloten extrem hoch war und keiner der anderen Fahrer Anzeichen von Stress oder Abnutzung zeigte, dürfen solche Vorfälle natürlich nicht vorkommen. Daher werden wir eine gründliche Laboranalyse der drei Reifen mit Blasenbildung durchführen, um herauszufinden, was die Ursache dafür sein könnte“, kündigt Pirelli an.

Toprak Razgatlioglu wird nicht für seinen harten Kampf belohnt
Der Sturz in Kurve 2 beendete das sehenswerte Duell mit Alvaro Bautista vorzeitig. In den Runden zuvor wechselte die Führung immer wieder. Bautista nutzte den Topspeed-Vorteil seiner Ducati, um auf der langen Zielgerade vorbeizufahren, doch Razgatlioglu bremste sich jedes Mal vorbei.

„Da die Ducati auf den Geraden so schnell ist, musste ich jedes Mal als Führender aus der letzten Kurve kommen. Ansonsten hätte ich ihn nicht in der ersten Kurve überholen können“, begründet Razgatlioglu seine Strategie.

Razgatlioglu überholte innen und sogar außen. „Ich sah, wie Bautista sehr stark abbremste und öffnete meine Bremse noch einmal. Ich musste ihn in dieser Kurve überholen, weil es in den anderen Kurven schwierig ist. Ich ließ ihm etwas Platz. Mein Plan war es jedes Mal, als Erster auf die Gerade zu fahren und als Erster in die erste Kurve einzubiegen. Das war sehr wichtig für mich“, schildert der Yamaha-Pilot.

„Mein Plan ging eigentlich gut auf. Als ich sah, dass ich 0,4 Sekunden Vorsprung habe, fuhr ich ruhiger und konzentrierte mich darauf, gute Rundenzeiten zu fahren. Ich denke, dass ich richtig gut fuhr. Doch das Rennen war leider zeitig zu Ende“, bedauert Razgatlioglu.

WM-Titel rückt für Toprak Razgatlioglu in weite Ferne
In der Meisterschaft vergrößerte sich der Rückstand schlagartig von 49 auf 74 Punkte. Die Meisterschaft kann Razgatlioglu nicht mehr aus eigener Kraft gewinnen. „Wir haben noch viele Rennen“, gibt sich Razgatlioglu optimistisch.

„Ich bin verärgert, aber nicht auf mein Team oder auf mich, nur auf den Reifen, der das Problem war. Ich gebe Pirelli nicht die Schuld, weil sie ja bereits härtere Reifen geliefert haben, um das Problem zu lösen. Ich sage nichts gegen Pirelli. Ich hatte einfach Pech“, so der Türke.

„Ich denke nicht an die Meisterschaft“, stellt Razgatlioglu klar. „Ich will einfach nur Rennen gewinnen. Es sieht so aus, als ob die Meisterschaft nicht mehr so einfach ist. Ich werde an jedem Wochenende mein Bestes geben.“

Text von Sebastian Fränzschky

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