Valentino Rossi © Ducati

© Ducati - Valentino Rossi musste heute mit den CRT-Motorrädern kämpfen

Wer nach dem enttäuschenden Saisonauftakt von Valentino Rossi in der MotoGP gedacht hatte, dass es für den Italiener nur noch aufwärts könnte, der wurde heute in der Qualifikation in Jerez eines Besseren belehrt.

Der Hoffnungsschimmer des Freitags, als der 33-Jährige bei nasser Strecke an der Spitze fuhr, verglimmte heute Nachmittag. Die Strecke war trocken, und Rossis Probleme mit der GP12 kehrten schlimmer denn je zurück. Der Italiener kam mit dem Motorrad überhaupt nicht zurecht.

Das erschütternde Ergebnis: Startplatz 14 mit einem Rückstand von fast 3,5 Sekunden auf die Bestzeit von Jorge Lorenzo. Damit war Rossi, wie schon im Rennen in Katar, langsamster der Prototypen-Fahrer.

Mit Randy de Puniet auf Rang zehn war heute sogar ein Fahrer auf einem CRT-Motorrad schneller als der mehrfache Weltmeister, die übrigen CRT-Piloten hielt Rossi mit Mühe hinter sich. Noch mehr dürfte Rossi das Ergebnis seine Teamkollegen Nicky Hadyen schmerzen: Der US-Amerikaner war fast 2,5 Sekunden schneller als der Italiener und qualifizierte seine Ducati als Drittschnellster für die erste Startreihe.

„Heute war es schwieriger, vor allem am Nachmittag“, musste Rossi nach dem Zeittraining eingestehen. „Lieder verliere ich am Kurveneingang eine Menge Zeit. Ich brauche zu lange, um die maximale Schräglage zu erreichen bzw. muss das Gas zu weit zudrehen, um das Motorrad Richtung Boden zu neigen. In diesem Bereich verliere ich sehr viel Zeit, das ist das größte Problem“, beschreibt der 33-Jährige die Schwierigkeiten. „Leider waren wir bisher nicht in der Lage, das zu beheben.“

Hyden vorne – Rossi im Nirgendwo

Auch Rossi musste anerkennen, dass sein Teamkollege mit dem Motorrad deutlich weniger Probleme hat. „Nicky hat hingegen eine gute Leistung gezeigt und steht in der ersten Startreihe. Er kommt mit dem Motorrad offensichtlich besser zurecht als ich. Er ist am Kurveneingang schneller, erreicht früher die maximale Schräglage und nimmt so mehr Geschwindigkeit mit in die Kurve“, stellt Rossi fest.

Diese große Diskrepanz zwischen den beiden Ducati-Werksfahrern sorgt auch bei der Konkurrenz für Erstaunen. „Nicky ist sehr zufrieden mit dem Motorrad, er sagt, es sei das Beste, welches er je bei Ducati gefahren ist. Und von der anderen Seite der Garage hört man das genaue Gegenteil“, sagt Casey Stoner. „Es fällt mir wirklich schwer, das Problem zu verstehen. Es kann nicht nur am Motorrad liegen, denn Nicky erzielt damit gute Resultate und wird immer zufriedener“, meint der Australier.

Würde es Rossi also weiterhelfen, wenn er seinen Fahrstil dem seinen Teamkollegen anpassen würde? Das sieht der Italiener nicht so. „Ich bin in meiner Karriere schon viele unterschiedliche Motorräder gefahren. Mein Fahrstil hat sich ein wenig verändert, aber nicht zu sehr. Bis jetzt hat mein Fahrstil zu jedem anderen Motorrad gepasst, aber auf diesem habe ich größere Probleme“, sagt Rossi. „Nicky hat einen völlig anderen Fahrstil, so zu fahren wäre für mich sehr schwierig. Auch Nickys Setup unterscheidet sich sehr von meinem.“

Hayden: „Es tut mir für ihn leid.“

Oder fährt der US-Amerikaner wagemutiger und erreicht so im Gegensatz zu Rossi das Limit der GP 12? „Um ans Limit gehen zu können, musst du das richtige Gefühl für das Motorrad haben“, bemerkt der Italiener hierzu. „Du bist ja nicht verrückt und gehst ein übertriebenes Risiko ein. Du riskierst nur dann etwas, wenn du das Motorrad unter Kontrolle hast. Das ist für mich momentan das Problem.“

Hayden ist ebenfalls etwas ratlos angesichts der Probleme seines Teamkollegen. „Ich weiß es nicht genau. Er ist natürlich sehr talentiert und schnell. Ich habe mit ihm nicht soviel darüber gesprochen, weil ich mich auf mich konzentriere. Er findet keine Abstimmung, mit der er sich wohlfühlt.“ Der 30-Jährige unterstreicht. „Das Motorrad hat Potenzial. Er ist nicht über Nacht langsamer geworden.“

Wurde Rossi in früheren Jahren von seinen Kollegen Bewunderung, Respekt oder auch Neid entgegengebracht, so hat Hayden heute nur Mitleid für seinen Boxennachbarn übrig. „Es tut mir für ihn leid, weil ich zurück an der Spitze bin.“ Allerdings hat er seinen Teamkollegen an diesem Wochenende noch nicht völlig abgeschrieben. „Ich gehe aber davon aus, dass er morgen stark sein wird, speziell, wenn es nass ist. Am Freitag war er im Nassen konstant der schnellste Fahrer.“

Keine Vorwürfe ans Team

Rossi selbst glaubt hingegen nicht an schnelle Besserung: „Wir benötigen Zeit, um dieses Problem zu verstehen und zu beheben.“ Dabei haben die wechselhaften Wetterbedingungen am Wochenende nicht geholfen. „Wir wollten noch einmal das Setup vom Freitagmorgen versuchen, aber leider war die Wettervorhersage zu schlecht. Jetzt ist es zu spät, um für das Rennen noch etwas zu retten. Beim nächsten Rennen können wir vielleicht eine größere Änderung ausprobieren, außerdem werden wir in Portugal testen. Wir brauchen noch etwas Zeit, hier ist es jetzt zu spät.“

Seinem Team macht der Italiener jedoch keinen Vorwurf. „Das Team hat keinen Fehler gemacht. Das Problem des Teams ist das gleiche wie meins. Ich bin schon viele Motorräder gefahren und weiß, was ich tun muss, um schneller zu fahren. Aber mit der Ducati funktioniert das leider nicht. Mein Team befindet sich in der gleichen Situation. Sie haben 30 Jahre lang mit verschiedenen Motorrädern gearbeitet, und alle Tricks, die sie kennen, um das Motorrad schneller zu machen, funktionieren mit diesem Motorrad nicht. Wir sitzen im gleichen Boot.“

Rossi gibt allerdings zu, dass die andauernde Erfolglosigkeit zunehmend an seinem Selbstvertrauen nagt. „Auf diesem Niveau musst du Spaß beim Fahren haben, und vor allem willst du einen Fortschritt erkennen. Das fehlt mir im Moment. Alles, was ich mit diesem Motorrad ausprobiere, funktioniert nicht. Das ist mental nicht einfach zu verarbeiten.“

Text von Markus Lüttgens

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