Jorge Lorenzo, Valentino Rossi - © Yamaha

© Yamaha – Hat Marc Marquez den zehnten WM-Titel von Valentino Rossi auf dem Gewissen?

Die WM-Chancen von Valentino Rossi haben beim Malaysia-Grand-Prix in Sepang einen herben Dämpfer erlitten. Obwohl der Italiener als WM-Führender zum Saisonfinale nach Valencia reist, dürfte die Meisterschaft unter normalen Bedingungen so gut wie verloren sein.

Sieben Punkte Vorsprung bedeuten, dass Rossi bei einem Sieg von Jorge Lorenzo mindestens Zweiter werden muss. Sollte Lorenzo nicht gewinnen und als Zweiter ins Ziel fahren, dann muss Rossi mindestens Dritter werden. Da Rossi vom letzten Startplatz ins Rennen geht, stehen die Chancen schlecht auf ein Top-3-Ergebnis.

Ohne die Strafe hätte Rossi beim Saisonfinale deutlich bessere Karten gehabt. Doch dass Sepang kein normales Rennwochenende sein wird, bahnte sich bereits am Donnerstag an, als Rossi in der Pressekonferenz für eine Überraschung sorgte, indem er Marc Marquez vorwarf, parteiisch zu agieren und damit Lorenzo zum WM-Titel zu verhelfen.

Waren Rossis Provokationen am Donnerstag unüberlegt?
„Am Donnerstag hat Valentino alle mit seinen Aussagen über meinen Sieg auf Phillip Island überrascht. Ich habe darüber aber nicht nachgedacht, weil ich hier das gesamte Wochenende Schwierigkeiten hatte“, bemerkt Marquez, der im Grand Prix von Sepang sehr aggressiv zu Werke ging, obwohl er keine Chancen mehr hatte, den WM-Titel zu holen. War der Spanier durch Rossis Aussagen besonders angriffslustig?

Rossi kommentiert: „Ich bereue nicht, was ich Donnerstag gesagt habe. Dadurch wurde Marquez aber vermutlich nervöser und aggressiver“, grübelt der Yamaha-Pilot, der sich gezwungen sah, das Thema anzusprechen und für klare Verhältnisse zu sorgen: „Was sollte ich machen? Wenn ich nichts gesagt hätte, dann hätte er mehr oder weniger genauso gehandelt.“

„Ich dachte mir, dass er sich Gedanken macht, wenn ich die Wahrheit ausspreche, doch seine Reaktion war genau das Gegenteil“, bedauert Rossi, der in Sepang von Marquez um den Zweikampf mit WM-Rivale Lorenzo gebracht wurde. Sympathisiert Marquez tatsächlich mit Landsmann Lorenzo? „Vielleicht bevorzugt er Jorge. Ich werde ihn in der Zukunft meiden“, stellt Rossi nach dem Rennen in Malaysia klar.

Aus Freundschaft wird Hass
Seit Marquez‘ MotoGP-Debüt in der Saison 2013 verschlechterte sich das Verhältnis von Rossi und Marquez schrittweise. Zu Beginn konnte man den Eindruck erhalten, Marquez würde mit Rossi am besten zurechtkommen. Beide verband eine extreme Leidenschaft und Kampfbereitschaft. Sowohl Rossi als auch Marquez lieben es, Verkleidung an Verkleidung um den Sieg zu kämpfen, anstatt Rennen vom Start weg zu dominieren.

Doch als Marquez vor etwas mehr als zwei Jahren beim Rennen in Laguna Seca frech in der Corkscrew an Rossi vorbeizog und damit demonstrierte, wie wenig Respekt er vor dem neunmaligen Weltmeister hat, bekam die Beziehung erste Risse. Die Rennen in Rio Hondo und Assen verärgerten Marquez, der im Zweikampf mit Rossi stets den Kürzeren zog, und sich ungerecht behandelt fühlte.

Diese Erfahrung musste der junge Spanier in seiner bisherigen Karriere nicht besonders oft machen. Auf Phillip Island demonstrierte der HRC-Pilot, dass er austeilen kann. In Sepang eskalierte die Situation schlussendlich. „Ich glaube, das Rennen in Argentinien hat ihn sehr verärgert. Er denkt, ich hätte es absichtlich getan“, ist Rossi überzeugt. „Natürlich ist er auch wegen Assen verärgert. Doch Marquez ist der einzige Fahrer, der beim Bremsen unmögliche Dinge probiert und andere Fahrer von der Strecke drängt. Und danach ist er verärgert“, kritisiert der 36-jährige Italiener.

Der Respekt füreinander geht verloren
Nach dem Vorfall beim Rennen in Sepang haben Marquez und Lorenzo betont, dass sie sämtlichen Respekt vor Rossi verloren haben. Es versteht sich von selbst, dass Rossi die Situation anders bewertet. Doch wie sieht Rossi nach dem Vorfall von Sepang Marquez? Hat er ebenfalls den Respekt verloren? „Was denkt ihr?“, lässt der „Doktor“ diese Frage am Sonntagabend in Sepang unbeantwortet und gibt damit gleichzeitig eine absolut eindeutige Antwort.

Aber auch das Verhalten von Teamkollege Lorenzo stimmt Rossi nachdenklich. Der WM-Rivale machte nach dem Rennen in Sepang deutlich, was er von Rossis Manöver und der Strafe hält: „Ehrlich gesagt denke ich nicht, dass es eine gute Entscheidung ist. Er hat Marc rausgeworfen. Marc ist gestürzt und hat keine Punkte geholt. Valentino hat aber 16 Punkte eingefahren. Ich denke, dass es unfair ist. Dank seines Namens ist er dieses Mal nicht bestraft worden“, bemerkt Lorenzo kritisch.

„Für mich wäre er dann dieses Mal kein fairer Champion“, betont der WM-Zweite, der an Rossis Monument rüttelt: „Wir haben den Respekt vor ihm als Sportler verloren. Er ist ein toller Fahrer, vielleicht der beste in der Geschichte. Ich glaube aber, dass viele Leute ihre Meinung über ihn als Sportsmann ändern werden“, so der Spanier. Und was sagt Rossi zu dieser eindeutigen Meinung? „Jorges Reaktion ist eine Geschichte, die ich nicht besonders gut nachvollziehen kann“, bemerkt der 112-malige Grand-Prix-Sieger enttäuscht.

Text von ebastian Fränzschky

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