Francesco Bagnaia - © MotoGP.com

© MotoGP.com – Francesco Bagnaia ist der dritte Fahrer, der seinen MotoGP-Titel verteidigen konnte

(Motorsport-Total.com) – Ducati-Werkspilot Francesco Bagnaia ist der alte und neue MotoGP-Champion. Beim Saisonfinale in Valencia holte sich Bagnaia den Sieg und verteidigte damit seinen Titel aus dem Vorjahr.

Dass Bagnaia den Titel sicher hat, war aber bereits nach wenigen Runden klar, als Herausforderer Jorge Martin (Pramac-Ducati) nach einer Kollision mit Marc Marquez (Honda) ausschied.

Im Laufe des Rennens übernahmen die beiden Werks-KTMs von Brad Binder und Jack Miller zwischenzeitlich die Führung. Bagnaia fiel auf die dritte Position zurück und nutzte die beiden KTMs vor ihm, um seinen Vorderreifen noch stärker auf Temperatur zu bringen, damit er innerhalb des vorgeschriebenen Luftdruck-Fensters bleibt.

Gedanken an den Luftdruck sorgten für bange Momente
Durch einen Fahrfehler von Binder und einen Sturz von Miller erbte Bagnaia die Führung und verteidigte diese in der letzten Runde gegen seine Markenkollegen Fabio Di Giannantonio (Gresini-Ducati) und Johann Zarco (Pramac-Ducati).

„Es fühlt sich unglaublich an. Ich war noch nie so glücklich wie jetzt. Der Sieg steigert meine Freude zusätzlich“, kommentiert der alte und neue Weltmeister. „Es war eines meiner großen Ziele, einen Titel mit einem Sieg zu feiern.“

„Doch es hat mir auch etwas Angst eingejagt. In den finalen fünf Runden wurde mir auf dem Motorrad etwas kalt. Ich hatte Angst, denn ich fuhr mit dem harten Vorderreifen“, gesteht Bagnaia. „Ich freue mich, denn der Druck war ziemlich groß.“

Zum zweiten Mal in Folge feiert Francesco Bagnaia in Valencia
Wie im Vorjahr gelang es Bagnaia in Valencia, den MotoGP-Titel sicherzustellen. „Im vergangenen Jahr war der Druck noch größer“, erinnert sich der Italiener. „In diesem Jahr war es im Vergleich etwas besser. Ich konzentrierte mich voll auf das Rennen.“

Doch nach dem enttäuschenden Sprintrennen am Samstag war es vor dem finalen Grand Prix des Jahres spannender, als viele erwarteten. Bagnaia kam mit 21 Punkten Vorsprung nach Valencia, hatte nach dem Sprint aber nur noch ein Polster von 14 Zähler. Bei einem Martin-Sieg musste Bagnaia in die Top 5 fahren.

„Gestern war mir klar, dass wir uns für den falschen Reifen entschieden haben. Doch dafür waren wir besser für heute vorbereitet“, bemerkt Bagnaia, der in beiden Rennen den Medium-Hinterreifen verwendete und somit mehr Erfahrungen mit dieser Mischung hatte als diejenigen, die im Sprint die weiche Option wählten.

Valentino Rossi beruhigte Francesco Bagnaia im Grid
In der Startaufstellung schaute Mentor Valentino Rossi vorbei. „Er sagte mir, dass ich ruhig bleiben soll und die Situation richtig einordnen muss“, verrät Bagnaia, der am Samstag mit Rossi die Reifenwahl debattierte.

„Vale fragte mich gestern oft, warum ich den Medium-Hinterreifen verwendete. Ich stellte mir diese Frage ebenfalls. Für heute war es aber ziemlich nützlich in der zweiten Rennhälfte“, ist Bagnaia überzeugt.

Luftdruck: Francesco Bagnaia nutzt die KTM-Piloten
Der Reifendruck war eine Variable, die Bagnaia durchaus beschäftigte. „Ich war ziemlich besorgt, weil sich mein Druck beim Start nicht korrekt anfühlte. Das Motorrad war in den ersten Runden ziemlich unruhig, weil der Druck nicht im richtigen Fenster lag“, gesteht der Ducati-Pilot.

„Es wurde besser, als die beiden KTMs an mir vorbei waren. Der Druck stieg an und ich fühlte mich immer wohler“, schildert Bagnaia, der die KTMs bewusst nutzte: „Es war nützlich, denn ohne sie wäre mein Luftdruck unterhalb der Grenze gewesen. Es war sehr schwierig an diesem Wochenende, den Druck richtig einzustellen.“

Erfolgreiche Titelverteidigung nach großer Schrecksekunde in Barcelona
Bagnaias Titelverteidigung erhielt am 3. September einen heftigen Dämpfer. Beim Grand Prix von Katalonien stürzte Bagnaia zwischen Kurve 2 und Kurve 3 und wurde von KTM-Pilot Binder überfahren. Von da an schrumpfte der Vorsprung des Champions.

„Barcelona hat uns ziemlich zurückgeworfen. Von da an hatte ich ziemlich zu kämpfen“, blickt Bagnaia zurück. „Ich hatte ziemlich starke Schmerzen. Im Qualifying und im Sprint war ich nicht mehr so schnell.“

„Jorges Selbstvertrauen wuchs nach Barcelona. Er machte an jedem Wochenende Punkte gut. Es war nicht einfach, ihn aufzuhalten. Ich stürzte in Indien, was ihm zusätzlich half“, schildert der Ducati-Werkspilot.

Komplett anderer Saisonverlauf als beim ersten WM-Erfolg
Die Saison 2023 verlief komplett anders als 2022, als er sich mit Yamaha-Pilot Fabio Quartararo duellierte. „Es ist schwierig, die beiden Jahre zu vergleichen. Im vergangenen Jahr startete Fabio sehr gut in die Saison. Doch als ich anfing, Rennen zu gewinnen, bekam er Probleme. Er ist sehr schnell, doch sein Motorrad ermöglichte es ihm nicht, gegen mich zu kämpfen. Es war eine andere Situation für ihn im Vergleich zu mir“, schaut Bagnaia zurück.

„Unterm Strich war es in diesem Jahr schwieriger“, so Bagnaia. „Einerseits ist es nützlich, Daten auszutauschen. Doch gleichzeitig ist es manchmal etwas stressiger. Ich war bei einigen Rennen konkurrenzfähiger und er sah meine Daten. Das war natürlich auch umgekehrt so. Es war schwieriger als im vergangenen Jahr.“

Selbst unter Druck leistet sich Francesco Bagnaia keine Fehler
Obwohl die Situation im Vorjahr deutlich komfortabler war, spürte Bagnaia damals mehr Druck. „Es war eine ganz andere Situation. Diesmal bin ich mit 14 Punkten gestartet, Jorge war gestern superschnell, und ich glaube, ich habe einen großen Schritt nach vorne gemacht, indem ich ruhiger geworden bin und besser mit Situationen umgehen konnte“, berichtet der Champion.

„Mein Team hat mir auch sehr geholfen, und ich denke, ich werde weiterhin versuchen, zu verstehen und aus meinen Fehlern zu lernen. Im vergangenen Jahr dachte ich, ich sei bereit, ich würde lernen, aber dieses Jahr bin ich gestartet und habe im zweiten oder dritten Rennen den gleichen Fehler wie im Vorjahr gemacht. Ich denke also, dass jedes Jahr ein Prozess ist, um mich zu verbessern, also müssen wir so weitermachen und jedes Mal lernen und uns verbessern“, so Bagnaia.

Wie Valentino Rossi und Marc Marquez: Francesco Bagnaia schreibt Geschichte
In der MotoGP-Viertaktära konnten bisher nur Valentino Rossi und Marc Marquez ihre Titel verteidigen. Mit Francesco Bagnaia stieß ein neuer Fahrer zu diesem elitären Club dazu. „Ich fühle mich gut, es ist fantastisch. Ich habe im Laufe der Saison oft darüber nachgedacht“, gesteht Bagnaia.

„Marc und Vale waren die einzigen, die Titel in Folge gewinnen konnten. Doch wir hatten zu kämpfen. Mit der Startnummer eins wäre es enttäuschend gewesen, die Saison auf Platz zwei zu beenden. Ich hätte mit einem zweiten Platz in der Meisterschaft nicht nicht zufrieden sein können. Mit der Startnummer 1 muss man zeigen, dass man die Nummer eins ist. Ich denke, wir haben alles perfekt gemacht, um als die Nummer eins zu gelten“, erklärt Bagnaia stolz.

Mit seinen starken Fortschritten im Laufe der Wochenenden konnte Bagnaia wichtige Punkte retten. „Vor allem zweiten Teil der Saison waren wir oft nicht die Schnellsten, konnten uns aber am Sonntag konkurrenzfähig präsentieren, wenn im wichtigsten Rennen die meisten Punkte vergeben werden“, freut sich der Italiener.

„Die Saison 2022 war ein Jahr, in dem wir sehr stolz sein konnten. Doch in diesem Jahr können wir noch stolzer sein, denn wir verwendeten die Nummer 1, haben Fehler gemacht und hatten einige Male Pech. Dennoch konnten wir den Titel holen“, bilanziert der Ducati-Werkspilot nach dem Gewinn seines zweiten MotoGP-Titels.

Text von Sebastian Fränzschky

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