Francesco Bagnaia - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Ducati-Pilot Francesco Bagnaia: Nach dem GP Australien der neue Tabellenführer

(Motorsport-Total.com) – Wer hätte bei Halbzeit der MotoGP-Saison 2022 gedacht, dass Ducati-Werkspilot Francesco Bagnaia als Tabellenführer zum vorletzten Saisonrennen reisen würde? Wohl nur die größten Optimisten. Aber genau so stellt sich die Situation nach dem packenden Grand Prix von Australien auf Phillip Island nun dar.

Bagnaia geht als Spitzenreiter der MotoGP-Gesamtwertung 2022 in den Grand Prix von Malaysia in Sepang am kommenden Wochenende. Es ist das erste Mal überhaupt in seiner Karriere in der Königsklasse, dass „Pecco“ die WM anführt.

Zur Erinnerung: Nach dem Grand Prix von Deutschland im Juni auf dem Sachsenring hatte Bagnaia 91 Punkte Rückstand auf Yamaha-Pilot Fabio Quartararo gehabt. Das war genau bei Halbzeit der Saison, als noch zehn Rennen zu fahren waren.

Jetzt, da nur noch zwei Rennen anstehen, hat Bagnaia das Blatt komplett gewendet. Er reist mit 14 Punkten Vorsprung auf Quartararo nach Malaysia, wo er am kommenden Sonntag seinen ersten Matchball zum Gewinn des WM-Titels hat.

Von den acht Rennen seit dem Deutschland-Grand-Prix hat Bagnaia vier gewonnen und drei weitere als Zweiter oder Dritter abgeschlossen. Gleichzeitig hat Quartararo seit seinem Triumph auf dem Sachsenring nicht mehr gewonnen. Schlimmer noch: Bei drei der vier zurückliegenden Rennen holte der Yamaha-Pilot gar keine WM-Punkte – so auch am Sonntag auf Phillip Island, wo er gestürzt ist.

Bagnaia auf Phillip Island: „Wollte gewinnen, aber …“
Für neuen WM-Spitzenreiter Bagnaia begann das Rennen auf Phillip Island zunächst nicht nach Plan. „Am Start hatte ich Probleme, das Device am Vorderrad zu aktivieren“, sagt er. Vom dritten Startplatz losgefahren fand sich der Ducati-Pilot nach dem Losfahren ohne die Startunterstützung kurzzeitig nur an sechster Stelle wieder.

„Ich ließ mich davon aber nicht ablenken, sondern war entschlossen, heute das Maximum herauszuholen“, so Bagnaia, der nach der ersten Runde schon wieder Dritter war. Und auf eben diesem dritten Platz kam er nach den 27 überaus packenden Rennrunden auch ins Ziel, nachdem er zwischenzeitlich geführt hatte.

Am Schluss kein Grip mehr am Vorderrad
„Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden“, sagt Bagnaia, „denn das war kein einfaches Rennen. Ich habe versucht, mir die Reifen zu gut wie möglich einzuteilen. Aber in den letzten sechs Runden ließ der Grip am Vorderrad extrem nach. Der Reifen war komplett fertig.“

„Das hatte ich nicht erwartet. Vielleicht habe ich den Reifen einfach zu stark beansprucht, ich weiß es nicht“, rätselt der Ducati-Pilot, der sich am Sonntag für die Kombination Medium (Vorderreifen) und Hard (Hinterreifen) entschieden hatte. Mit genau dieser Reifenkombination fuhr Suzuki-Pilot Alex Rins vom zehnten Startplatz zum Sieg.

Bagnaia aber hatte mit dem nachlassenden in der Schlussphase „vor allem in den Linkskurven stark zu kämpfen“, wie er sagt. Von dieser Art Kurven gibt es auf Phillip Island jede Menge, nämlich alle bis auf drei. Trotzdem lag der Ducati-Pilot eingangs der letzten Runde in Führung. Dann aber wurde er in Kurve 2 von Rins überholt und bei dieser Gelegenheit auch von Marc Marquez.

Wissen um Quartararos Ausfall ließ Bagnaia umdenken
Als er die Ziellinie als Dritter kreuzte, fehlten Bagnaia nur 0,224 Sekunden auf Sieger Rins. „Mein Ziel war es eigentlich, heute zu gewinnen. Dann aber sah ich auf meiner Boxentafel, dass Fabio aus dem Rennen ist“, erinnert sich der neue WM-Spitzenreiter an die für ihn entscheidende Szene, nämlich den Sturz von Fabio Quartararo, der die WM-Wertung seit dem fünften Saisonrennen (Grand Prix von Portugal im April) angeführt hatte.

„Als ich sah, dass Fabio raus ist, änderte sich mein Rennen komplett“, gibt Bagnaia zu. Mit dem Wissen, dass Quartararo schon wieder keine Punkte holten würde, riskierte der Ducati-Pilot in der zweiten Rennhälfte nicht mehr alles. Gewonnen hätte er trotzdem gerne: „Als ich in der letzten Runde von den beiden (Rins und Marquez; Anm. d. Red.) überholt wurde, dachte ich mir, wenn ich die Chance zum Konter habe, dann werde ich angreifen.“

„Ich wollte aber nicht zu viel riskieren und keinesfalls stürzen“, so Bagnaia weiter, um klar herzustellen: „Das Wichtigste war es, ins Ziel zu kommen und die Punkte mitzunehmen. Fehler habe ich in diesem Jahr schon genug gemacht. Ich glaube, ich habe meine Lektion gelernt.“

Matchball in Sepang: „Wenn ich anfange, über Druck nachzudenken …“
Tatsache ist, dass Bagnaia am kommenden Sonntag in Sepang seinen ersten Matchball zum Gewinn des WM-Titels hat. „Das wird natürlich ein sehr wichtiges Rennen“, weiß er um seine große Chance. Eben in Sepang hatte er sich 2018 zum Moto2-Weltmeister gekrönt. Auch damals war es das vorletzte Saisonrennen. Kommen da nicht Erinnerungen hoch? Noch nicht.

„Ich versuche einfach ruhig zu bleiben und will das nächste Rennen einfach als solches angehen, nämlich das nächste Rennen. An die WM will ich eigentlich gar nicht denken, sondern einfach clever sein“, beteuert Bagnaia.

Denn eines hat „Pecco“ in seiner sturzbehafteten ersten Saisonhälfte 2022 gelernt: „Wenn ich anfange, über den Druck nachzudenken, dann setze ich mich nur selber unter Druck. Ich versuche jetzt einfach ruhig zu bleiben und das Wochenende so zu betrachten wie wir das seit der Sommerpause regelmäßig tun.“

Text von Mario Fritzsche

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