Jorge Lorenzo - © MotoGP.com

© MotoGP.com – Jorge Lorenzo war vor Cal Crutchlow Testfahrer bei Yamaha

(Motorsport-Total.com) – Jorge Lorenzo löste mit einem Kommentar zu Cal Crutchlows Sturz beim ersten MotoGP-Test in Katar jüngst ein mittelschweres Social-Media-Beben aus.

Sowohl Jack Miller (Ducati) als auch Aleix Espargaro (Aprilia) rügten ihren ehemaligen Kollegen öffentlich. Dieser nahm nun gegenüber ‚AS‘ Stellung zum Streit.

Seiner Meinung nach nehmen viele die Angelegenheit zu ernst. „Für mich ist es eine Art Spiel und ich genieße es sogar“, sagt Lorenzo. „Ich habe einen Kommentar zu Crutchlows Sturz verfasst, weil er ein bisschen an das erinnert, was ich vor ein paar Monaten auf Instagram gepostet habe, und ich schrieb aus Witz: ‚Ich hab’s ja gesagt.'“

„Dann haben zwei Fahrer, die mich aus irgendeinem Grund auf dem Kieker haben – in Anführungszeichen – die Gelegenheit genutzt, mir unter dem Vorwand, einen anderen Fahrer zu verteidigen, zu antworten“, erklärt er weiter.

Miller sei wegen der Gerüchte von 2019, Lorenzo könnte ihn bei Pramac ablösen, nicht gut auf ihn zu sprechen. Und Espargaro sei jemand, „der mich aus irgendwelchen Gründen, die ich lieber für mich behalte, ein bisschen auf dem Kieker hat“.

Lorenzo sagt: „Bin jetzt noch mehr ich selbst“
Ihre Reaktionen ließ der ehemalige MotoGP-Pilot freilich nicht unkommentiert und goss damit noch mehr Öl ins Feuer. Doch Lorenzo sagt: „Sie kennen mich, und wenn jemand auf mir herumhackt, liegt es nicht in meiner Persönlichkeit zu schweigen, und ich antwortete.“ Dass sich daran viele stören, tangiert ihn nicht.

„Ich habe immer gesagt, dass ich mir eine Welt wünsche, in der die Menschen sagen, was sie denken. Das ist es, was ich versuche. Ich habe immer Menschen bewundert, die so sind, und ich wollte immer so sein. Früher war ich auch so, aber ich musste vorsichtig sein, weil ich so viele Marken vertrat“, erinnert er sich.

Jetzt, wo das nicht mehr so stark der Fall sei und er sich vor niemanden rechtfertigen müsse, „bin ich noch mehr ich selbst und sage, was ich denke“, erklärt Lorenzo.

Zu sagen, was man denkt, Tugend oder Fehler?
„Ich bin der Ansicht, es ist keine schlechte Sache, zu sagen, was man denkt, direkt zu sein. Und wenn jemand versucht, einen zu diskreditieren oder schlecht über einen zu reden, muss man ihn stoppen und ihm sagen, dass er, wenn er diesen Weg einschlägt, auch Konsequenzen haben wird. Das ist meine Mentalität.“

Crutchlow selbst hat sich bisher nicht öffentlich zu Lorenzos Verbalattacke geäußert. Sollte er doch noch reagieren, „muss ich mich entscheiden, ob ich antworte oder nicht“, meint der Spanier, hält aber fest, „dass es für mich nicht so wichtig ist, wie viele Leute denken. Es ist eine Art von Spiel und etwas, das mir Spaß macht.“

„Wenn es dazu kommt, werden wir sehen, was ich mache. Im Moment bin ich glücklich und führe ein Leben, das ich liebe. Manchmal passieren solche Dinge. Ich bin Jorge Lorenzo und hatte schon immer die Tugend oder den Fehler zu sagen, was ich denke.“

Ex-MotoGP-Kollegen machen Standpunkt klar
Für Miller und Espargaro ist das Thema erst einmal abgehakt. Am Rande des zweiten Katar-Tests darauf angesprochen, sagt Letzterer: „Ich mag diesen Kerl nicht und will nicht über ihn reden. Ich hatte einen schwierigen Tag mit ein paar technischen Problemen und einem kleinen Sturz. Da möchte ich nicht über Jorge reden.“

Und Miller hält fest: „Ich habe meine Meinung dazu gesagt. Wenn jemand Mist erzählt, gibt es dafür keinen Grund. Ich denke, in den sozialen Medien gibt es schon genug Hass. Gerade wenn wir über Fahrer sprechen, die gestürzt sind, geht das gar nicht.“

„Ich habe gesagt, was ich sagen wollte. Es kam eine Antwort, aber darauf werde ich nicht mehr reagieren. Ich versuche, Größe zu beweisen und mein Leben weiterzuleben. Damit habe ich genug zu tun. Und der andere kann am Strand relaxen“, stichelt er noch einmal gegen Lorenzo, der gerade auf den Malediven Urlaub macht.

Sonderlich tangieren dürfte ihn dieser Seitenhieb aber nicht. Der Spanier ist mit sich und seinem Rücktritt im Reinen: „Ich würde nicht zurückgehen. Jetzt, wo ich Dinge erleben kann, die ich bisher nicht erleben konnte, und die ich liebe, denke ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe“, sagt er entschlossen.

Hätte, wäre, wenn: Lorenzo mit sich im Reinen
„Es stimmt, wenn ich weiter gekämpft hätte, um Rennen und Weltmeisterschaften zu gewinnen, wäre ich jetzt immer noch am Start. Wenn ich 2019 nicht die Assen-Verletzung gehabt hätte, wäre ich vergangenes Jahr für Honda gefahren und wer weiß, mit dem, was Marquez passiert ist, wie sich die Dinge verändert hätten.“

„Aber ich verschwende keine Sekunde damit, darüber nachzudenken, was mir hätte passieren können, denn es hätte schlimmer oder besser sein können. Im Allgemeinen bin ich mit dem Erreichten zufrieden und denke nicht zu viel darüber nach.“

Pol Espargaro, der sich bei Honda in dieser MotoGP-Saison jener Herausforderung stellt, an der Lorenzo scheiterte, attestiert er „ein sehr gutes Debüt“. „Er liegt knapp vor Nakagami und Alex. Das ist ein sehr gutes Zeichen für ihn und für Honda, denn es zeigt, dass er das Motorrad mag, dass er keine Probleme haben wird, sich anzupassen.“

„Ich habe Pol immer für einen sehr schnellen und aggressiven Fahrer gehalten und nach dem, was ich bei Honda erlebt habe, scheint es, dass man diesen Stil haben muss, um auf diesem Motorrad schnell zu fahren“, analysiert der fünffache Weltmeister.

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autoren: Mark Bremer, Lena Buffa

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