Johann Zarco - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Johann Zarco (rechts) wird 2024 den Platz von Alex Rins bei LCR-Honda übernehmen

(Motorsport-Total.com) – Am Rennsonntag in Spielberg fügte sich ein weiteres wichtiges Puzzleteil im aktuellen MotoGP-Fahrermarkt: Pramac bestätigte den Abschied von Johann Zarco, der anschließend seinen Wechsel zu LCR-Honda im nächsten Jahr offiziell machte.

Eine Presseaussendung seitens LCR steht zwar aus (Update: 13:30 Uhr bestätigte auch das Team Zarcos Verpflichtung ab 2024). Aber sicher ist: Zarco hat einen Zweijahresvertrag unterzeichnet, mit der Option auf ein drittes Jahr.

Genau das war für den Franzosen auch das entscheidende Kriterium, auch wenn der Wechsel bedeutet, dass er das momentan konkurrenzfähigste Motorrad in der Startaufstellung verlässt, um auf das derzeit schwächste im Feld umzusteigen.

„Wir hatten die Möglichkeit von Ducati, ein weiteres Jahr zu fahren, aber ich konnte mir nicht sicher sein, ob ich bei Pramac bleiben kann“, verrät Zarco über die Umstände seiner Entscheidung. „Es gab ein gutes Interesse von Honda, die mir zwei Jahre angeboten haben, auch mit einem Projekt für die Zukunft.“

„Dieses Jahr habe ich einen anderen Weg, eine andere Herangehensweise an mein Training und das Rennwochenende, und das gab mir die Energie, mich für eine längere Zeit in der MotoGP zu sehen“, sagt Zarco, der mit 33 zu den älteren Fahrern zählt.

Zarco wollte keinen Einjahresvertrag mehr
In den vergangenen Jahren sei es bei Ducati „trotz guter Ergebnisse, regelmäßiger Kämpfe um Podiumsplätze und Top-5-Platzierungen in der Meisterschaft“ immer schwierig gewesen zu verlängern. „Und dieses Jahr war es noch schwieriger.“

„Weil ich nicht sicher war, dass ich bei Pramac bleiben würde, wollte ich nicht bei einem anderen Team unterschreiben, auch wenn es sich um das gleiche Motorrad handelt. Wenn ich das Team schon wechsle, möchte ich ein anderes Projekt starten“, erklärt Zarco und unterstreicht noch einmal die Vertragslänge.

„Es sind sichere zwei Jahre. Als Sportler, der 33 Jahre alt ist, musste ich darüber ein wenig nachdenken. In den vergangenen zwei Jahren hatte ich immer Einjahresverträge, und nach fünf oder sechs Rennen macht man sich schon Stress, wenn man an die Zukunft denkt, weil man nicht sicher ist, ob man bleiben kann.“

Diese Frage muss sich Zarco bei LCR-Honda nicht stellen. Gleichzeitig ist ihm klar, welche Herausforderung der Wechsel auf eine radikal andere Maschine mit sich bringt.

„Ich bin gespannt auf das Motorrad“, sagt der Franzose – wohl wissend, in welcher Krise Honda aktuell steckt. Doch Zarco ist zuversichtlich: „Ich bin mir sicher, dass sie die Macht haben, zu investieren und Lösungen zu finden und ich werde stolz sein, wenn ich gemeinsam mit ihnen einen Weg finden kann.“

„Ich glaube immer noch, dass derjenige, der auf dem Motorrad gewinnen kann, sobald es besser funktioniert, Marc (Marquez; Anm. d. R.) sein wird, denn er bleibt ein unglaublicher Fahrer, wenn er sich gut fühlt.“ Doch noch hat auch er zu kämpfen.

Marquez: Ein weiterer Fahrer mit Erfahrung
Wie reagiert der sechsfache MotoGP-Weltmeister auf die Nachricht von Zarcos Wechsel zu LCR-Honda? „Er ist ein weiterer Fahrer mit guten Erfahrungswerten und vor allem fährt er im Moment das beste Motorrad im Feld“, sagt der Spanier. „Natürlich wird er uns einige gute Kommentare an die Ingenieure geben.“

Doch Marquez betont, dass auch Joan Mir und Alex Rins viel Erfahrung von einem anderen Hersteller mitgebracht hätten. Beide stießen 2023 von Suzuki zu Honda. Und trotzdem hat sich bisher keine wirkliche Besserung eingestellt.

„Wir sind in einem Moment, an dem alle Honda-Fahrer mit dem gleichen Problem kämpfen. Es ist nicht so, dass der eine an einem Punkt zu kämpfen hat und der andere an einem anderen Punkt. Aber wenn er (Zarco) in die Honda-Familie kommt, ist er willkommen und sicher bereit zu arbeiten“, sagt Marquez.

Zarco schrecken die aktuelle Probleme seines künftigen Arbeitgebers jedenfalls nicht ab. Er freut sich auf die Zusammenarbeit mit Honda und LCR. Das Team und seinen Boss Lucio Cecchinello kennt er bereits aus drei Grand-Prix-Einsätzen 2019, als er für den damals verletzten Takaaki Nakagami einsprang.

„Wir haben uns vor vier Jahren getroffen und eine gute Verbindung entwickelt. Damals hatte ich ein gutes Gefühl auf der Honda. Deshalb habe ich auch keine Angst“, sagt er.

„Ich bin viel besser vorbereitet als in der Vergangenheit. Ja, ich habe schlechte Erfahrungen mit KTM gemacht“, erinnert Zarco an die Saison 2019. Damals wechselte er von Tech-3-Yamaha ins KTM-Werksteam. Doch die Verbindung hielt nur 13 Rennen und wurde wegen Erfolgslosigkeit vorzeitig beendet.

Was anders ist als beim Wechsel zu KTM 2019
„Im Moment sieht es fast genauso aus. Die Dinge laufen gut mit Ducati (wie 2018 mit Yamaha) und ich gehe zu Honda“, gibt der Franzose zu. „Aber ich bin viel reifer, also glaube ich, dass ich mit schwierigen Situationen besser umgehen kann.“

„Zu KTM-Zeiten hatte ich meine Nerven nicht im Griff, aber ich hatte auch nur die Erfahrung mit der Yamaha. Mein Fahrstil hat sich in den vergangenen Jahren mit Ducati sehr verändert. Ich habe viel dazu gelernt und bin mir viel bewusster, was passiert. Ich mag es, diese Kontrolle zu haben“, erklärt der 33-Jährige.

„Natürlich würde ich es vorziehen, zu gewinnen, aber ich bin bereit, weiter zu lernen und zu verstehen, wie es den Fahrern geht oder was wir mit dem Motorrad machen können.“

„Und wie gesagt, ich bin immer noch sehr konkurrenzfähig. Deshalb ist es ein guter Moment, es zu versuchen“, bekräftigt Zarco. „Mit diesen zwei sicheren Jahren nehme ich etwas Stress und Gewicht von meinen Schultern und kann sagen: Okay, schau ein bisschen weiter in die Zukunft und baue etwas anderes auf.“

Bevor es soweit ist, will er aber diese Saison gut zu Ende bringen. „Wir haben noch die Hälfte der Rennen zu absolvieren und ich werde mein Bestes geben. Ich will um die Top 5 in der WM kämpfen und Pramac helfen, den ersten Platz in der Teamwertung zu halten. Das wäre dann die beste Saison für Pramac.“

Text von Juliane Ziegengeist, Co-Autor: German Garcia Casanova

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