Francesco Bagnaia - © Motorsport Images

© Motorsport Images – Für Francesco Bagnaia hat der Indonesien-Sieg einen ganz hohen Stellenwert

(Motorsport-Total.com) – Im Indonesien-Sprint am Samstag verlor Francesco „Pecco“ Bagnaia die WM-Führung an Jorge Martin.

Im Indonesien-Grand-Prix am Sonntag hat er sich die WM-Führung zurückgeholt. Dass Martin in Führung liegend gestürzt ist, kam Bagnaia entgegen. Aber auch ohne den Sturz des Rivalen war es eine überzeugende, fast schon sensationelle, Vorstellung vom amtierenden MotoGP-Weltmeister, der nun auch im diesjährigen WM-Stand wieder die Oberhand hat.

Bagnaias Sieg am Sonntag in Mandalika kam vom 13. Startplatz zustande. Von so weit hinten, nämlich aus der fünften Startreihe, wurde auf trockener Strecke seit sage und schreibe 17 Jahren kein MotoGP-Sieg mehr eingefahren. Abgesehen von Regenrennen war ein solcher Husarenritt zuletzt Marco Melandri (Gresini-Honda) beim Grand Prix der Türkei 2006 in Istanbul gelungen, damals vom 14. Startplatz.

Am Sonntag in Mandalika hat „Pecco“ Bagnaia nicht zuletzt das Ducati-Team überrascht. „Unglaublich! Mit einem solchen Rennen hätte ich nicht gerechnet“, gab Luigi „Gigi“ Dall’Igna, der Boss von Ducati Corse, unmittelbar nach der Zieldurchfahrt zu. Und auch Rennsieger Bagnaia selber sucht nach seinem Husarenritt nach den richtigen Worten.

„Nach dem, was gestern passiert ist, habe ich heute alles gegeben, um zurückzuschlagen. Vom Stellenwert her würde ich diesen Sieg als mindestens so wichtig einstufen wie den im vergangenen Jahr in Malaysia, vielleicht sogar als wichtiger“, sagt Bagnaia.

Mit seinen Worten erinnert Bagnaia an das vorentscheidende Rennen im Titelkampf 2022 gegen Fabio Quartararo. Sieht er nun also seinen Indonesien-Sieg gar schon als vorentscheidend im Titelkampf 2023 gegen Jorge Martin an? Aus sieben Punkten Rückstand am Samstag hat Bagnaia am Sonntag jedenfalls wieder 18 Punkte Vorsprung gemacht.

Sonntagssieg am Samstagabend vorgenommen
„Mein Ziel heute war der Sieg. Das habe ich mir vorgenommen, als ich gestern Abend das Telefon ausgeschaltet habe“, sagt Bagnaia und spricht den Sturz von Martin an: „Als ich sah, dass er gestürzt ist, konnte ich ein bisschen durchatmen. Von da an musste ich nicht mehr ganz so hart pushen wie vorher. Ich hatte das Rennen unter Kontrolle.“

Den Grundstein für seinen sagenhaften Tag legte Bagnaia direkt auf den ersten Metern. Vom 13. Startplatz kam er als Zehnter aus der ersten Kurve heraus und gar als Sechster aus der ersten Runde zurück. „Der Start macht fast schon 50 Prozent des Rennens auf. Hast du einen guten Start, kannst du mehr erreichen, keine Frage. Deshalb habe ich mich voll auf den Start konzentriert“, erklärt der Sieger und gibt zu: „Am ersten Bremspunkt habe ich auch ein bisschen was riskiert.“

Als in der zweiten Runde Luca Marini von Brad Binder abgeräumt wurde, machte Bagnaia kampflos zwei Positionen gut und war schon Vierter. Nachdem er in der dritten Runde an Fabio Quartararo vorbeiging, war er schon Dritter. Durch den in Führung liegend passierten Sturz von Titelrivale Jorge Martin in der 13. von 27 Runden rückte Bagnaia auf die zweite Position nach vorn.

Top 3 in von 0,4 Sekunden: „Letzte Runde einfach genossen“
Den neuen Spitzenreiter Maverick Vinales griff sich Bagnaia in Runde 20 und ließ anschließend nichts mehr anbrennen. Zwar betrug der Abstand der Top 3 – Bagnaia, Vinales, Quartararo – auf der Ziellinie lediglich 0,433 Sekunden. Das lag aber vor allem daran, dass Bagnaia das Tempo kontrollierte und in den letzten Runden nicht mehr volle Attacke fuhr.

„Die letzte Runde habe ich einfach genossen. Zu Beginn der Runde hatte ich einen Vorsprung von sieben Zehntelsekunden, im zweiten Sektor immer noch sechs Zehntelsekunden. Da habe ich mir gesagt, dass ich den letzten Teil der Runde entspannter angehen kann“, so der Sieger.

„Vor Kurve 16 habe ich sehr früh gebremst und bin die Kurve ganz langsam gefahren. Vielleicht war ich mir ein bisschen zu sicher“, grinst Bagnaia und gibt zu: „Dass sie hinter mir so dicht dran waren, das wurde mir erst klar, als ich später das Video gesehen habe.“

Nachdem er sich im Sprint am Samstag rundenlang die Zähne an Ducati-Teamkollege Enea Bastianini ausgebissen hatte und nur als Achter ins Ziel gekommen war, haben Bagnaia und seine Crew rund um Crewchief Cristian Gabarrini Überstunden eingelegt, um für den Grand Prix am Sonntag besser gerüstet zu sein. „Wir haben das Motorrad stark verbessert. Das wurde mir sofort am Morgen im Warm-Up klar, denn da habe ich gleich mal probiert, andere zu überholen und das hat funktioniert“, sagt Bagnaia.

Bagnaia verrät, dass er monatelang nicht 100 Prozent fit war
In diesem Zusammenhang verrät Bagnaia, dass er monatelang gar nicht hundertprozentig fit war: „In Le Mans hatte ich mir den Fuß gebrochen. Auch die Hand war gebrochen. Die Fußverletzung machte mir von Mugello bis Barcelona zu schaffen.“

„Und die Hand“, so Bagnaia weiter, „bereitete mir vor allem auf dem Sachsenring, wo es fast nur Linkskurven gibt, Probleme. Als ich in Barcelona gestürzt bin, hatte ich dann den Bluterguss am Bein, der wirklich heftig war. Das hier war jetzt das erste Wochenende, an dem ich keine Probleme mit meinem Bein hatte“.

Mit 18 Punkten Vorsprung auf Jorge Martin (MotoGP-Gesamtwertung 2023) reist Bagnaia nun zum Grand Prix von Australien am kommenden Wochenende auf Phillip Island. Zwischenzeitlich betrug seine WM-Führung im Verlauf dieser Saison schon 62 Punkte. Am Samstag sah er sich plötzlich einem Punkterückstand gegenübergestellt, den er direkt tags darauf wieder in einen Punktevorsprung umgewandelt hat.

„Dieser Sieg hier ist ganz wichtig. Ich bin wirklich sehr sehr glücklich, denn die Zeit seit dem Barcelona-Crash war nicht einfach. Jetzt wieder gewonnen zu haben, das verleiht uns jede Menge Motivation. Damit meine ich nicht nur mich selber, sondern mein gesamtes Team“, bekennt Bagnaia.

„Nachdem ich schon 62 Punkte Vorsprung hatte, kam der Barcelona-Crash und ich habe Punkt um Punkt eingebüßt. Auch mein gutes Fahrgefühl ging ein bisschen verloren. [Jorge] Martin hingegen wurde stärker und stärker, was vielleicht auch daran lag, weil er gesehen hat, wie ich zu kämpfen zu habe. Dadurch wurde er noch ambitionierter“, sagt der Titelverteidiger.

„Jorge ist ein sehr sehr starker Fahrer, keine Frage. Aber ich habe einfach eine gewisse Zeit gebraucht, um mein gutes Gefühl wiederzufinden. Deshalb ist dieses Ergebnis von heute so wichtig“, so der Indonesien-Sieger, der jetzt wieder WM-Spitzenreiter ist, abschließend.

Text von Mario Fritzsche

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